Ketten der Liebe
Gottes, hat mir der Imam gesagt. Wenn Gott euch auserwählt hat, wie können dann eure Mitmenschen gegen euch sein? Das macht doch keinen Sinn, Herr. Und Ihr habt auch meine Frage noch nicht beantwortet. Ist es, weil Ihr eine Frau habt? Ich bin mir sicher, der Kalif hätte mich Euch nicht gegeben, wenn er geglaubt hätte, daß es nicht recht sei.«
»Ich bin keine Frau«, antwortete er. »Aber wir Juden leben nach besonderen Gesetzen. Ich kann dich nicht in meinem Haus wohnen lassen, denn als Nicht Jüdin und Konkubine bist du unrein.«
»Dann werdet Ihr mich also hier besuchen?« Wie dumm das alles war, dachte sie.
»Wenn du meine Gesellschaft wünschst, Zaynab, werde ich dich natürlich besuchen«, entgegnete er.
»Du weißt, daß du gut verhüllt sein mußt und dich von Sheila und Naja begleiten lassen mußt, wenn du in die Stadt gehst, und daß du in einer Sänfte reisen mußt?«
»Darf ich in die Stadt gehen?« Sie war überrascht.
»Du darfst tun, was du willst, Zaynab«, sagte er.
»Ich bin jetzt Eure Liebessklavin, Hasdai ibn Shaprut. Ich weiß, daß Euch klar ist, was das bedeutet.
Ich fragte den Kalifen, wie ich Euch dienen soll, und er sagte, daß ich vollkommen Euch gehöre.
Findet Ihr mich nicht attraktiv, oder seid Ihr in eine andere Frau verliebt?« Sie blickte zu ihm hoch.
Noch nie hatte eine Frau Hasdai so angesehen. Es war aufregend. »Ich finde dich sehr attraktiv«, meinte er.
»Dann werdet Ihr zu mir kommen, wenn ich wieder gesund bin, so daß ich Euch Vergnügen bereiten kann, wie Ihr es nie zuvor erlebt habt, Herr.« Sie lächelte ihn verführerisch an. »Keine Frau wird Euch je so zufriedenstellen wie ich.«
Er nickte ernst und verließ das Zimmer.
»Er ist schüchtern«, sagte Sheila mit einem Kichern. »Ich glaube, Ihr habt ihn ein wenig erschreckt.«
»Er soll auch erschreckt sein«, sagte Zaynab. »Er muß in den Spuren Karim al Malinas und Abd-al Rahmans folgen.« Dann lachte sie. »Er ist groß und hübsch. Ich habe ihn mir nie zuvor richtig angesehen. Hast du seine Hände gesehen? Sie sind schön groß und seine Fingernägel sind hübsch geformt.«
»Mir gefällt sein Mund«, sagte Sheila. »Er ist groß und sinnlich. Alaeddin hatte so einen Mund.« Sie seufzte.
»Ich habe dich doch gar nicht gefragt, wie du dich fühlst, Sheila«, fiel Zaynab plötzlich ein. »Dir geht es doch auch besser, oder?«
»O ja, Herrin. Der Arzt gab mir dieses Theriaca, und innerhalb eines Tages wurde ich wieder gesund.
Er ist ein gütiger Mann, Herrin. Wie Ihr schon sagtet, wir haben viel Glück gehabt.«
In den nächsten Tagen wurde Zaynab kräftiger, und sie konnte wieder aufstehen, ohne sich schwindelig zu fühlen. Als erstes ging sie zu den neuen Bädern, wo Sheila ihre einzige Helferin war.
Ihre Köchin Aida und Naja waren mit ihnen ins neue Haus gekommen. Es gab noch verschiedene Frauen unbestimmten Alters die sich um das Haus kümmerten.
»Wann werde ich Moraima zurückbekommen?« fragte Zaynab Hasdai ibn Shaprut täglich. »Ich vermisse meine Tochter.«
»Ich muß eine Amme für sie finden«, sagte er.
»Warum kann ich sie nicht selbst stillen? Meine Milch ist noch nicht eingetrocknet, und wenn meine Tochter an meine Brust zurückkehrt, wird sie wiederkommen. Die Köchin Aida sagt das auch«, erzählte Zaynab ihm. »Ich will keine Amme.«
»Du hast keine andere Wahl«, erwiderte er. »Ich weiß, daß du dich mit jedem Tag kräftiger fühlst, Zaynab, und du bist auch wirklich auf dem Wege der Genesung. Leider weiß ich aber nicht, wie lange das Gift in deinem Körper bleiben wird. Es könnte ein Jahr oder länger dauern. Unter diesen Umstän den kann ich dir nicht gestatten, deine Tochter zu stillen. Moraima ist im Augenblick bei Rebekahs Nichte im Judenviertel sicher.«
»Aber ich bin ihre Mutter!« sagte Zaynab wütend. »Sie wird mich nicht wiedererkennen, wenn Ihr sie nicht bald zurückholt! Ich bin nicht eine von diesen faulen Maurenkonkubinen, die ihre Kinder zum Stillen auf einen Ammenhof schicken. Ich will meine Tochter!«
»Ich werde eine gute Amme für sie finden«, versprach er ihr. Zu seiner Überraschung ergriff sie einen Becher und warf ihn nach ihm.
»Gebt mir mein Baby zurück!« schrie sie.
»Du bist unvernünftig«, sagte er ruhig. Er duckte sich, als ein weiteres Geschoß auf ihn zuflog, diesmal besser gezielt, dachte er verschmitzt. »Hast du beim Kalifen je solche Temperamentausbrüche gehabt?« fragte er sie. »Ich glaube, für eine Liebessklavin ist
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