Kerzenlicht Für Eine Leiche
hatte nachgelassen, doch es nieselte bereits wieder. Markby saß im grauen Licht am Fenster und blätterte durch die sauber getippten Seiten von Louise Bryces Bericht.
»Jedenfalls sieht es genau danach aus. Und sie hat dieses Geld bei einer Veranstaltung erhalten, die von Partytime beliefert wurde. Einer Veranstaltung seitens einer der einheimischen politischen Gruppierungen.«
»Alles führt irgendwie immer wieder auf Lars Holden zurück«, murmelte Bryce.
»Ich weiß!«, fauchte Markby und entschuldigte sich sofort.
»Tut mir Leid. Ich sehe, dass ich mich wohl noch einmal mit ihm unterhalten muss. Außerdem muss ich dringend mit Margaret Holden reden. Glücklicherweise habe ich sie bereits informiert, dass ich sie anrufen werde.« Er legte die Finger zusammen.
»Wenn Kimberley dafür bezahlt wurde zu schweigen, wenn sie große Summen erhielt, dann vergessen Sie nicht, dass Lars zu diesem Zeitpunkt erst achtzehn Jahre alt war. Er hätte keinen Zugriff auf diese Summen gehabt, nicht ohne dass ungemütliche Fragen gestellt worden wären. Mir kommt es viel wahrscheinlicher vor, dass jemand anderes gezahlt hat, jemand, der großes Interesse an Lars’ Zukunft hatte. Es könnte entweder seine Mutter gewesen sein oder sein Vater, der inzwischen tot ist, oder alle beide. Falls sein Vater versucht hat, sich des Mädchens zu entledigen, ohne dass Margaret etwas davon erfuhr, dann werden wir es niemals beweisen können. Falls Margaret nichts von ihrem Sohn und Kimberley gewusst hat, dann wird es ein heftiger Schock für sie.«
»Vielleicht hat Lars es seiner Mutter gesagt, oder Angela Pritchard. Vielleicht wollten sie Margaret vorwarnen, genau wie sie sich die Mühe gemacht haben, Ihnen alles zu erzählen, bevor Sie es auf anderem Weg herausfinden konnten. Und nachdem sie mit Ihnen gesprochen hatten, rechneten sie sich vielleicht aus, dass Sie Margaret Holden ansprechen würden«, sagte Bryce.
»Was ich noch heute Morgen tun werde. Wir kommen nicht weiter, wenn wir Zeit verschwenden«, entgegnete Markby düster.
»Kimberley erwähnte Jennifer gegenüber außerdem, dass sie einen reichen Freund kennen gelernt hätte. Das klingt ganz nach Lars. Seine Familie ist reich, Sir. Wie Jennifer schon sagte – wo in Bamford sollte sie jemand Reichen kennen lernen? Nur auf einer dieser Partys, die von Partytime beliefert wurden.« Markby trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch.
»Hat Jennifer nicht auch gesagt, dass dieser reiche Freund Kimberley eine Wohnung bezahlen wollte? Lars kann ihr das unmöglich angeboten haben. Also könnte es jemand anderes gewesen sein. Andererseits hat Kimberley vielleicht auch nur wieder einmal fantasiert, wie alle das zu nennen scheinen! Ich werde jetzt Margaret Holden anrufen.« Er stand auf und griff nach dem Telefon.
»Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, diese Angelegenheit muss mit Samthandschuhen angefasst werden! Wir können nicht gegen einen Abgeordneten ermitteln, ohne zu riskieren, dass sich ein Wespennest von Journalisten auf uns stürzt! Und vergessen Sie eins nicht – wenn wir falsch liegen, haben wir seine Karriere für nichts und wieder nichts ruiniert! Etwas bleibt immer haften!«
Meredith senkte den Schirm und schüttelte ihn aus, bevor sie ihn faltete und dabei in das Schaufenster sah. Wurst in Scheiben, Fleisch aller Art lag auf silbernen Tabletts, die mit grünen Plastikgirlanden voneinander separiert waren. Die Farben und das Arrangement der Waren bildeten eine hübsche Kombination aus Kontrast und Form. Von Korallenrosa bis Burgunderrot war alles da, befreit von unansehnlichem Fett und Knorpel, und nichts mehr erinnerte an den Horror des Schlachtens oder Entbeinens. Alles war sauber und ordentlich. Niemand hätte irgendwelche Einwände erheben können. Über allem residierte ein rosiges Plastikschwein, das auf den Hinterbeinen stand und die Passanten anzugrinsen schien.
Meredith sah hinauf zum Firmenschild über dem Schaufenster: Archibald. Familienmetzgerei seit 1897. Es war ein Familienbetrieb, na schön. Seit hundert Jahren verkauften sie im gleichen Laden Fleisch. Das war keine schlechte Leistung.
Meredith öffnete die Tür. Wie üblich in ähnlich altmodischen Geschäften hatten moderne Kühltheken und Eisschränke den über allem hängenden Geruch nach Blut nicht verdrängen können. Die Theke verlief durch die gesamte Länge des Ladens vom Eingang bis zur Rückseite. Von Haken an den Wänden baumelten Metzgerwerkzeuge, die beinahe mittelalterlich
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