Ketten der Liebe
irgendeinen Gutsherren verkaufen müssen, wo sie wenigstens ein Leben in Würde verbringen könnte, selbst wenn man sie sich zu Tode schuften ließ.
»Sehr hübsch, meine Kleine«, summte Erda voller Zufriedenheit. »Du bist sehr begabt und wirst es weit bringen, das verspreche ich dir. Der Herr wird heute abend sehr zufrieden mit dir sein. Nun dürft ihr euch ausruhen, bis es Zeit ist, vorgestellt zu werden. Morag, mein Kind, trage die Robe deiner Herrin.«
Aus dem Gemach, in dem Donal Righ zu speisen pflegte, drangen Geräusche einer Unterhaltung an ihre Ohren. Drinnen brannte ein fröhliches Feuer, und auf dem Podest saßen drei Männer. Der Mann in der Mitte war Donal Righ. Zu seiner Linken saß der erste Maat der I'timad, Alaeddin ben Omar. Er war ein Bär von einem Mann mit einem pechschwarzen Bart und dazu passenden Augen. Diejenigen, die seine gutmütige Art für ein Zeichen von Dummheit hielten, pflegten schnell Bekanntschaft mit seinem Krummschwert zu machen. Er war ein treuer Freund und ein feuriger Kämpfer. Zur Rechten Donal Righs saß der Sohn seines alten Freundes, Habib ibn Malik, den man Karim nannte.
Die drei Männer aßen und tranken gut. Geschäftliches würden sie ein anderes Mal besprechen, denn die I'timad war ein Frachtschiff. Sie brachte Luxusgüter aus al-Andalus und anderen Häfen nach Eire und kehrte mit Rohwolle, Fellen, keltischen Metallarbeiten, Juwelen und Sklaven wieder zurück.
Donal Righ hatte dem Sohn seines Freundes bereits angedeutet, daß es für seine Einladung an diesem ersten Abend, den er seit Wochen wieder an Land verbrachte, noch einen anderen Grund gab. Der ältere Mann lehnte sich zurück, reckte sich und sprach: »Ihr wißt, daß ich seit langem in der Schuld des Kalifen von Cordoba stehe, Karim. Wenn ich nicht unter seiner Schirmherrschaft stünde, könntet Ihr mir die Waren nicht bringen, die mich zu einem reichen Mann gemacht haben. Ich werde nie in der Lage sein, unseren großen Fürsten Abd-al Rahman ganz dafür zu entschädigen, aber ich machte ihm ein Zeichen meines Respekts und meiner Dankbarkeit übersenden. Seit einigen Monaten schon suche ich nach dem vollkommenen Geschenk. Da ich weiß, wie sehr der Kalif schöne Frauen schätzt, beschloß ich, eine Frau zu finden, die man als Liebessklavin ausbilden könnte. Eine einfache Sklavin ist jedoch nicht gut genug, um unserem Herrn meine Dankbarkeit zu zeigen. Vor einigen Tagen kam durch Zufall ein wunderbares Geschöpf in meinen Besitz. Sie ist jung, eine Schottin, die Tochter eines Edelmannes.«
»Eine Jungfrau, die ihren Gott im Himmel anflehen wird, sie zu töten, bevor sie sich von einem Ungläubigen berühren läßt«, sagte Karim al Malina trocken.
»Sie ist keine Jungfrau«, erwiderte Donal Righ zur Überraschung der beiden Männer. Dann erzählte er Regans Geschichte. »Ich möchte sie Eurer Obhut anvertrauen, Karim, Sohn meines alten Freundes. Ihr seid ein Meister der Leidenschaft. Es ist bekannt, daß Ihr die Kunst der Erotik in der geheimen Schule in Samarkand erlernt habt. Ihr könnt dieses Mädchen in Eure Obhut nehmen und sie zur willigen Liebessklavin für den Kalifen heranbilden. Meine Dankbarkeit wird
grenzenlos sein.«
Karim al Malina dachte darüber nach. »Ich möchte Euer Angebot nicht gerne ablehnen, Donal Righ, aber ich kann nicht anders. Ich muß an das letzte Mädchen denken, das ich ausgebildet habe. Das dumme Ding hat sich in mich verliebt und beging Selbstmord, um nicht zu ihrem wahren Herrn zurückkehren zu müssen. Es war sehr peinlich, und ich mußte den Mann doppelt für seinen Verlust entschädigen. Keinem Meister der Leidenschaft ist je so etwas widerfahren. Offensichtlich habe ich meine Pflicht nicht ordnungsgemäß erfüllt. Ich würde nur ungern noch ein Mädchen in meine Obhut nehmen.«
»Seit diesem unglücklichen Ereignis sind fünf Jahre vergangen, mein junger Freund. Das Mädchen war willensschwach. Dieses hier ist es nicht. Sie ist stolz und feurig. Sie wird sich beugen, aber sie wird nicht unter Eurer Anleitung zerbrechen. Regan ist ein starkes Mädchen, Karim. Sie braucht Euch, wenn sie Abd-al Rahmans Interesse wecken will. Selbst wenn ich ihm nur eine Liebessklavin schicke, genügt das nicht. Sie muß ihn bezaubern und ihm Kinder schenken.«
Karim seufzte. »Ich bin nicht sicher«, sagte er langsam.
»Ich will Euch das Mädchen vorführen«, schlug Donal Righ listig vor. »Weist meine Bitte nicht ab, bevor Ihr sie gesehen und ihren Mut auf die Probe
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