Kesrith – die sterbende Sonne
murmelte Duncan und überließ die Entscheidungen anderen; er trat an Stavros' Seite und ergriff seine gesunde Hand. Ein leichter Druck kam als Antwort. Stavros' blasse Augen glitzerten vor Feuchtigkeit, waren lebendig, erkannten alles und versuchten, ihm einen Befehl zu übermitteln – ein fester und zurechtweisender Blick. Duncan verstärkte den Druck seiner Hand, um Stavros zu beruhigen, und blickte zum Bai auf.
»Gnade, Verehrung«, sagte er. »Dies schmerzt mich.«
Der Bai winkte ihn zu sich. Er ließ Stavros' Finger fahren und gehorchte, unterwarf sich der Berührung durch den Regul-Bai, dessen grobe Finger mit beachtlichem Gewicht auf seiner Schulter ruhen blieben.
Der Bai sprach kurz zu seinen Dienstboten, die bei ihren Aufgaben umhereilten. Dann sahen die von Falten umgebenen Augen in die Duncans, und der Druck der Finger des Bai verstärkte sich, bis Duncan fast wimmern mußte.
»Jungling, man hat mir berichtet, daß du Speisen und Getränke zurückgewiesen hast. Ist das ein Ausdruck des Kummers? Ist das Religion?«
»Nein, Verehrung, ich werde essen.«
»Gut.« Das Wort polterte hervor, fast unverständlich durch den tiefen Tonfall. Der Druck verstärkte sich, bis Duncan fühlte, daß das Gelenk nachgab. Er schreckte zurück, und der Bai ließ sofort die Hand fallen.
Und der Bai wandte sich großtuerisch um und setzte sich in seinen Schlitten zurück. Dieser winselte beim Zurücksetzen drehte sich und schoß davon.
Duncan stand da und sah hinterher, auch hinter den anderen, die sich fast genauso schnell zurückzogen. Ein Geräusch kam von Stavros.
»Sir?« fragte er sofort und versuchte dabei, seine Stimme normal klingen zu lassen. Er drehte sich um und sah, daß Stavros sich zum Tisch hinüberbeugte, auf dem sich seine Unterlagen befanden. Duncan nahm sie und bot sie ihm an, aber Stavros tastete nur mit seiner rechten Hand nach dem Tablett. Duncan begriff und reichte ihm den Stift. Er kniete nieder und hielt das Tablett fest, während Stavros schrieb, mühsam und mit kindlicher Unbeholfenheit.
Regul nicht aus der Fassung , las er. Vorgang bei ihnen in dem Alter normal. Vielleicht kehrt die Beweglichkeit zu rück. Kein Grund zur Panik. Die unbeholfene, schräge Schrift kam an die erreichbare Grenze der Seite. Duncan drehte das um, hielt es höher.
Menschen sind bald fällig , fuhr Stavros fort. Katastro phe am Hafen wahr. Regul-Evakuierungsprogramm behin dert; HAZAN beschädigt. Regul sehr betroffen Mri – müs sen herausfinden, was die Mri tun. Äußerst wichtig. Re gul-Gesprächen zuhören, von Mri lernen, nicht provozie ren.
»Selbst das Nom verlassen, falls es nötig ist?«
ObTak – werden Sie jetzt Diplomat. Vorsichtig. Beach ten Sie meine Anweisungen. Regul töten hier Junglinge – reichlich. Immer erst konsultieren. Bewegen Sie mich. Jetzt, an die Konsole.
Er wollte ihn nicht bewegen; aber Stavros fluchte schwer und befahl es ihm laut, war offensichtlich entschlossen. Duncan hob den alten Mann sorgfältig und sanft auf und setzte ihn in den Konsolenschlitten in der Ecke, half ihm, paßte die körpergeformten Polster an, so daß Stavros sicher saß. Stavros' rechte Hand griff zur Konsole und vollführte weitere Einstellungen. Die Schlittenkonsole drehte sich. Der Schirm drehte sich unabhängig davon, und eine handverschlüsselte Botschaft erschien auf ihm.
Kann sogar das lernen.
»Ja, Sir«, sagte Duncan mit einem Kloß im Hals. Er war plötzlich dieses Mannes wegen betroffen, wegen Stavros persönlich.
Die Botschaft kroch weiter. Bestellen Sie sich Mahl zeit. Ausruhen.
»Und was ist mit Ihnen, Sir?«
Stavros drehte den Schlitten und manövrierte ihn ruckartig neben das Bett. Über die Konsole ließ er das Licht matt werden. Ich warte , sagte der Schirm. Keine Bedürfnisse.
10
»WAHRBRUDER.« Auf der Schwelle neben dem Dus blickte Niun über
seine Schulter. Es war jetzt selten, daß er seine Schwester zwanglos traf, Bruder und Schwester, daithen und daithe , wie sie es zuvor gewesen waren. Sie überraschte ihn mit dem Dus. Er war bestürzt, in seinem Mitleid entdeckt zu werden; es hatte eine Entfremdung zwischen ihnen stattgefunden, obwohl sie in der Halle der She'pan viel beisammen gewesen waren. Er mochte es nicht, mit ihr zusammen und nicht länger allein zu sein. Es war schmerzlich, daß ihre Verbundenheit vergangen war.
Einen Moment lang setzte er seine Bemühungen fort, versuchte, das Dus mit einem Brocken Futter zu verlocken, denn bevor Melein gekommen war, hatte er
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