Ketten der Liebe
Tür wieder hinter sich ab.
Die beiden Mädchen saßen zusammen auf der Kante des Podestes und speisten. Die Orangen hoben sie bis zuletzt auf. Sie kicherten, als der süßsaure Fruchtsaft ihr Kinn herab und über ihre Hände lief.
Die Früchte schmeckten ihnen, wenngleich sie auch etwas klebrig waren. Als sie fertig waren, schüttete. Sheila etwas Wasser in das Becken, und sie wuschen ihre Hände und Gesichter darin. Dann sammelte die Dienerin die Teller und Kelche ein und stellte sie ordentlich auf ein bereitstehendes Tablett. Sie hatten alles aufgegessen.
Nur die Orangenschalen blieben als Beweis ihres Abendmahles übrig.
Draußen vor dem Fenster hatte der Himmel im Zwielicht des Sommers eine rosa Lavendelfarbe angenommen. Die Luft war kühl, aber mild, und Regan beschloß, das Fenster einen Moment lang offen zu lassen. Eine Amsel stimmte im Garten unter ihnen ihr süßes Lied an. Die Mondsichel schien auf sie herab, und neben ihr funkelte ein heller, blauer Stern.
Beide Mädchen drehten sich um, als das Zimmer aufgeschlossen wurde und Karim al Malina eintrat.
Er schloß die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel wieder herum.
Er blickte Sheila an. »Du kannst nun in deine Kammer gehen, Sheila. Deine Herrin wird dich vor morgen früh nicht mehr brauchen.«
»Ja, Herr«, sagte Sheila leise. Sie verbeugte sich und ging durch die Verbindungstür in ihr Zimmer.
»Wie könnt Ihr es wagen, meiner Dienerin Befehle zu erteilen!« sagte Regan mit scharfer Stimme.
»Wenn ich dich verletzt habe, Zaynab, dann bitte ich um Vergebung, aber es ist Zeit für deinen Unterricht. Wenn du möchtest, daß Sheila zusieht, werde ich sie zurückrufen«, sagte er mit ruhiger Stimme.
»Ich bin Regan MacDuff aus Ben MacDui«, sagte sie eisig. »Auf so einen merkwürdigen Namen wie Zaynab werde ich nicht hören.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn direkt an. Ihre Augen funkelten trotzig.
Sie ist wundervoll, dachte er. Was für ein Temperament! Der ruhige Blick, mit dem er den ihren erwiderte, zeigte aber keine Spur von seiner Bewunderung. »Regan MacDuff aus Ben MacDui klingt für meine Ohren fremd«, sagte Karim al Malina zu ihr. »Was bedeutet Regan? MacDuff ist dein Familienname, wie ich verstehe.«
»Es bedeutet König«, erwiderte das Mädchen stolz. »Du bist kein König, meine Schöne, aber du bist eine wundervolle Frau, der ich beibringen werde, ihre Schönheit voll zu entfalten. Du kannst dir selbst jeden Namen geben, den du willst, Zaynab, aber du bist nicht länger in deiner Welt. Du bist in meiner, und du wirst schon bald auf deinen neuen Namen hören, wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen.«
Er legte seine Kleidung ab: zuerst seinen langen, weißen Umhang, dann den Gürtel um seine schmalen Hüften und sein weißes Hemd. Er setzte sich, entledigte sich seiner Stiefel, und begann dann, seine weißen Pluderhosen auszuziehen.
Regan keuchte vor Schreck. »Was macht Ihr da?« fragte sie mit dünner Stimme.
»Sieht man das nicht?« Seine azurblauen Augen funkelten, obwohl sein Gesicht sehr ernsthaft dreinblickte. »Hast du etwa noch nie einen nackten Mann gesehen, Zaynab?«
»Ich bin keine Jungfrau«, murmelte sie und versuchte verzweifelt, ihn nicht direkt anzusehen, aber es war doch allzu verlockend. Er hatte eine breite Brust, die leicht behaart war. Ein dunkler, schmaler Streifen Haare zog sich in der Mitte seines Körpers zu seinem Nabel herab und von dort aus direkt zu seinem Unterleib. Sie starrte seine Männlichkeit an. Sie lag dort sehr hell und schlaff. Seine Beine waren lang und wie sein Oberkörper mit dunklem Flaum bedeckt.
»Zieh dein Wams aus, Zaynab«, befahl er ihr.
»Nein!« fauchte sie.
Er ging zu ihr hinüber, packte den runden Ausschnitt ihres Hemdes und zerriß es bis zum Saum.
»Wenn ich dir befehle, etwas zu tun, Zaynab, dann mußt du mir gehorchen«, sagte er, als er ihr den Stoff vom Leib riß und beiseite warf. Dann nahm er sie bei der Hand, führte sie zum Podest und zog sie auf die Matratze herab. Als er ihr Gesicht zu sich hin drehte, stellte er erschrocken fest, daß ihre Augen vollkommen ausdruckslos und ohne jedes Gefühl dreinblickten. Es war, als ob ihr Geist aus ihrem Körper geflüchtet wäre und nur eine leere Hülle zurückgelassen hätte. »Warum hast du Angst vor mir?« fragte er sie sanft, während seine Hand die ihre hielt. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Zaynab.«
Sie kämpfte mit sich, um die richtigen Worte zu finden. »Ihr
Weitere Kostenlose Bücher