Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
Genau wie bei ihrer Mutter. Sie war nicht wählerisch. Sehen Sie sich doch nur diesen Job an, den Kimberley hatte. Sie war bei den großen Partys und den Tanzveranstaltungen und Galas und was weiß ich, immer als Kellnerin. Könnte jemand gewesen sein, den sie dort kennen gelernt hat. Im Grunde genommen jeder. Sie waren Zigeuner, die beiden. Kimberley genauso wie Susan. Es war nicht Joans Fehler. Joan war eine anständige Frau. Sie hat alles versucht, um die Mädchen anständig zu erziehen. Aber diese jungen Dinger heutzutage, sie sind alle gleich. Alle sind sie gleich. Keine Moral, keine Scham, keinen Respekt vor den Eltern. Die Welt ist vor die Hunde gegangen, wenn Sie mich fragen.« Sie blinzelte, und ihre vorquellenden Augen verschwanden unter fetten Lidern.
    »Warum sind Sie plötzlich so interessiert an Kimberley? Ist bestimmt schon zehn, zwölf Jahre her, dass sie verschwunden ist.«
    »Wir überprüfen lediglich ein paar Einzelheiten«, antwortete Markby ausweichend. Er erhob sich und hätte sich fast den Kopf am Eichenbalken gestoßen.
    »Ich danke Ihnen, Mrs. Archibald.« Er sah, wie sie sich abmühte, um auf die Beine zu kommen, und fügte hastig hinzu:
    »Bleiben Sie nur sitzen! Ich finde alleine hinaus.« Als er wieder an der frischen Luft war, musste er zunächst gegen aufsteigende Übelkeit ankämpfen. Das kleine beengte Wohnzimmer war klaustrophobisch gewesen, und auf eine gewisse, nicht fassbare Weise hatte es Unbehagen in ihm er weckt. Ein ganzes Jahrhundert lang respektable Geschäftsleute. Hart arbeitend, sparsam, fromm und streng. Vorbestimmte Leben und engstirnige Köpfe, dachte Markby, während er die Straße hinunter zu seinem Auto ging. Nach Mrs. Archibalds Meinung hatte sich die Welt offensichtlich verschlechtert. Markby hingegen war überzeugt, dass die Welt besser war als früher.
    Sergeant Prescott war mit der Aufgabe betraut worden, Simon French aufzusuchen und ihm die Fotografie vorzulegen. Um sich unnötige Mühen zu ersparen, rief er zuerst in Frenchs Restaurant an, was sein Chef sicherlich wohlwollend zur Kenntnis genommen hätte.
    »Könnte ich Sie vielleicht noch einmal sprechen, Mr.
    French?«
    »Wozu?«, entgegnete French mit erwachendem Misstrauen.
    »Ich war bei Ihnen im Präsidium und habe alles erzählt, was ich weiß.«
    »Ja, das haben Sie, Sir, und dafür sind wir Ihnen zu Dank verpflichtet. Aber ich habe hier etwas, von dem ich möchte, dass Sie einen Blick darauf werfen. Es wird nur ein paar Minuten dauern, Sir.«
    »Sie können nicht in mein Restaurant kommen!«, widersprach French.
    »Ich meine, als Gast sind Sie natürlich jederzeit willkommen, Sergeant. Wirklich, ich hoffe sehr, dass Sie unser Restaurant einmal ausprobieren! Ich meine, es wäre mir lieb, wenn Sie nicht beruflich vorbeikommen. Offen gestanden, so etwas verursacht Gerede. Mein Personal – einige sind noch sehr jung. Sie kommen auf dumme Gedanken. Sie machen blöde Witze. Es würde meine Autorität untergraben.« Prescott hatte eine passende Antwort auf der Zunge, doch er beschränkte sich darauf zu sagen:
    »Könnten Sie dann bitte zu uns kommen, Sir?«
    »Also schön«, gab French widerwillig nach. Eine halbe Stunde später traf er in Prescotts Büro ein und saß gequält da, während er darauf wartete, dass Prescott ihm das Bild zeigte, auf dem auch er selbst, jünger und unschuldiger, zu sehen war.
    »Sie sind im Augenblick unsere einzige Spur, Mr. French«, sagte Prescott mit einer hölzernen Höflichkeit, die jeder mit Leichtigkeit durchschaut hätte, der nicht so völlig von sich eingenommen war wie sein gegenwärtiger Besucher. French jedoch ließ sich einwickeln, und seine Stimmung stieg augenblicklich.
    »Also das hier ist Kimberley«, antwortete er geschmeichelt und deutete auf den molligen Teenager.
    »Was ist mit der anderen jungen Frau? Erinnern Sie sich an sie? Ihr Name würde uns weiterhelfen.«
    »Ich habe ein ausgezeichnetes Namensgedächtnis!«, sagte French selbstgefällig.
    »Schätze, ich vergesse nie einen Namen.« Er tippte auf das Foto.
    »Die andere Frau hieß Jennifer. Der Familienname war ausländisch. Irgendetwas Polnisches oder so. Warten Sie, Jennifer Jurko … nein, Jurawicz. Ganz sicher. Jennifer Jurawicz. Die Leute hatten immer Mühe, ihren Namen auszusprechen. Jennifer war ein nettes Mädchen.« French nickte.
    »Sie war nur kurze Zeit bei uns. Sie fand einen besseren Job, bei dem sie nur tagsüber arbeiten musste. Ich habe gehört, dass sie kurze Zeit später

Weitere Kostenlose Bücher