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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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Sheila und deine Mama und du, meine kleine Moraima.« Tränen traten ihr plötzlich in die Augen, als ihre Tochter die Hand ausstreckte und nach dem Finger griff, der ihre kleine, rosa Wange gestreichelt hatte. »Oh, sie erinnert sich noch an mich!« rief die Mutter glücklich.
    »In welcher Sprache hast du mit ihr gesprochen?« fragte er. »Ich habe viele Sprachen gelernt, aber ich habe nichts davon verstanden, Zaynab«, fragte Hasdai ibn Shaprut.
    »Das war die keltische Sprache meiner Heimat«, erklärte sie. »Sheila und ich verwenden sie, wenn wir nicht wollen, daß jemand versteht, was wir sagen. Im Harem von Madinat al-Zahra war das ganz nützlich. Ich möchte, daß Moraima sie von Geburt an lernt. Wenn sie alt genug ist, werde ich ihr eine Sklavin aus Alba in ihrem eigenen Alter suchen, damit sie eine Vertraute hat.«
    »Du bist eine kluge Frau, Zaynab!«, bemerkte er.
    »Das behauptete zumindest der Kalif«, erwiderte sie und reichte das Baby der Kinderfrau. »Sei in diesem Haus willkommen, Abra. Ich danke dir, daß du die Prinzessin ernährst. Sheila wird dich in die Gemächer meiner Tochter bringen.«
    Abra nahm ihre Worte mit einem Nicken zur Kenntnis. Sie war ein kräftiges Mädchen mit dunklen Zöpfen, schwarzen Augen und einem wogenden Busen. Man würde sie für ihre Dienste bezahlen, denn sie war eine freie Frau. Sie folgte Sheila aus den Gemächern ihrer Herrin und hielt dabei Moraima gekonnt in den Armen.
    »Du bist durch Moraimas Rückkehr aufgeblüht«, bemerkte Hasdai ibn Shaprut. »Ich freue mich, daß es dir gutgeht. Ich weiß, daß du nun glücklich sein wirst.«
    »Wann habt ihr vor, mit mir zu liegen?« fragte sie ihn plötzlich.
    Er schluckte schwer. »Es geht dir noch nicht gut genug«, sagte er. Seine Wangen röteten sich.
    »Ich habe mich nie besser gefühlt, Herr«, murmelte sie. »Ich bin ausgeruht und bis auf eine Sache zufrieden. Habe ich Euch erschreckt? Verstecken die Frauen in Eurer Familie ihre Lust vor ihren Männern?«
    Sie faszinierte ihn: ihre blaßgoldenen Haare, die lose um ihre Schultern hingen, der direkte Blick der aquamarinfarbenen Augen, ihre cremige, helle Haut. Ihr Kaftan war weiß und mit Zuchtperlen bestickt. Er konnte den beständigen Pulsschlag an ihrem Hals sehen, die Wärme ihres Körpers fühlen, als sie sich zu ihm hin lehnte, und der Duft ihres Gardenienparfüms war überwältigend. Aber um alles in der Welt konnte er ihre Frage nicht beantworten.
    »Gelüstet Euch nicht nach mir, Herr?« fragte Zaynab ihn. Dann trat ein merkwürdiger Ausdruck in ihr Gesicht. »Vielleicht seid Ihr ja ein Mann, der Jungen als Liebhaber vorzieht?« erkundigte sie sich.
    »Ich habe von solchen Männern im Harem gehört.«
    »Nein!« konnte er gerade noch keuchen. »Ich liebe keine Jungen.« Er stand schnell auf. »Ich muß jetzt gehen«, sagte er und verschwand, bevor sie ihn weite ausfragen konnte.
    Zaynab war völlig verwirrt, und in den kommenden Tagen wuchs ihre Verwirrung. Nachdem Abra ihre anfängliche Schüchternheit überwunden hatte, wurde sie zu einer entzückenden, sprudelnden Quelle des Wissens über Hasdai ibn Shaprut, die Juden und jüdische Geschichte. Das mollige Mädchen mit Augen wie Rosinen stillte die Kleine, wahrend sie fröhlich vor sich hin plauderte.
    »Im jüdischen Viertel nennen wir ihn Nasi, Herrin«, sagte sie.
    »Was bedeutet das?« fragte Zaynab.
    »Prinz, Herrin. Hasdai ben Isaak ibn Shaprut, Prinz der Juden. Seine Familie ist sehr bedeutend, sogar schon vor Nasis Erfolg am Hof des Kalifen. Er treibt jede Mutter mit einer Tochter im heiratsfähigen Alter zur Verzweiflung, von seinen eigenen Eltern ganz zu schweigen. Er will einfach nicht heiraten.«
    »Ich frage mich, wieso nicht«, sagte Zaynab.
    »Ist es Juden verboten, Konkubinen zu haben, Abra?«
    »Damals, vor langer Zeit, hatten die Männer unseres Volkes mehr als nur eine Frau und hielten sich auch Konkubinen. Jetzt sieht man das aber nicht mehr so gern. Das bedeutet aber nicht, daß es nicht vorkommt, Herrin. Außerdem ist der Nasi kein verheirateter Mann. Möchtet Ihr gerne seine Konkubine werden?«
    »Zu diesem Zweck hat mich der Kalif ihm geschenkt«, antwortete Zaynab belustigt. Abra würde eine Menge Tratsch mitbringen, wenn sie auf einen Besuch nach Hause in das Viertel ging. Sie fragte sich, ob es Hasdai ibn Shapruts Ansehen schaden oder nutzen würde.
    »Wir könnten auch genauso gut wieder in Mutter Eubhs Kloster sein«, beschwerte sich Sheila, nachdem ein weiterer Monat

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