Kerzenlicht Für Eine Leiche
zurück, wo er sich unter einer alten Decke eingrub und sich immer und immer und immer wieder um die eigene Achse drehte, bis alles stimmte. Als er endlich lag, war eine Beule unter der Decke alles, was noch von ihm zu sehen war.
»Er wird allmählich alt«, sagte Oscars Besitzerin.
»Er mag es warm. Ich weiß nicht, wie er so viel Hitze aushalten kann!« Sie lächelte traurig.
»Er wird mir fehlen, wenn er irgendwann einmal nicht mehr da ist, um mir Gesellschaft zu leisten. Oscar war immer ein loyaler Freund.«
»Er ist noch ziemlich fit, oder nicht? Er sieht kerngesund aus.«
»Oh, fit ist er, das stimmt. Aber er ist schon dreizehn, wissen Sie? Das ist für einen Hund fast schon biblisch. Weit über siebzig, in Menschenjahren.« Eine ältliche Frau kam herein. Sie brachte ein Tablett mit Kaffee und Biskuits.
»Danke sehr, Doris«, sagte Margaret Holden. Nachdem Doris wieder gegangen war und Margaret Alan einen Kaffee und Biskuits angeboten hatte, fragte sie:
»Und was kann ich für Sie tun, Alan?« Markby biss in einen Biskuit. Er war selbst gemacht.
»Es tut mir wirklich Leid, Sie belästigen zu müssen, Margaret. Ich möchte weder Ihnen noch irgendjemand anderem Scherereien machen, aber ich bin mit der Untersuchung des Todes dieser jungen Frau beauftragt, Kimberley Oates. Sicherlich haben Sie inzwischen darüber gelesen.« Margaret nickte. Die Aura von Müdigkeit, die sie umgab, schien stärker zu werden. Unter ihren Augen bemerkte Markby dunkle Schatten, und sie strahlte unendliche Traurigkeit aus.
»Sie hat für eine Firma namens Partytime gearbeitet, ein Catering-Unternehmen. Sie haben Partytime wenigstens einmal beauftragt, zu Lars’ achtzehntem Geburtstag, wenn meine Informationen zutreffen.« Margaret nickte erneut.
»Ich erinnere mich. Ich war recht zufrieden mit ihnen.«
»Kimberley war an diesem Abend als Kellnerin dabei.« Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und stellte die Kaffeetasse ab, ohne getrunken zu haben.
»Ich weiß, was Sie sagen wollen, Alan. Lars hat mit mir gesprochen. Er hat mir erzählt, dass Sie, Meredith, Angie und er während des Mittagessens darüber gesprochen haben. Ich weiß, dass Lars … dass er eine Romanze mit diesem Mädchen hatte. Aber es hatte nichts zu bedeuten.«
»Davon gehe ich auch nicht aus. Ich habe Lars gesagt, dass nichts davon an die Öffentlichkeit gelangen wird – an die Presse, meine ich. Vorausgesetzt, er sagt die Wahrheit und hält nichts zurück.«
»Ich danke Ihnen.« Sie neigte den Kopf. In Markby kam das unwillkürliche Gefühl auf, als hätte er es mit einem Mitglied der königlichen Familie zu tun. Er wappnete sich innerlich. Er durfte nicht zulassen, dass sie den Ton der Unterredung diktierte. Das hier war eine polizeiliche Ermittlung, ob es ihr nun gefiel oder nicht.
»Die junge Frau war zum Zeitpunkt ihres Todes schwanger, Margaret. Ungefähr im vierten Monat.« Sie wandte den Blick ab und starrte in die Flammen.
»Haben Sie bereits mit Lars darüber gesprochen?«
»Nein, noch nicht. Margaret, hat Kimberley Sie besucht, um darüber zu reden?« Sie schwieg zunächst, doch dann sagte sie seufzend:
»Ja. Sie war hier. Ein gewöhnliches, billiges Mädchen. Sehr jung und hübsch, wie ich zugeben muss. Sie sagte, dass sie ein Baby von Lars erwartete. Ich dachte zuerst, dass sie Geld wollte. Dann begann ich zu zweifeln. Ich denke – so lächerlich es auch klingen mag –, ich glaube tatsächlich, sie dachte, Lars würde sie heiraten.« Margaret blickte ihn aus weiten staunenden Augen an.
»Stellen Sie sich das vor! Er war erst achtzehn! Gerade im Begriff, zur Universität zu gehen! Es stand überhaupt nicht zur Debatte! Außerdem … Lars war ein so aufgeweckter Junge. Etwas ganz Besonderes. Er interessierte sich schon damals für die Politik. Wir alle konnten sehen, dass er eine glänzende Zukunft vor sich hatte. Und da kam doch tatsächlich dieses Mädchen – sie sprach nicht einmal richtiges Englisch! Ihr Vokabular war das einer Zehnjährigen, bis auf die Flüche! Ich traute meinen Ohren nicht! Das Schlimmste daran war, dass sie nicht einmal zu wissen schien, wie sehr sie sich danebenbenahm. Als redeten alle so. Vielleicht traf es ja für ihre übrigen Bekannten zu. Und was ihre Behauptung anging, das Kind sei von Lars – wie konnten wir sicher sein, dass sie nicht log?«
»Ihr Mann lebte damals noch, nicht wahr? War er bei der Unterhaltung zugegen?«
»Ja. Er war hier. Er war außer sich vor Zorn. Lars und Richard,
Weitere Kostenlose Bücher