Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
große Ehre für dich«, sagte er, denn er dachte, daß er etwas in dieser Art hätte sagen sollen, als sie ihm zuerst davon berichtete.
    Sie stieß zischend den Atem heraus. »Welche Ehre – in ein fremdes Edun zu gehen, einen fremden Kel, und eine Frau zu töten, die mir nie etwas getan hat! Ich will diese Ehre nicht.«
    »Aber Intel wird dich dazu fähig machen«, meinte er, »sie wird es dir beibringen. Sicher plant sie es schon seit vielen Jahren.«
    Sie sah zu ihm auf, ihr schattiges Gesicht entspannt und ruhig. »Ich glaube, daß du dich nicht sehr irrst, daß sie dich bei sich haben möchte, weil sie weiß, daß ich Unruhe im Haus stiften könnte. Sie vertraut dir. Mir vertraut sie nicht.«
    Er zitterte, hörte in ihrer Stimme die Bitterkeit, die er immer in ihr vermutet hatte, und Schatten verzogen sich, die zwischen ihm und dem Sen-Turm und der She'pan gelegen hatten. Er erinnerte sich daran, wie Melein jeden Abend die Tasse vorbereitet hatte, die der She'pan zum Schlaf verhalf, erinnerte sich an die She'pan, wie sie trank, ohne Fragen zu stellen. Er ahnte, welche schlimmen Dinge durch Intels drogenverschleierten Geist gezogen sein mochten – eine She'pan, die ihren Tod voraussah und ihrer Nachfolgerin aus guten Gründen mißtraute.
    Intel hatte Melein entwaffnen wollen, hatte Medai zum Dienst weggeschickt, hatte ihren Bruder nahe bei sich gehalten. Irgendein Kel'en würde Intels Grab bewachen, normalerweise einer ihrer Ehemänner, kein Sohn. Aber es mochte eine bestimmte Anweisung dafür geben, wenn sie aus Altersschwäche starb, und eine andere, sollte sie durch Meleins Hand umkommen.
    Und Melein würde ihn herausfordern müssen, wenn sie Intel herausforderte – er würde sterben, bevor Intel es tat, aber Melein würde einen Kel'en finden müssen, der für sie kämpfte – und es gab keinen, der das tun würde.
    Intel hatte richtig gehandelt, als sie Medai fortschickte.
    Aber Melein war nicht fähig zu den Dingen, der Intel sie verdächtigte; Niun beharrte auf dem Glauben, daß es so war. Kaste und Lehre und die Bitterkeit der Gefangenschaft konnten seine Wahrschwester nicht in einem solchen Maß verändert haben. Er wollte nicht glauben, daß Intels Furcht berechtigt war.
    Ich möchte, daß sie lebt, ich wünsche mir das verzwei felt , hatte Melein gesagt.
    »Wieviel«, fragte er dann, »hast du mir ihrem Wunsch gemäß sagen sollen?«
    »Weniger, als ich dir gesagt habe.«
    »Ja«, meinte er, »das habe ich mir gedacht.«
    Sie kehrten ins Edun zurück, und Melein trat vor ihm ein. Niun warf einen Blick zur Seite, auf das Dus, das seinen Kopf abwandte. Als er wieder aufblickte, war Melein in den Schatten verschwunden, in Richtung der Treppe zu ihrem eigenen Turm.
    Sie blickte nicht zurück.
    Niun ging zum Turm der She'pan, wo er hingehörte, um seiner Pflicht nachzukommen.

11
    Stille lag über Kesrith. Nach so vielen Gefahren, nach zwei Tagen, in denen der Sturm es auf dem Hafen festgehalten hatte, war das letzte Shuttle mit seiner Last Flüchtlingen zu der Station abgeflogen, bei der der Frachter RESTRIVI die letzte reguläre Gruppe von Zivilisten, die den Planeten verließen, aufnahm. Danach blieb noch Zeit, die nötige Zeit, um die letzten Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Nur die HAZAN war im rötlichen Licht der Sonne von Kesrith zurückgeblieben – bewaffnet und, sobald die kleinen Reparaturen abgeschlossen waren, sternflugtauglich; das Schiff wartete mit der ständig kompletten Mannschaft. Es hatte Bänder an Bord, um sie nach Nurag zu bringen, der Heimatwelt der Regul, Sicherheit und Zivilisation für die wenigen hundert, die sich noch auf Kesrith aufhielten.
    Zehnmal an jedem Tag blickte Bai Hulagh Alagnni, der in seinen beheizten Büros im Nom-Komplex arbeitete, aus den Fenstern und befaßte sich mit dem Zustand der HAZAN. Das Mehrzweckschiff, hinter seinen Schirmen stark genug für den Kampf, war doch nach der Landung eine gefährlich zerbrechliche Konstruktion. Bai Hulagh hatte zuerst gezögert, mit dem Schiff zu landen, hatte in den Stunden, als der Sturm sich näherte, Seelenqualen erlitten, sich schließlich dagegen entschieden, das Schiff in den Orbit aufsteigen zu lassen.
    Und dann – dann einen törichten Flugzeugpiloten zu haben, der versuchte, dem Sturm davonzufliegen und die Kreuzwinde zu riskieren, eine bekannte Gefahr über Kesriths Hafen – durch dieses Ereignis wäre fast die ganze Mission verloren gewesen. Hulagh fluchte jedesmal, wenn er daran dachte, während der

Weitere Kostenlose Bücher