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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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die leibliche Mutter. Wir werden uns mit den walisischen Behörden in Verbindung setzen und uns nach dem Verbleib von Susan erkundigen, doch ich bezweifle, dass sie erfreut sein wird, wieder von uns zu hören.«
    Zwölf Jahre waren vergangen, doch Joan Oates hoffte wahrscheinlich noch immer, dass ihre Enkelin am Leben war. Schließlich hatte Susan ihr Zuhause ebenfalls verlassen und überlebt. Die arme alte Mrs. Oates. Zwölf Jahre voller Zweifel, voller Selbstvorwürfe, weil sie offensichtlich nicht nur bei ihrer Tochter, sondern auch bei ihrer Enkelin versagt hatte. Doch es war die Polizei, die Joan Oates im Stich gelassen hatte. Sie hatte versagt, die Wahrheit hinter Kimberleys Verschwinden herauszufinden. Die Polizei allein hatte all die vielen Jahre der Unsicherheit und des Schmerzes zu verantworten.

    »Ich werde selbst zu Mrs. Oates fahren«, entschied Markby. Er klopfte auf den Schnellhefter.
    »Hier drin ist ein Foto, das offensichtlich auf der Arbeit entstanden ist. Wir werden unseren Freund Mr. Simon French vorladen und nach dem Namen der anderen Frau auf diesem Bild befragen. Vielleicht können wir sie finden. Oh, und an der Wand hinter dem Büfett hängt eine eingerahmte Urkunde oder so etwas. Bringen Sie das Foto ins Labor und lassen Sie es vergrößern; vielleicht können wir erkennen, was es ist. Wahrscheinlich hat es nichts mit dem Fall zu tun, aber wir müssen jeder noch so kleinen Spur nachgehen. Wir haben schließlich nicht gerade viel, womit wir arbeiten können.«
    Er klappte den Hefter auf und starrte düster hinein. Dann schob er das Bild von den beiden Kellnerinnen und dem Barmann zur Seite und nahm das Porträt von Kimberley zur Hand. Er betrachtete es stirnrunzelnd.
    »Was halten Sie hiervon, Lou? Von diesem anderen Foto, nicht dem Bild von der Arbeit. Wenn Sie mich fragen, sieht es so aus, als hätte sie eine Schuluniform an.«
    Louise Bryce nahm die Fotografie entgegen.
    »Ja, es ist eines von diesen Schulfotos, Sir. Der Fotograf macht Bilder von allen Schülern. Er weiß, dass so gut wie jede Familie eins kaufen wird. Meine Mutter hat eins von mir zu Hause, fast genau wie dieses hier. Es wurde in meinem letzten Jahr gemacht.«

    »Geben Sie es an die Medien weiter. Alle, aber besonders die Lokalpresse, das Regionalfernsehen, was es so gibt. Wenn sämtliche Schüler fotografiert wurden, dann wohnt der ein oder andere vielleicht noch in der Gegend, und das Bild weckt eine Erinnerung. Veranlassen Sie, dass die Sache mit großer Dringlichkeit behandelt wird. Und vergessen Sie nicht die landesweite Presse. Die Menschen ziehen heutzutage von einer Stadt zur anderen, und Gott weiß, wo sie landen! Wir müssen jeden finden, der die junge Frau gekannt hat!«
    Ein zwölf Jahre alter Fall. Erinnerungen, die im Lauf der Jahre verblasst waren. Zeugen, die sich in alle vier Winde zerstreut hatten. Simon Frenchs Information war ein überraschender Durchbruch gewesen, doch Markby wäre dumm, wenn er auf einen weiteren hoffte. Sowohl Markby als auch Bryce wussten, dass die weiteren Ermittlungen mühselig werden würden, bis zum Schluss.
    Sein Blick fiel auf den Pappbecher mit dem erkaltenden Kaffee, den Bryce ganz vergessen hatte. Er erinnerte Markby an flüssigen Schmutz.
    »Oh, und Louise?«, sagte er.
    »Gehen Sie in die Kantine und frühstücken Sie um Himmels willen erst einmal vernünftig!«
    KAPITEL 6
    ES WAR eine kleine Straße, im Grunde genommen nur ein Weg. Sie verlief um das Stadtzentrum herum, hinter einer Gastwirtschaft und einem Autoteilehändler und einem chinesischen Schnellimbiss her. Historisch betrachtet war es eine der ältesten Straßen der Stadt, eine mittelalterliche Gasse, und auf einer Seite war dies noch immer an den Fundamenten der alten Häuser zu sehen. Die andere Seite nahmen die zuvor erwähnten Geschäfte und Läden ein.
    Die Gasse war zu schmal für die Bedürfnisse des modernen Verkehrs und aus diesem Grunde Radfahrern und Fußgängern vorbehalten. Gras drückte sich durch die Ritzen im Belag. Hunde sonnten sich ungefährdet auf dem schmalen gepflasterten Bürgersteig oder gar mitten auf der Straße. Katzen strichen munter um die Abfalltonnen des Gasthofs und des Chinarestaurants. Der Lärm vom Verkehr auf der Hauptstraße drang nur leise hierher, gedämpft vom Gewirr alter Ziegel- und Steinmauern, und ließ auf diese Weise eine Insel des Friedens und der Ruhe inmitten des umgebenden Gewimmels entstehen.
    Alan Markby hatte seinen Wagen am unteren Ende der Straße

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