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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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allen Dingen, Hasdai ibn Shaprut?« neckte sie ihn und näherte sich ihm auf den Kissen um das Schachbrett noch mehr. Ihre Augen funkelten.
    Er stand hastig auf. »Ich muß jetzt gehen, Herrin. Ich bin froh, daß es Euch so gut geht«, sagte er. Man hielt ihn für den gebildetsten Mann an Abd-al Rahmans Hof, und trotzdem konnte ihm dieses junge Ding mit ihrem verführerischen Körper und ihrer aufreizenden Art das Gefühl geben, wieder ein kleiner Junge zu sein. Sein Herz hämmerte. Er konnte ihren Geruch nicht aus der Nase bekommen.
    Zaynab sprang auf. »Wenn Ihr mich vor dem Morgengrauen verlaßt, Hasdai ibn Shaprut«, sagte sie grimmig, »werde ich nach dem Kalifen schicken lassen! Ich riskiere lieber Zahra und die Gefahren des Harems, als ein Leben ohne Liebe zu leben! Abra sagt, daß es keinen Grund gibt, warum Ihr mich nicht als Konkubine haben könnt, und Ihr selber habt mir geschworen, daß Ihr kein Liebhaber von Männern seid. Warum tut Ihr nicht das mit mir, was Ihr tun sollt? Mißfalle ich Euch so sehr?«
    »Mißfallen? Du würdest nicht einmal den Göttern mißfallen«, stöhnte er. »Du bist das schönste und verführerischste Wesen das ich je gesehen habe, Zaynab, aber unser Herr, der Kalif, hat schlecht gewählt, als er dich mir gab. Ich bin nicht der richtige Herr für dich.« Er sah sehr unglücklich aus.
    »Warum nicht?« wollte sie wissen.
    »Frag mich nicht, ich bitte dich«, flehte er sie an. O Gott! Warum mußte dies passieren? Sie reizte ihn, wie ihn noch nie eine Frau gereizt hatte, aber ...
    In diesem Augenblick wurde Zaynab plötzlich alles klar. Als es ihr einfiel, wußte sie, daß das der einzige Grund sein könnte, warum er nicht mit ihr schlief und immer flüchtete, wenn es aufregend wurde. »Ihr habt noch nie mit einer Frau geschlafen, oder? Das muß es sein! Ihr habt noch nie mit einer Frau geschlafen!«
    Er wurde purpurrot. »Du bist wirklich viel zu gescheit«, sagte er leise. »Nein, Zaynab, ich habe noch nie das Vergnügen eines weiblichen Körpers erfahren. Nicht, weil ich es nicht wollte, aber ich hatte einfach nie Zeit dazu. Als ältester  Sohn meines Vaters - und ich war zehn Jahre lang sein einziger Sohn - mußte aus mir etwas werden.
    Ich wurde nach Bagdad geschickt, um Medizin zu studieren, als ich erst vierzehn Jahre als war. Nach meiner Rückkehr übte ich meine Kunst im Viertel aus, aber gleichzeitig wollte ich die Universalmedizin für alle verbreiteten Gifte finden. Ursprünglich wurde es einmal Mithradatum genannt, nach einem König von Pontus, der es als erster entdeckte. Zweihundert Jahre später verbesserte es ein Arzt am Hof eines römischen Kaisers, indem er einige Zutaten hinzufügte, einschließlich dem gehackten Fleisch von Giftschlangen. Das hat der Formel ihren neuen Namen gegeben. Theriaca bedeutet wildes Tier. Leider ging das Rezept verloren, bis ich ein paar alte Schriftrollen entziffern konnte und es wiederentdeckte. Der Kalif war so begeistert, daß er mich zum Zollmeister über ganz al-Andalus machte. Außerdem wurde ich noch Vorsteher des Judenviertels und Ombudsmann für alle Juden von al-Andalus.«
    »Und in der ganzen Zeit habt Ihr keinen Augenblick lang Zeit gehabt für ein hübsches Mädchen?«
    sagte sie ungläubig.
    Er lachte. »Ich hatte die Mädchen gerade erst entdeckt, als man mich nach Bagdad schickte. Dort lebte ich im Haus eines ältlichen Verwandten, dessen größte Sorge es war, daß dem Sproß des Hauses Shaprut etwas passieren könnte, während er in seiner Obhut war. Wachen begleiteten mich zu Universität und brachten mich nach meinem Unterricht auf demselben Weg wieder zurück. Meine Studien waren schwierig und nahmen mich ganz in Anspruch. Für Muße hatte ich gar keine Zeit.
    Außerdem kannte der alte Cousin nur alte Männer. Als ich nach Hause zurückkehrte, wollte meine Familie eine Hochzeit für mich einfädeln, aber ich vertröstete sie damit, daß ich erst einmal sicherstellen wollte, daß ich eine Frau ohne die Hilfe meines Vaters unterhalten könne. Und dann begann ich mit meinen Studien und Übersetzungen, und ich schien einfach keine Zeit mehr für eine Gattin oder überhaupt irgendeine Frau zu haben. Als dann der Kalif mich mit Ehren überschüttete«, seufzte er, »schien ich sogar noch weniger Zeit für mich zu haben. Ich hatte das Gefühl, das Gewicht der gesamten Juden von al-Andalus auf meinen Schultern zu tragen, Zaynab. Ich habe ihnen gegenüber eine Verpflichtung.«
    »Mögt ihr Frauen?« wollte sie

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