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Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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Watte darstellen würde. Jedes Mal, wenn ich die Drehtür hörte, schaute ich lächelnd auf, aber Aaron kam nicht um 9 und auch nicht um 10 oder 11 Uhr herein, und als er um 12 noch nicht da war, sank ich förmlich in mich zusammen hinter dem Computer, an dem ich saß, um Ausleihzahlen in eine Tabelle einzugeben.
    »Du kannst jetzt nach Hause gehen«, sagte Mrs Simpson um ein Uhr.
    »Ist schon okay«, sagte ich und tat so, als studiere ich die Tabelle. »Ich gebe noch ein paar Zahlen ein.«
    »Das kann ich auch übernehmen.«
    »Nein, macht mir wirklich nichts aus«, sagte ich, und wenn die Maus echt gewesen wäre, Stuart, dann hätte sie jetzt gequiekt, weil ich sie so fest umklammerte. Mrs Simpson stellte ihren Kaffeebecher ab und scheuchte mich davon.
    »Geh. Dein Vater wartet bestimmt schon auf dich. Ach, und, Zoe?« Sie lächelte – was sehr selten vorkam – und drückte auf den an ihre Strickjacke gehefteten Button. Ho Ho Ho , blinkte er, während Mrs Simpson mir zuwinkte.
    Die Bücherei liegt in der Stadtmitte, und da wimmelte es jetzt nur so von Touristen und Leuten, die ihre Weihnachtseinkäufe erledigten. Ich seufzte und ging vor zur Straße. Dad war noch nirgendwo zu sehen, was meine Laune nicht verbesserte.
    »Zoe?«, hörte ich plötzlich rechts neben mir eine Stimme. »Zoe!«
    Aaron stand vor der Bücherei. Er trug Handschuhe, die nicht zu seiner Jacke passten.
    »Was machst du denn hier? Ich dachte, du würdest nicht mehr … Hi!«, rief ich aus. Ich schaffte es einfach nicht, meine Freude zu verbergen.
    Aaron winkte mich zu sich. »Hübsche Mütze.«
    Ich stupste den Bommel an, so dass er neben meinem Kinn hing. »Danke.«
    »Und genau das richtige Outfit für diese Überraschung hier … Fröhliche Weihnachten!«, sagte er und deutete auf etwas vor sich.
    »Ähm … Fröhliche Weihnachten«, sagte ich, etwas unsicher, wie ich den Schneeklumpen deuten sollte, der ihm bis zur Hüfte reichte.
    »Er sollte noch größer werden. Und eine Baskenmütze und eine Pfeife konnte ich leider auch nicht auftreiben.« Aaron starrte mich flehend an. »Es ist Fred! Dein französischer Schneemann Fred!« Aaron förderte aus einer Plastiktüte ein Croissant zutage und drückte es in die Mitte des Schneeklumpens. » Voilà !«
    »Aber wo ist denn der Kopf? Die Augen? Die Nase?«
    »Ich hatte nicht genug Zeit«, murmelte Aaron. Das Croissant fiel herunter und landete vor unseren Füßen. »Oh Gott, der ist komplett misslungen, oder?«
    »Ein bisschen«, sagte ich und lachte, aber dann hörte ich damit auf, weil Aaron mich kopfschüttelnd ansah.
    »Mein Gott, dein Lachen ist ja so sexy.« Mein Gesicht war kalt, und meine Zehen fühlten sich halb erfroren an, aber innerlich war mir warm warm warm warm warm. »Dieses Kichern … eines meiner Lieblingsgeräusche, gleich neben Dads Niesen und dem Quietschen von grünen Bohnen.«
    »Dem Niesen von deinem Dad?«, wiederholte ich, weil mir beim besten Willen nichts anderes einfallen wollte. Aaron machte es jetzt nach. Das Haaaaaaa war total laut, aber das tschiii dafür sonderbar leise und doch schrill. Aaron streckte mit abwartender Geste die Hände aus. Ich nickte zustimmend. »Ja, tolles Geräusch.«
    »Das hab ich jahrelang jeden Abend gehört. Wir hatten diese Katze, weißt du. Scheußliches Vieh …«
    »Sei nicht so gemein!«
    »Du kennst sie doch nicht! Sie war extrem fett und hatte viel zu viel Fell und so ein eingedelltes Gesicht. Aber ich war ganz vernarrt in die. Und mein Dad auch, obwohl er eine Katzenallergie hat. Die Katze durfte trotzdem auf seinem Schoß sitzen, auch wenn er dann den ganzen Abend lang nieste. Mum machte ihm Stress deshalb, sagte, er sei doch blöde und er solle das Vieh einfach in der Küche einsperren. Aber Dad liebte die Katze, und die Katze liebte ihn, und er scherte sich nicht um das Niesen. ›Für wahre Liebe muss man Opfer bringen‹, sagte er immer.«
    »So was hat Jesus auch verkündet.«
    »Stimmt. Aber Jesus hat nicht mit der Nachbarin von nebenan gevögelt und damit seine eigenen Aussagen über Liebe entwertet.«
    »Vielleicht doch«, murmelte ich, erstaunt über Aarons bitteren Tonfall. »Ich hatte immer das Gefühl, dass in der Bibel die spannenden Stellen ausgelassen wurden. Jesus war doch ein Mann, oder? Er ging aufs Klo. Und er hat gerülpst.« Ich zuckte bedeutsam mit den Augenbrauen. »Und sich zwischen den Beinen gekratzt, wenn keiner hinschaute. Vielleicht hatte er auch eine Affäre.«
    »Du«, sagte Aaron und stieg über

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