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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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versucht hatten, sich einem solchen Tier zu nähern, auch wenn sie bewaffnet gewesen waren. Dusei spürten Absichten mit unheimlichem Vorauswissen; nur bei wenigen Tieren war das Anpirschen noch gefährlicher.
    Dieses stand mit gesenktem Kopf da, seine massigen Schultern füllten den Gang, es schaukelte hin und her und stieß dabei diesen kläglichen Laut aus. Es drängte sich herein, wobei an einigen Stellen der Verputz abbröckelte, obwohl die Tür absichtlich klein und unbequem für Dusei gemacht worden war, um die Mysterien vor ihrer gedankenlosen Mißachtung zu schützen.
    Es kam unaufhaltsam, da es dünner als die gut gefütterten Tiere des Edun war. Eine der Lampen zerbrach, als es sie mit den Schultern streifte, und Niun wich aus. Das Dus winselte und hustete, und glücklicherweise erlosch das ausgelaufene Feuer, wenngleich das heiße Öl die Füße des Tieres verbrannte und es beiseite scheuen ließ. Dann näherte es sich Medais Körper und tastete darüber mit Klauen so lang wie eine Männerhand – giftig: die Klaue des Daumens enthielt Kanäle für Schlangengift –, die mit einem zufälligen Hieb einem Mri oder Regul die Eingeweide herausreißen konnten. Niun kauerte sich in den Schatten der umgeworfenen Lampe, unbeweglich wie ein Möbelstück. Der Körper des Tieres füllte den größten Teil des Raumes aus und versperrte den Ausgang. Es verströmte einen gräßlichen, kränklichen Gestank, der selbst das Räucherwerk erstickte, und als es den massigen Kopf bewegte und den schwachen Mri anstarrte, der in der Ecke hockte, rann Eiter aus seinen Augen und tropfte auf den heiligen Boden.
    Miuk! Es war wahnsinnig. Die Ausscheidungen seines Körpers waren aus dem Gleichgewicht geraten, und das Miuk , der Wahnsinn dieser Art, war für sein Verhalten verantwortlich und hatte es in ein Mri Heim geschickt. Niun kannte nichts, weder Tiere noch Menschen, das mehr zu fürchten war als dies. Und wenn die Dusei des Edun in dieser Nacht nicht oben eingeschlossen gewesen wären, hätten sie nie ein Miuk-ko -Dus so nahe herangelassen. Sie wären eher bei der Verteidigung des äußeren Gangs gestorben, als dieses Tier hereinzulassen.
    Und Niun s'Intel bereitete sich auf einen entsetzlichen Tod vor, auf so kleinem Raum, daß das Dus seinen Körper nicht einmal unter den Tatzen hinwegschleudern konnte. Seine Brüder würden ihn zerstükkelt vorfinden. Wie um dies vorwegzunehmen, stieß das Dus jetzt Medais Körper an, zögerte aber noch. Grotesk und furchteinflößend zugleich schaukelte das Tier hin und her, stand mit gespreizten Beinen über dem Leichnam, und die Augen verströmten eine wässrige Flüssigkeit. Irgendwo im Kel-Turm erhob sich tiefes Stöhnen, ein Dus, das auf die ungewohnte Einsperrung und die Stimmung der trauernden Kel reagierte. Oder es spürte den Eindringling unten und versuchte verzweifelt, herauszukommen. Andere fielen ein und wurden dann plötzlich wieder still, vielleicht durch den Befehl eines Kel'en zum Schweigen gebracht.
    Niun hielt den Atem an, während das wütende Tier seine vom Eiter geblendeten Augen diesem Laut entgegenhob und die beweglichen Lippen nervös arbeiteten. Es schaukelte. Dann schnaubte es wieder explosionsartig und verlagerte sein Gewicht, lehnte sich zur Seite. Die Schulter stieß gegen den Schirm. Dieser kippte mit metallischem Krachen um, das Tier wirbelte herum und wurde vom glühenden Schimmer übergossen, der vom inneren Schrein ausging. Niun preßte die Arme vor die Augen, damit er das Verbotene nicht sah, und dann griff er mit Gewißheit im Herzen zum Gewehr, das gegen ein Dus nutzlos war.
    Er mußte alles angreifen, was das Verbotene bedrohte, um nach Möglichkeit ein Eindringen in den Sen-Schrein zu verhindern. Er zielte auf das Gehirn, das erste von zwei Gehirnen, obwohl er genau wußte, daß die nachfolgenden Erschütterungen ihn mitsamt dem Dus vernichten mußten.
    Aber das Dus tat diesen weiteren Schritt nicht. Es senkte den tränenden Kopf und schnüffelte an der Leiche, verschob den Schleier. Dann stöhnte es, und langsam und fast verwirrt schwang es den Kopf herum, brachte die Schulter zwischen diesen und das Gewehr und fing an, sich vom Schrein zurückzuziehen.
    Und als es das getan hatte, als es aus der Halle ging und immer noch diesen Laut eines verlassenen Kindes von sich gab, da erkannte Niun es zum erstenmal.
    Es war Medais Dus.
    Es gab keinen Mri, der von sich behaupten konnte, irgendein Dus außer dem eigenen erkennen zu können, wenn man alle

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