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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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war. Derek Archibald nahm er sich lieber selbst vor. Derek musste das tote Mädchen gekannt haben. Diese Tatsache allein machte ihn interessant. Vielleicht hatte Archibald auch seine eigene Theorie bezüglich der Kerzengeschichte. Mrs. Etheridge war geneigt, an satanische Rituale zu glauben. Markby hingegen ganz und gar nicht.
    Er bog auf die Bamforder Hauptstraße ab und landete irgendwann in der Einkaufsmeile. Vor dem Metzger parkte er seinen Wagen, doch er hatte ganz vergessen, dass Mittwoch war. Archibald’s, der Familienbetrieb, hatte im Gegensatz zu den Supermärkten mittwochs nachmittags immer noch geschlossen. Die Jalousien waren herabgelassen, die Tür verschlossen. Markby überlegte, ob er zu den Archibalds nach Hause fahren sollte, doch er verspürte eine innere Abneigung dagegen, sich ein weiteres Mal in dieses klaustrophobische Zimmer zu setzen. Besser, er wartete bis zum nächsten Tag und redete mit Derek in dessen Geschäft.
    Markby stieg wieder in seinen Wagen und fuhr langsam durch die Stadt. Es war still, die Straßen lagen halb verlassen. Bamford besaß noch genug kleine Läden, die mittwochs nachmittags geschlossen waren, um diesem Faktor Gewicht zu verleihen. Rings um die beiden Supermärkte war Betrieb und drängten sich Menschen, doch überall sonst herrschte Ruhe. Die Geschäfte erweckten in Markby den Gedanken an Nahrungsmittel, und mit einem Mal fiel ihm ein, dass er noch kein Mittagessen gehabt hatte, und es war später Nachmittag. Überhaupt hatte er seit dem Morgen nichts mehr zu sich genommen bis auf ein Pint mit Lars Holden. Sein Magen bestätigte die Feststellung mit einem hohlen Knurren.
    Ein Stück weiter gab es eine Sandwich-Bar. Sie war neu, oder zumindest erinnerte sich Markby nicht an sie. Die Bar hatte geöffnet. Und davor gab es wie gerufen einen freien Parkplatz. Er steuerte den Wagen in die Lücke, stieg aus und ging hinein, um etwas gegen den stechenden Hunger zu unternehmen.
    Es war ein sauberer kleiner Laden. Hinter einer Glastheke lagen die verschiedenen Beläge für die Sandwiches in Plastikschalen. Einiges davon kannte Markby – geschnittenen Schinken, Krabben, selbst Thunfisch in Mayonnaise und Mais. Der Rest war unidentifizierbar.
    Es gab zwei winzige Tische und ein paar zerbrechlich aussehende Stühle. Man konnte also, falls gewünscht, seinen Imbiss gleich hier vor Ort verzehren. Markby entschied sich für Speck und Salat mit dunklem Brot. Als Getränk gab es lediglich Kaffee oder einen Softdrink zur Auswahl. Markby nahm schwarzen Kaffee, um sein müdes Gehirn wieder auf Vordermann zu bringen.
    Von seinem Platz am Fenster beobachtete er die Welt draußen, während er sein Sandwich aß und das starke Gebräu trank. Die wenigen Menschen, die vorbeikamen, sahen gewöhnlich aus. Trotzdem hüteten einige von ihnen ohne jeden Zweifel dunkle Geheimnisse. Nicht notwendigerweise kriminelle Geheimnisse, aber kleine Sünden, Nachlässigkeiten, Episoden allzu menschlichen Versagens. Eine Susan Tempest in anderer Gestalt vielleicht. Oder ein Jack Tempest, dieser gute Ehemann und Vater, der – soweit Markby wusste – unter dem häuslichen Dach ein Tyrann der allerschlimmsten Sorte gewesen war.
    Das Mädchen hinter der Theke sagte entschuldigend:
    »Wir schließen jetzt, Sir.« Markby sah verblüfft auf seine Uhr. Die Zeit war weiter fortgeschritten, als er gedacht hatte. Die Menschen, die nun draußen vorbeigingen, waren eindeutig Angestellte auf dem Nachhauseweg. Er sagte auf Wiedersehen und fuhr in sein eigenes Büro zurück. Aus irgendeinem Grund, vielleicht einer Angewohnheit aus neuerer Zeit, fuhr er am alten Friedhof vorbei. Es war ein Umweg – er kam eigentlich nicht dort vorüber. Sie waren fertig mit der Spurensicherung am Gresham-Grab. Die Absperrungen waren entfernt worden. Doch das voyeuristische Interesse irgendwelcher Gaffer war noch immer nicht erlahmt. Als Markby auf gleicher Höhe mit dem Grab war, verlangsamte er seine Fahrt und spähte unter den Bäumen hindurch, die zwischen Friedhof und Straße standen, um nachzusehen, ob in diesem Augenblick jemand mit makabren Gelüsten zwischen den Gräbern umhertrampelte. Er sah eine Gestalt, doch es war kein Besucher. Markby bremste scharf, und der Wagen kam schlingernd zum Halten. Er stieß die Tür auf und sprang heraus. Durch die Bäume sah er eine aufgelöste Gestalt in Richtung Straße stolpern. Sie hielt die Arme in die Höhe wie zu einem flehenden Gebet. Das Gesicht war leichenblass, der Mund vor Entsetzen

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