Ketten der Liebe
meine Kunst ein, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Auf diese Weise konnte ich die I'timad, mein Schiff, erwerben.«
Karim al Malina lächelte Regan an. »Ich bin sehr gut auf diesem Gebiet«, erklärte er spitzbübisch.
»Ich habe dich in meine Obhut genommen, um Donal Righ einen Gefallen zu tun, aber wenn ich dich ausgebildet habe, Zaynab, wirst du meine beste Schöpfung sein, das verspreche ich dir.«
»Warum muß ich eine Liebessklavin werden? Warum kann Donal Righ nicht damit zufrieden sein, mich als Dienerin zu verkaufen? Ich will mich keinem Mann hingeben.«
»Du bist zu schön, um eine Dienerin zu sein«, sagte er. »Das mußt du doch wissen, Zaynab. Sei nicht töricht; das steht dir nicht. Du mußt immer ehrlich sein. Es ist wahr, daß ich dir beibringen werde, dich einem Mann hinzugeben, aber ich werde dir auch beibringen, wie du den Mann dazu bringst, sich dir hinzugeben.«
»Das ist nicht möglich!« erwiderte sie. »Kein Mann würde sich je einer Frau hingeben. Das glaube ich keine Minute lang, Herr.«
Er lachte. »Es ist wahr, Zaynab. Eine schöne Frau hat große Macht über den stärksten Mann und kann ihn in der Schlacht der Liebe besiegen.«
»Mir ist kalt«, sagte sie zitternd.
Er stand vom Podest auf, durchschritt das Zimmer und schloß die hölzernen Läden. Dann ging er zu der Truhe hinüber, zog eine leichte, wollene Überdecke heraus und gab sie ihr. »Wenn du dich damit zudeckst und neben mir liegst, wird dir wieder warm werden«, sagte er. »Komm, wir legen uns zusammen hin.« Er legte sich nieder und zog die Decke über sich. Dann hielt er ihr seine Hand hin.
»Ihr habt die Absicht, mit mir das Bett zu teilen?« In Regans Augen stand Furcht, aber ihre Stimme klang beherrscht.
»Dies ist unser Zimmer«, sagte er ruhig zu ihr. »Komm unter die Decke, Zaynab. Ich habe dir doch gesagt, daß ich dich nicht zwingen werde. Ich lüge nicht.«
Sie konnte nicht anders. Sei mußte an Ian Ferguson und seine Prahlereien denken. Ian, der grausam ihr unschuldiges Fleisch aufgespießt hatte, der sich sein Vergnügen genommen und ihre Seele verletzt hatte. Gunnar Bloodaxe war wenig besser gewesen, obwohl sie ihm wenigstens nicht in sein lüsternes Gesicht hatte blicken müssen, als er ihr Gewalt antat. Sie drehte sich um und blickte Karim al Malina an. Er lag auf dem Rücken. Seine blauen Augen waren geschlossen, aber sie spürte, daß er nicht schlief. Konnte sie ihm vertrauen? Mit zitternden Händen griff sie nach der Decke, hob sie an und schlüpfte darunter. Es war weich und warm.
Fast augenblicklich legte er einen Arm um sie, und Regan fuhr hoch. »Was macht Ihr da?« erkundigte sie sich mit ängstlicher Stimme.
»Dir wird schneller warm«, antwortete er ruhig, »wenn du näher an mich heranrückst, aber wenn du das lieber nicht möchtest, habe ich dafür Verständnis.«
Sie spürte seinen Arm um ihre Schultern. Sie spürte seinen Körper neben dem ihren. Verwundert stellte sie fest, daß seine Nähe tatsächlich eine beruhigende Wirkung besaß. »Nicht mehr als das«, warnte sie ihn mit harter Stimme.
Sie sah nicht, wie er im Dämmerlicht lächelte. »Nicht heute nacht«, sagte er. »Gute Nacht, meine süße Zaynab. Gute Nacht.«
Kapitel 4
»Nun?« fragte Donal Righ am nächsten Morgen Karim al Malina. »Wird Zaynab das Silber wert sein, das ich für sie ausgegeben habe?«
»Wenn die Zeit reif ist, alter Freund«, kam die Antwort. »Das Mädchen ist von zwei groben Männern mißhandelt worden. Es wird einige Zeit dauern, bis ich ihr Vertrauen gewonnen habe, aber es wird mir gelingen. Ich hatte noch nie eine Frau wie sie zu unterrichten. Sie ist unschuldig, das ist wahr, aber sehr klug für ihr Alter. Trotzdem weiß sie überhaupt nichts von Liebe oder Leidenschaft. Es wird mindestens ein Jahr dauern, bis ich sie dem Kalifen vorstellen kann, wenn nicht länger.« Er trank gewürzten warmen Wein aus einem Silberkelch, der mit Onyxen besetzt war. »Seid Ihr bereit, mir diese Zeit zu gewähren, oder wollt Ihr sie lieber auf einem guten Sklavenmarkt in al-Andalus verkaufen und den Gewinn einstreichen, solange Ihr noch wenig oder gar keinen Unterricht an sie verschwendet habt?«
»Nein! Nein! Das Mädchen ist den Aufwand wert. Ich habe es sofort bemerkt, als sie von Gunnar Bloodaxe zu mir gebracht wurde. Sie hat ihn mühelos überlistet. Erda erzählte mir, daß Zaynab und Sheila auf Gunnar Bloodaxes Schiff Freundinnen geworden sind. Dann sagte Zaynab dem Wikinger, daß ich von einer
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