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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Anliegen noch ein Weilchen länger warten, während er eine Tasse Soi genoß. Als er sie halb geleert hatte, gab er mit einem Wink seine Bereitschaft zu verstehen, zuzuhören.
    »Sei gnädig«, hauchte Suth, und platzte dann mit verzweifelter Hast heraus: »Bai, die Station berichtet, daß ein Mri-Fahrzeug im Anflug ist.«
    Dies wog schwerer als alle Höflichkeiten oder auch ihr Mangel und erforderte Hulaghs Aufmerksamkeit. Er lehnte sich zurück, vergaß die Tasse auf der Konsole und blickte das Jungling mit unverhohlener Bestürzung an. Die Kel-Söldner – in dieser Lage, wo die Menschen nur noch wenige Tage von Kesrith waren! Hulaghs Herzen beschleunigten sich auf einmal, und Zorn erhitzte sein Gesicht. Es sah den Mri ähnlich, lä- stig zu sein.
    Immer dann aufzutauchen, wenn andere Gegebenheiten ihre größte Verletzlichkeit erreicht hatten.
    »Haben sie ihre Absichten geäußert?« wollte Hulagh von Suth wissen.
    »Sie sagen, daß sie landen werden. Wir haben sie dazu gedrängt, von den Möglichkeiten der Orbitalstation Gebrauch zu machen, aber darauf haben sie nicht geantwortet. Sie haben gesagt, daß sie wegen ihrer Leute auf dem Planeten gekommen sind und daß sie landen werden.«
    »Mri lügen niemals«, sagte Hulagh als Information für das Jungling, falls es noch nie zuvor mit den Söldnern direkt zu tun gehabt haben sollte. »Aber sie sagen auch nicht immer die Wahrheit. Darin ähneln sie Regul.«
    Suth blinzelte und sog Luft ein. Bei ihm waren die Feinheiten verschwendet. Hulagh runzelte die Stirn und blies erhitzte Luft durch seine Nasenlöcher.
    »Sollen sie die Landeerlaubnis erhalten?« fragte Suth. »Bai, was sollen wir ihnen sagen?«
    »Sag mir das, Jungling: wo sind unsere Stationsschiffe?«
    »Wie, sie sind weg, gnädiger Herr, seit der Evakuierung, alle außer dem Frachter und den Shuttles.«
    »Dann können wir unsere Anweisung, nicht zu landen, auch nicht durchsetzen, nicht wahr? Du bist entlassen, Jungling.«
    »Gnade«, murmelte Suth und zog sich hastig und würdelos zurück. Hulagh war bereits tief in Gedanken versunken und reagierte nicht auf die Provokation.
    Mri. So lästig wie der sture Kel'en, den er von Guran geerbt hatte, mit grausamen Händen, impulsiv und nicht in der Lage, zusammenhängenden Argumenten zu folgen.
    Seine Erinnerungen informierten ihn darüber, daß es ständig einige Mri auf Kesrith gab, und das traf auf keine andere Welt zu, seit Nisren vor dreiundvierzig Jahren vor den Menschen gefallen war. Hier lebten dreizehn Mri. Es war nicht zu erkennen, warum Kesrith so begünstigt war, abgesehen davon, daß Mri dazu neigten, sich die eine oder andere Welt als ständige Basis auszusuchen und sie als Heimatwelt zu bezeichnen – und sich anschließend so irrational und emotional zu verhalten, als ob sie tatsächlich das wahre Land ihrer Geburt wäre. Bis jetzt hatte es während des Regul-Mri-Bündnisses drei solcher Heimatwelten gegeben, alle innerhalb des Bereiches der Holn, da Mri immer nur in den Bereich der Holn Rechtsprechung gekommen und in den Heimatterritorien der Regul unbekannt geblieben waren. Diese Beschäftigung von Söldnern war merkwürdigerweise keine von den Regul gesuchte Einrichtung, sondern eine, die die Mri den Regul vor 2202 Jahren angeboten hatten – aus keinem erkennbaren Grund, unter keinem erkennbaren Zwang, nur daß es ein tiefes emotionelles Bedürfnis der Mri zu befriedigen schien. Regul hatten versucht, diese Eigentümlichkeit der Mri zu erforschen, aber nichts herausgefunden. Es gab einen Regul-Witz über Mri, daß Mri Berichte über ihre Heimat und ihren Ursprung angefertigt hatten und dann vergaßen, wo sie sie gelassen hatten – dies bezog sich auf ihre Nomadeneinstellung. Die Tatsache, daß die Mri keine Erinnerung besaßen, war lachhaft für jemanden, der mit den halsstarrigen Mri nie persönlichen Umgang gehabt hatte.
    Man konnte mit ihnen nicht diskutieren und ihnen keine Gründe begreiflich machen, konnte sie nicht überreden, von alter Treue abzulassen, und konnte sich vor allem nicht in ihren Sinn für Anstandsformen einmischen. Hulagh erinnerte sich mit einem Schauder an Medais Selbstmord; stur; ohne Erinnerungen und zur Gewalt neigend. Es sah den Mri ähnlich, Blutvergießen der Vernunft vorzuziehen, selbst wenn es das eigene Blut war, das vergossen wurde. Medai, kesrithgeboren, wollte keinen Kompromiß schließen: das Mri-Abkommen galt nur solange, wie die Regul eine Heimatwelt für die Mri bereithielten, solange diese

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