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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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mir.
    Sie sagen, ich bin eine Mörderin.
    Sie sagen, ich habe ein Kind umgebracht.

Fünfundzwanzig
    »Heiko Goossens konnte sich wirklich erstaunlich gut erinnern«, sagte Schnittges.
    »Sein Bruder Jörg ist zwei Jahre älter. Vielleicht weiß der noch mehr.«
    Penny reckte sich. »Ich hätte nichts gegen eine Dienstreise nach London.«
    »Als Heiko Goossens nach Hause gefahren ist, waren nur noch Jörg Goossens, Sebastian und die beiden Söhne von Pitz dort. Und du sagst, aus diesem Dennis ist nichts herauszukriegen?«
    »Der ist fast durchgedreht.« Penny nickte. »Seine Mutter hat mir erklärt, es handele sich um ein Trauma, und sie könnten jederzeit ein ärztliches Attest beibringen. Mag sein, dass es wirklich so ist, aber ich weiß nicht, nach fast vierundzwanzig Jahren, irgendwie schon komisch.«
    Sie waren alle ein bisschen angeschlagen.
    Die Hausdurchsuchungen hatten nichts ergeben. Kurt Goossens war gar nicht zu Hause gewesen, und seine Frau hatte blaue Lippen bekommen und um Atem gerungen. Van Appeldorn war drauf und dran gewesen, den Notarzt zu rufen, aber dann hatte sie ihr Nitrospray gefunden und sich wieder erholt.
    Christa Pitz hatte die Polizei ins Haus gelassen mit »‘nem Gesicht wie ‘ne Holzpuppe«, wie Ackermann es beschrieben hatte, und war dann in ihr Auto gestiegen und weggefahren, ihr Sohn Dennis war in der Küche verschwunden, »wo er dahockte wie ‘n Ölgötze«.
    Jetzt saßen sie hier und warteten auf Ackermann, der aus Düsseldorf angerufen hatte: »Hab dat Schließfach ausgeräumt. Die Papiere, die wir gesucht haben, sind alle da. Un’ dann so ‘n kleines Holzkästken, is’ aber zugeschlossen.«
    Pennys Magen knurrte so laut, dass alle zu ihr hinschauten. Sie verdrehte die Augen.
    »Tut mir leid, aber ich habe heute nur eine Banane gegessen.«
    Cox griff sofort zum Telefon. »Ich bestelle dir eine Pizza.«
    »Ich habe auch Hunger«, sagte Bernie, »obwohl mir eigentlich gar nicht nach Essen zumute ist.«
    Van Appeldorn schaute auf die Uhr. Ulli und er hatten heute Abend grillen wollen. Sie hatte Garnelen und Tintenfisch eingekauft, und er hatte sich auf das Essen, ein kühles Bier und einen warmen Abend mit ihr gefreut. Und jetzt also wieder einmal Pizza. Die 52 für ihn, die 39 für Jupp, für Helmut, wenn er denn hier wäre, die 48, für Peter die 35, aber ohne Zwiebeln. Bei Penny und Bernie war er nicht sicher, aber er wusste, dass Penny Artischocken mochte und Bernie auf Sardellen stand.
    Er musste Ulli Bescheid sagen und fischte gerade sein Handy aus der Hosentasche, als die Tür zum Büro aufgestoßen wurde. Toppe trug ein Backblech mit lauter kleinen Alupäckchen, aus denen es köstlich nach Knoblauch duftete.
    Er lächelte leise. »Gebackener Schafskäse mit Paprika und Kräutern, noch heiß, dazu frisches Brot. Ich war kurz zu Hause. Mit einem schönen Gruß auch von Astrid.«
    In seiner rechten Jackentasche steckten sechs Messer, in der linken klapperten die Gabeln.
    Penny beeilte sich, auf ihrem Tisch Platz für das Blech zu machen. »Das muss ein Traum sein.«
    Als van Gemmern eine Viertelstunde später hereinkam, hatten sie alles aufgegessen – Penny war so vorausschauend gewesen, Ackermanns Portion gleich außer Reichweite zu bringen – und fühlten sich wieder frisch.
    Klaus van Gemmern war aufgeregt. Man erkannte es daran, dass ihm seine Brille bis auf die Nasenspitze gerutscht war und er es gar nicht bemerkte.
    Er hielt ein kleines graues Plastikteil, das Cox schon vom Foto kannte, zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Dies hier ist ein sogenannter Treibkäfig. Ein teuflisches kleines Ding, mit dessen Hilfe es einem gelingt, 5,6-Millimeter-Geschosse, also Kleinkalibergeschosse, aus einer großkalibrigen Waffe zu verschießen«, erklärte er. »Im ursprünglichen Zustand sieht das Ding so aus.«
    Er hielt eine Fotografie hoch. »Ihr seht, klein, rund, kompakt. Bei unserem Fundstück hier sind die Klammern gespreizt. Und es weist Schmauchspuren auf. Das heißt …« Gesetzte Pause. »… es ist verschossen worden.«
    »So, so«, meinte Penny benommen. »Und was sagt uns das jetzt?«
    Zwischen van Gemmerns Augenbrauen erschien eine tiefe Falte.
    »Es sagt uns, dass das Kleinkaliberprojektil, das Finkensieper getötet hat, unser Hochgeschwindigkeitszerlegungsgeschoss, mit Hilfe dieses Treibspiegels aus einer großkalibrigen Jagdwaffe verschossen worden ist.«
    »Ich verstehe«, murmelte Toppe.
    »Ja«, fuhr van Gemmern fort. »Das Projektil verlässt den Gewehrlauf,

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