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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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weit aufgerissen, die Augen starr. Es war einer der beiden Lowes. Markby konnte noch nicht erkennen, wer von beiden. Er rannte durch das Tor und sprang über die Gräber, um die groteske Gestalt abzufangen. Es war Gordon, der jüngere der beiden, erkannte Markby nun, und er rief:
    »Gordon! Was ist geschehen?« Gordon bemerkte Markby und stieß einen animalischen Schrei der Qual und des Schreckens aus. Er sank zu Boden und vergrub das Gesicht in den Händen, als könnte er Markbys Anblick nicht ertragen. Der Superintendent beugte sich über ihn und schüttelte ihn an der Schulter.
    »Gordon! Um Himmels willen, Gordon, was ist denn los mit Ihnen, Mann?« Gordons zusammengekrümmter Leib schüttelte sich unter einem mächtigen Schluchzen. Er hob das Gesicht aus den Händen. Keiner der Lowes hätte jemals als attraktiv gegolten, doch in diesem Augenblick sah Gordon kaum noch menschlich aus. Seine Lippen bebten, Speichel troff aus dem Mundwinkel, und seine kleinen gelblichen Zähne klapperten.
    »Der … der Schuppen …«, flüsterte er. Markby richtete sich auf und wandte sich in Richtung des Allzweckschuppens am Rand des Friedhofs. Doch Gordon sprang hoch und hielt Markby am Ärmel fest.
    »Nicht, Mr. Markby! Gehen Sie nicht dorthin, Sir! Es ist … er ist dort drin!«
    »Was ist los, Gordon?«
    »Ich hab es gesehen … ich hab ihn gesehen …« Gordon stieß einen weiteren unartikulierten Schrei aus. Der Mann war offensichtlich nicht ganz bei Sinnen. Er hatte einen schrecklichen Schock erlitten und hatte vor Angst fast den Verstand verloren. Markby befreite sich von Gordons Griff und marschierte entschlossen in Richtung des Schuppens. Er sah, dass die Tür offen stand und im Wind schwang. Neben dem Eingang lag eine vergessene Schubkarre. Markby nahm am Rande wahr, dass Gordon hinter ihm herstolperte, während er unablässig murmelte und jammerte. Markby wappnete sich gegen das, was ihn erwartete. Er war vor dem Schuppen angekommen und sagte mit erzwungen ruhiger Stimme:
    »Warten Sie hier, Gordon!« Dann ging er hinein, in das dunkle Innere, und war vorübergehend blind. Er stieß mit genügend Wucht gegen irgendetwas, um stolpernd zurückgeworfen zu werden. Rohes Wollgewebe kratzte über sein Gesicht, und der Geruch nach Erde und abgestandenem Nikotin drang ihm in die Nase. Der Schuppen war klein, und ein großer Teil des zur Verfügung stehenden Raums wurde von Werkzeugen und Plunder eingenommen. Beim Stolpern streifte Markby schmerzhaft mit der Rückseite des Oberschenkels an irgendeinem metallischen Gegenstand entlang. Als er sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte, stand er für einen Sekundenbruchteil voll Unbehagen und Schrecken da, bis nach und nach die Einzelheiten seiner Umgebung deutlich wurden. Über seinem Kopf kratzten Äste mit blättrigen Fingern am Dach, und durch Ritzen tropfte Wasser herein. Ein Querbalken knarrte leise, während das Ding, das Markby fast von den Beinen gerissen hätte, infolge der Kollision langsam baumelte. Markby konnte es jetzt deutlich erkennen, und es gab nicht mehr den geringsten Zweifel. Vom Querbalken herab hing an einem dicken Strick der Leichnam von Denny Lowe und drehte sich um die eigene Achse, zuerst von links nach rechts, dann wieder zurück.
    KAPITEL 14
    LARS STAND vor dem offenen Schrank am Ende des Korridors. Er hatte die in Plastik gehüllten Kleidungsstücke beiseite geschoben und blickte nun zwischen ihnen hindurch auf die getarnte Tür, hinter der die geheime Kapelle lag. Es ist Jahre her, dass ich zum letzten Mal hier drin gewesen bin. Er konnte sich nicht einmal mehr genau erinnern, wann es gewesen war. Um ehrlich zu sein, hatte er seit jener schicksalhaften Nacht seines achtzehnten Geburtstags, als er mit der kleinen Kellnerin hierher verschwunden war, eine Aversion gegen die geheime Kapelle entwickelt. Allein der Gedanke, dass er nicht einmal ihren Namen wahrgenommen hatte in seinem alkoholisierten Zustand und dass er sie beim nächsten Mal, als sie sich begegnet waren, danach hatte fragen müssen! Ihr schien der Lapsus nichts ausgemacht zu haben. Doch jetzt hatte sie ihre süße Rache, nachdem sie lange tot war. Sie war zurückgekehrt, um ihn heimzusuchen. Andererseits hatte die Heimsuchung fast schon damals begonnen, lange bevor sie aus seinem Leben verschwunden war. Als er am nächsten Morgen, nach der Party, wieder nüchtern gewesen war, war ihm der sexuelle Akt fast wie ein Sakrileg erschienen. Er hatte die typischen Schuldgefühle Heranwachsender

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