Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
Vom Netzwerk:
zögerte, aber ihr fiel nicht ein, wie sie das, was sie ausdrücken wollte, anders sagen konnte. »Als der Kalif Euch verließ. Ihr wart fast einen Tag lang bewußtlos, Herrin. Der Arzt sagte, Ihr wärt nicht in Gefahr und Ihr würdet mit der Zeit wieder gesund werden. Oh, meine Herrin, was ist uns nur zugestoßen? Warum hat man uns aus Madinat al-Zahra weggebracht?«
    »Hilf mir, mich aufzusetzen«, sagte Zaynab, »und hole mir etwas Kaltes zu trinken, meine gute Sheila.
    Ich werde dir alles berichten, so wie es mir erklärt wurde, aber ich habe einen so trockenen Hals.«
    Sheila half ihrer Herrin, sich aufzusetzen und legte ihr ein paar Kissen hinter den Rücken, damit sie es bequemer hatte. Dann holte sie ihr einen Kelch mit Fruchtsaft, in den ein wenig Schnee aus den nahen Bergen gemischt war. Als Zaynab ihren Durst gestillt hatte, erzählte sie ruhig, warum sie nun in diesem neuen Palast wohnten.
    »Diese Zahra!« sagte Sheila wütend. »Ich wünschte, sie wäre tot! Vielleicht holt der Kalif Euch zurück, wenn sie stirbt, Herrin.«
    Zaynab schüttelte den Kopf. »Es ist vorbei, Sheila. Der Kalif hat mich nicht freigelassen. Er hat mich Hasdai ibn Shaprut geschenkt. Wir gehören nun dem Arzt. Wenigstens hat man uns nicht jemandem gegeben, der weit weg wohnt, oder auf dem Basar verkauft, Sheila. Erinnerst du dich an den Markt in Alcazaba Malina, wo wir sahen, wie man Sklaven verkaufte? Wir haben großes Glück.«
    Ohne Vorwarnung trat Hasdai ibn Shaprut in den Raum. »Du bist wach«, sagte er. »Das ist gut. Wie fühlst du dich, Zaynab?«
    Einen Augenblick wollte sie den Arzt ermahnen, weil er sie nicht auf angemessene Art anredete. Dann erinnerte sie sich daran, daß sie nun ihm gehörte und nicht dem Kalifen. »Ich habe Durst«, antwortete sie und deutete mit dem Kopf auf den Kelch mit Saft und Schnee.
    »Es geht dir also gut? Dir ist nicht mehr von dem Gift übel?« Er betrachtete sie genau, nahm dann ihre Hand und schaute sie sorgfältig an, während seine Finger ihren Puls fühlten. Er legte den Kopf auf die Seite, murmelte etwas und nickte.
    »Der Saft schmeckt gut«, sagte sie. »Die Übelkeit scheint verschwunden zu sein, Herr. Werde ich wieder gesund?« Sie hielt die Hand an den Kopf und schnitt eine Grimasse. Ihr Haar war völlig verschwitzt und durcheinander. Sie sah bestimmt zum Fürchten aus!
    Hasdai lachte. »Du fühlst dich besser«, sagte er grinsend.
    »Was findet Ihr so lustig, Herr?« fuhr Zaynab ihn an.
    »Ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte er, »aber plötzlich machst du dir über dein Aussehen Gedanken. Nur Frauen, die sich auf dem Weg der Besserung befinden, interessieren sich dafür.«
    »Dann habt Ihr also viel Erfahrung mit Frauen, oder?« höhnte sie.
    Er errötete. »Ich bin Arzt, Zaynab. Man bringt uns nicht nur bei, den Körper des Patienten zu untersuchen, sondern auch auf seine geistige Verfassung zu achten. Im Augenblick bist du zum Beispiel wütend über deine Situation.«
    »Und sollte ich nicht wütend sein, Herr? Der Kalif hat mich fortgeschickt und einem anderen Mann geschenkt, und das alles nur wegen der Hirngespinste eines verrückten Weibes, das versucht hat, mich und mein Kind umzubringen, und dachte, ich wäre eine Gefahr für ihren erwachsenen Sohn! Glaubt ihr etwa, das sollte ich demütig hinnehmen? Glaubt Ihr, die Gefühle einer Frau sind wie ein Frühlingsschauer - im einen Augenblick fließen sie in Strömen und im nächsten hören sie wieder auf?
    Ja, Herr, ich bin sehr wütend!«
    »Dann werde ich dich besser allein lassen«, sagte er und stand auf.
    »Wartet!« befahl sie ihm gebieterisch. »Lebt Ihr auch hier? Unser Herr, der Kalif, sagte, er hätte mir dieses Haus geschenkt.«
    »Ich habe mein eigenes Haus«, erklärte Hasdai ihr.
    »Warum bin ich dann nicht dort? Ich bin jetzt Eure Liebessklavin, Herr. Ihr wißt doch sicher, was das bedeutet«, sagte sie ruhig.
    »Ich bin Jude, Zaynab.« Er lachte vor sich hin. »Du weißt nicht, was das bedeutet, oder? Ich gehöre zum Stamme Benjamin und bin ein Israeli. Ich bin kein Moslem, und ich bin kein Christ.«
    »Warum sollte mir das etwas ausmachen? fragte sie ihn neugierig. »Ihr seid ein Mann. Sind nicht alle Männer gleich, Hasdai ibn Shaprut? Zwei Arme, zwei Beine, ein Geschlecht.
    Ist ein Jude anders als ein muslimischer oder ein christlicher Mann?«
    »Die Geschichte hat uns zu einer verachteten Rasse gemacht«, erklärte er.
    Nun lachte Zaynab. »Und trotzdem nennen sich die Juden die Auserwählten

Weitere Kostenlose Bücher