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Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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das Croissant hinweg, so dass er dicht vor mir stand, »bist ultimativ einmalig.« Ich schüttelte schnell den Kopf. »Doch, Zoe. Ein rülpsender Gottessohn? Ein blaues wuschliges Wesen namens Wischel?« Er fuhr gerade in großem Stil Pluspunkte ein, weil er sich an den Namen erinnerte. »Wer sonst soll sich so was ausdenken?«
    »Keine Ahnung, aber das Rülpsen von Jesus würde sicher auf meiner Liste mit Lieblingslauten stehen.«
    Aaron lachte, und sein Atem fühlte sich warm an auf meinem Gesicht. »Und was noch?«
    Ich zog die Nase kraus und überlegte. »Der Laut der Flügel, wenn Vögel sich in die Luft erheben. Das ist ein tolles Geräusch.«
    »Der Sound der Freiheit.«
    »Ganz genau«, erwiderte ich, verblüfft, dass er mich verstand, ohne dass ich etwas erklären musste. »Ach, und weißt du, was noch?«, sagte ich, doch ich kam nicht dazu, das Kla cken von Skulls Krallen auf den Küchenfliesen zu beschreiben, weil Aarons Handy klingelte, und das war nun ein Geräusch, was ich nicht ausstehen konnte. Wir starrten beide auf den Namen, der auf dem Display erschien.
    ANNA .
    »Ich muss los«, sagte ich unvermittelt.
    »Nein. Kein Problem.« Das Handy verstummte, und Aaron steckte es in seine Tasche. »Sie kann warten … aber meine Mutter nicht«, sagte er enttäuscht mit einem Blick über meine Schulter. Ich drehte mich um und sah eine rundliche Frau auf uns zueilen. Sie hatte schwarze Haare mit mahagonibraunen Strähnchen und musterte uns aufmerksam. »Ich hab versprochen, sie nach Hause zu fahren.«
    »Macht nichts. Mein Dad wird auch gleich auftauchen.«
    Aaron bückte sich, hob das Croissant auf und drückte es wieder in den Schneeklumpen, wo es diesmal auch haften blieb. »Bis dann, Vogelmädchen.«
    »Bis dann«, sagte ich und grinste vor mich hin, als er seiner Mutter entgegenlief.
    Sie kann warten.
    Danach konnte ich es natürlich nicht lassen, ihm eine SMS zu schicken, aber ich schaffte es immerhin, bis abends zu warten, um nicht allzu aufdringlich zu erscheinen.
    Danke noch mal für die Überraschung. Fred war auf jeden Fall der beste Nicht-Schneemann, den die Welt je gesehen hat.
    Weiß nicht , antwortete er sofort. Kennst du den Film Der Schneemann ? In dem der Junge am Ende aufwacht und nur noch diesen Schneehaufen vorfindet? Das ist bestimmt der beste Nicht-Schneemann.
    Niemals! Der war schon geschmolzen und tot. Ein Haufen Matsch. Fred ist viel besser.
    Fred freut sich über deine lieben Worte, weiß aber, dass er nicht konkurrieren kann mit einem Schneemann, der ZUM SÜDPOL GEFLOGEN IST.
    Du meinst, zum Nordpol?
    Ja. Egal. Er ist jedenfalls GEFLOGEN. AM HIMMEL.
    Und außerdem hat Fred ein Croissant-Lächeln. Das ist was ganz Besonderes …
    Wir texteten uns immer noch, als ich in Gummistiefeln nach draußen stapfte, um das Vogelhäuschen für den nächsten Morgen zu füllen. Mein Handy vibrierte an meinem Schenkel, als ich die Körner hineinschüttete. Ich zog es aus der Tasche.
    Vermiss deine Küsse.
    Mein Lächeln erstarb, und ich zuckte zusammen, als das Handy wieder piepte.
    Stimmt schon, ist was Besonderes. Träum schön, Vogelmädchen. PS. Fred sagt mit seinem Croissant bonne nuit.
    Ich musste lachen, weil ich im Geiste zwei Brüder vor mir sah, die mit ihren Handys in ihrem Zimmern saßen und nicht ahnten, dass sie demselben Mädchen schrieben. Das Vogelhäuschen schaukelte im Wind, und ich blickte zu den Sternen auf. Aaron mochte mich. Und ich mochte ihn. Ob ich nun Max’ Freundin war oder nicht – ich ging nicht gut mit ihm um und beschloss, mich in den nächsten Tagen zurückzuziehen und die Sache nach Weihnachten offiziell zu beenden.
    Wie zu erwarten war, stritten Mum und Dad während der gesamten Feiertage.
    »Woher willst du denn wissen, wie diese Hühner gehalten wurden? Da braucht man doch bloß ›freilaufend‹ auf die Packung zu schreiben, damit Idioten wie wir den doppelten Preis …«
    »Wenn freilaufend draufsteht, dann waren sie es auch«, widersprach Mum, warf Möhren in den Einkaufswagen und ging weiter. »Es gibt Gesetze für so was, das solltest du doch wohl wissen. Warst du nicht mal Anwalt?«
    »Und was war mit dir?«, entgegnete Dad. Ich tappte tödlich genervt hinter den beiden her. Sah die Falten auf Mums Stirn und Dads erbostes Gesicht und seine verschränkten Arme und Mums Hände, die den Griff des Wagens umklammerten. Keiner von beiden wollte nachgeben, und ganz ehrlich, Stuart, es kam mir vor, als würde der Kalte Krieg am Gemüsestand bei den Kartoffeln

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