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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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magischen Namen gewesen, Mri-Schiffe, Regul-Schiffe: MLEREINEI, KAMRIVE, HORAGH-NO, die von fernen Sternen und ruhmreichen Schlachten kamen. Als Kinder hatten sie Krieg und Zweikampf gespielt und sich als große Kel'ein vorgestellt, an denen die Ehrenzeichen glitzerten wie an den weitgereisten Kel'ein, die von den Schiffen aus zu Besuch kamen und dann wieder ihrer Wege zogen – wie ihre Wahrmutter und ihr Vater, die mit verschiedenen Schiffen abgeflogen waren und niemals wieder die Heimatwelt besucht hatten.
    An diesem Abend gingen sie, er vom Kel und sie vom Sen, unter dem Gewicht der Gewänder ihrer Kasten und der unterschiedlichen Gesetze. Als sie den Felsen erreichten, der das Tal überblickte, sprang Niun als erster hinauf und zog Melein mit einem einzelnen Ruck ebenfalls hoch. In den goldenen Gewändern steckte immer noch das Mädchen Melein, flink und schnell wie eine Kel'e'en, zu der die Ernsthaftigkeit ihrer Kaste nicht paßte.
    Sie saßen beisammen, während die rote Sonne versank, und beobachteten das gesamte Tal, den Schein der Lichter am Hafen und die Wunden, die der Sturm dort geschlagen hatte, eine Dunkelheit inmitten der Lichter in der Nähe der HAZAN.
    »Warum hast du mich hierhergebeten?« fragte er sie schließlich.
    »Um mit dir zu reden.«
    Er mochte diese Art bei ihr nicht. Die letzten Sonnenstrahlen beleuchteten ihr Gesicht. Einen Moment lang war es das einer Fremden, an die er sich hätte erinnern sollen, was er aber nicht ganz tat. Es war nicht die Melein, die er kannte, sondern eine Sen'e'en, in der ruhige und geheime Gedanken abliefen. Plötzlich wünschte er sich, sie würde nicht die Eröffnung verfolgen, die er ihr gegenüber geäußert hatte. Er wußte im voraus, daß sie ihm seinen Frieden rauben und daß er sie nicht daran hindern konnte.
    »Du lächelst nicht mehr«, sagte sie. »Du blickst nicht einmal mehr auf, wenn man dich beim Namen ruft.«
    »Ich bin kein Kind mehr.«
    »Du liebst die She'pan nicht.«
    »Ich kam, setzte mich hin und wartete. Das scheint alles zu sein, was sie von mir wollte. Das ist ihr recht.«
    »Du verläßt das Edun nicht oft.«
    »Ich habe aufgegeben, Melein. Das ist alles.«
    Sie blickte zu den glitzernden Sternen hinauf. Der Arm, der auf ihrem angezogenen Knie ruhte, deutete auf Elags Stern, der über den Bergen leuchtete und tanzte. »Dort sind jetzt Menschen«, sagte sie. »Aber hier ist es anders, auf Kesrith. Dies ist die Heimatwelt. Das Heiligtum des Volkes. Das Heilige.«
    Traurig und erschreckt sah er sie an. »Vergiß nicht, daß ich ein Kel'en bin.«
    »Das Kel muß ungebildet bleiben, weil es dorthin geht, wo unsere Feinde sind, und wo kein Wissen erlaubt werden kann, das dem Kel nicht dienlich ist. Für alle Überlieferungen, so klein sie auch sein mö- gen, gibt es Gründe. Du bist kein Kel'en der Heimatwelt, und du wirst erfahren, was für einen Kel'en anderswo nicht gut wäre zu erfahren.«
    Er stand auf und lehnte sich mit gekreuzten Armen gegen den Felsen, und der sich erhebende Wind berührte ihn mit einer Kälte, die nicht mehr angenehm war. Es war jetzt Nacht, die Sonne war vollständig untergegangen. Niun wußte nicht, warum Melein hatte hierherkommen wollen. Überall in den Bergen war es gefährlich. Man konnte den Ha-Dusei, den wilden Verwandten der gezähmten Gefährten der Kel'ein, nicht trauen. Es gab Anemonen und Gräber, und Schlangen verbargen sich zwischen den Felsen. Er schuldete einer Sen'e'en seinen Schutz; und es war eine ausgesprochene Dummheit, mit Melein unter seinem Schutz in der Dunkelheit hier draußen zu sein. Ihr Wert für das Edun war unkalkulierbar höher als seiner.
    »Wir können uns anderswo unterhalten, später«, sagte er. »Ich finde, daß wir zu dieser Tageszeit nicht hätten hierherkommen sollen.«
    »Hör mir zu!«
    Ihre Stimme war scharf und grausam, wie ein betäubender Schlag. Melein war seine kleine Schwester, und sie hatte diesen Ton ihm gegenüber noch nie angeschlagen.
    »Heute«, sagte sie, »hat die She'pan mich privat zu sich gerufen. Heute hat sie mir denselben Rang wie Sathell verliehen. Das verstehst du.«
    Die Nachfolgerin der She'pan, ihre Erwählte.
    In den tiefsten Schichten seines Geistes hatte er gewußt, daß es dazu kommen würde, da es der einzig vernünftige Grund dafür war, daß Intel Melein dem Kel entrissen und zum Sen befohlen hatte.
    Nicht, um Kinder zu tragen, sondern um die Pana zu lernen, die Mysterien; nicht, um das Volk weiterzuführen, sondern es zu beherrschen.
    Und

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