Ketten der Liebe
versprochen, daß wir es zusammen ansehen würden.«
»Dann laß uns jetzt hingehen«, sagte er.
»Es ist Abend, Herr«, entgegnete sie. »Der Mond ist schon aufgegangen.«
»Das ist die beste Zeit, um sich dieses kleine Sommerhaus anzusehen«, erwiderte er, während er ihre Hand ergriff und sie aus ihrer Kammer zum See hinausführte. Dort wartete ein kleines Boot auf sie. Er half ihr hinein und stocherte das Boot mit Hilfe einer Stange vom Ufer zur Mitte des Sees. Es war keine lange Fahrt, und wenige Minuten später band er ihr Boot an das Geländer des Sommerhauses. Er nahm ihre Hand und zog sie hinter sich hoch.
Zaynab sah sich im Sommerhaus um. Es bestand aus vergoldetem Holz, und das Dach war eine Glaskuppel. Als sie hochblickte, zog der Kalif an einem kleinen Hebel in der Vertäfelung. Plötzlich begann das Wasser zur Glaskugel hochzusteigen und in einem durchsichtigen Vorhang das Rund des Daches herabzufließen. »Oh!« rief sie entzückt.
»Wie findest du es, meine Geliebte?« fragte er sie.
»Es ist wundervoll«, rief sie aus. Dann bemerkte sie, daß die Möbel im Raum ein einzelner Diwan und ein Tisch an ihrer Seite waren, auf dem Wein, Obst und eine sanft flackernde Öllampe standen. »Ihr habt geplant, mich heute nacht hierherzubringen!« sagte sie und klatschte vor Freude in die Hände.
In diesem Augenblick ging der Mond über den Bäumen auf und versilberte das Wasser. Der Kalif entfernte seinen bestickten Seidenkaftan, während Zaynab ihren ablegte. Er zog sie in seine Arme und küßte sie zärtlich. Seine Finger streichelten ihr Gesicht, und sie lächelte ihn strahlend an. »Du bist die schönste Frau auf der ganzen Welt«, sagte er zu ihr. »Ich werde dir alles geben, was in meiner Macht steht, meine Geliebte. Du mußt nur fragen, und es gehört dir.«
»Es gibt nur eins, wonach ich mich sehne, Herr«, antwortete sie ihm sanft. Ihre kleine Hand hob sich an sein Gesicht, und begann es zu streicheln.
Er umfing ihre Hand, drehte sie um und preßte einen brennenden Kuß auf ihre Handfläche. »Sag es mir, meine Geliebte, und es gehört dir!« Sein Blick brannte sich in ihre Augen. In ihrer gemeinsamen Zeit in der Stille von al-Rusafa war er besessen von ihr geworden. Was für ihn als Lust begonnen hatte, verwandelte sich nun in Liebe.
»Gebt mir Euer Kind«, sagte sie schlicht.
»Du willst mein Kind haben?« Seine jüngsten Söhne waren bereits fünf und sieben. Er war überrascht, aber auch entzückt über ihre Antwort.
»Ihr seid erschreckt«, sagte sie lächelnd. »Mißfällt Euch mein Wunsch, mein lieber Gebieter?«
»Liebst du mich, Zaynab?« fragte er sie neugierig.
Sie dachte eine Weile nach. »Ganz ehrlich, Herr, ich weiß es nicht. Einmal glaubte ich, einen Mann zu lieben, aber meine Gefühle waren anders als die, die ich für Euch empfinde. Ich glaube aber, daß ich nicht Euer Kind haben wollte, wenn ich nicht Zärtlichkeit für Euch empfinden würde.« Sie lächelte ihn fast schüchtern an und legte ihren goldenen Kopf auf seine Schulter. »Ich muß Euch mögen, sonst besäße ich kein Herz.«
Er schlang seine Arme zärtlich um Zaynab. Seine Lippen berührten ihr weiches Haar. »Ich habe dich von dem Augenblick an geliebt, als du an jenem Tag in der großen Palasthalle aus deiner Sänfte stiegst«, erklärte er.
Sie lachte leise. »An diesem Tag habt Ihr mich begehrt«, beschuldigte sie ihn.
Er erwiderte ihr Lachen. »Ja«, gab er zu, »aber auch damals habe ich dich schon geliebt. Nicht wie ich dich jetzt liebe, Zaynab, aber ich habe dich geliebt.«
Sie konnte von seine Augen ablesen, daß er die Wahrheit sprach. Er liebte sie wirklich, oder wenigstens glaubte er das. Er liebte sie mehr als sie ihn, wurde ihr klar. Sie seufzte, als seine Hände sie liebkosten. Dies war alles, was im Augenblick zählte.
Er drehte sie um und begann mit ihren Brüsten zuspielen. »Sie sind wie zwei junge Granatäpfel, so reif und süß, daß sie bald platzen«, flüsterte er ihr ins Ohr. Seine Damen rieben ihre empfindlichen Brustwarzen. »Und die hier sind wie die kleinen Kirschen, die im frühen Sommer aus der Provence nach al-Andalus kommen.«
Sie streckte die Arme aus und schlang sie um seinen Hals, so daß er Zugang zu ihrem gesamten Körper hatte. Er legte einen Arm um ihre Taille und zog sie so eng an sich wie möglich. Sie legte ihren Kopf zurück auf seine Schulter, als seine Lippen heiß über ihren Hals zu ihrem Ohr wanderten.
Er knabberte zart an ihrem Ohrläppchen und ließ
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