Ketten der Liebe
Zaynab. Verstehst du mich?« »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Zaynab langsam. »Beizeiten wirst du es verstehen«, erklärte er. »Ich muß lernen, meine Gedanken von meinen Gefühlen zu trennen«, sagte sie nachdenklich. »Ist das das Geheimnis, Karim al Malina?« Sie blickte ihn fragend an. Sie wollte wirklieh etwas lernen. Sie wollte nie mehr das Opfer eines Mannes sein, selbst nicht, wenn dieser Mann sich ihr Herr oder ihr Meister nannte. Sie mußte ihr eigenes Schicksal lenken, so gut sie es konnte.
Offensichtlich war das der Schlüssel zu ihrem Überleben und zu ihrem Erfolg.
Als Antwort auf ihre Frage nickte er. Er war zufrieden, daß sie die tiefere Bedeutung seiner Worte begriffen hatte, aber dann blickte er in ihr Gesicht. »Weißt du eigentlich, wie unglaublich schön du bist, Zaynab?«
»Ich weiß, wie ich aussehe«, erwiderte sie langsam, »denn man sagte von mir und meiner Schwester Gruoch, wir seien vollkommen gleich. Nur unsere Augen hätten unterschiedliche Blautöne, aber wenige haben je darauf geachtet. Ich habe auch schon mein Gesicht im Wasser des Lochs gesehen, wenn das Wasser glatt war. Gruoch hat oft bejammert, daß wir keinen Spiegel besaßen. Wir haben noch nie einen gesehen, aber man sagte uns, sie seien klare, glatte Oberflächen, in denen man sich selbst betrachten kann. Ich weiß, daß ich hübscher bin als die meisten anderen, aber schön?«
»Ja, sehr schön«, versicherte er ihr und berührte dabei ihre Wange mit einem einzigen Finger. »Es gibt viele Arten von Schönheit, Zaynab, aber die deine ist den anderen überlegen. Ich glaube, es gibt keine einzige Frau wie dich in Abd-al Rahmans ganzem Harem.« Er zog sie fest an sich, streckte seine Hände aus, um ihr Gesäß zu umschließen. Er spürte, wie ihre Schenkel nachgaben, als sie die seinen berührten.
Sie legte ihre Hand flach auf seine Brust, um sich abzustützen, und rang nach Luft, denn die Berührung raubte ihr den Atem. Dann lächelte er direkt in ihre Augen. Sein Blick umfing sie völlig mit seiner Wärme. Zaynabs Beine gaben unter ihr nach. Er hob das Mädchen hoch und legte sie auf das Bett. Dann kniete er an ihrer Seite und blickte in ihr Gesicht. »Ein achtloser Mann hat dir deine Jungfernschaft genommen. Ein anderer hat dir Gewalt angetan. Aber in deinem Herzen und in deiner Seele bist du noch eine Jungfrau. Heute nacht werde ich dich so lieben, als ob deine Jungfernhaut noch unversehrt wäre.«
Seine Lippen berührten ihren Mund mit einer Zärtlichkeit, die sie bei einem Mann nie für möglich gehalten hätte. Ihr Herz hämmerte wie wild. Sowohl seine Worte als auch seine Nähe versetzten sie in Erregung. Als er neben ihr lag und die Matratze unter ihrem Gewicht nachgab, brachte sie die leichteste Berührung seines nackten Körpers fast der Ohnmacht nahe. Karim nahm ihre Hand in die seine, als sie zitternd neben ihm lag und auf seinen nächsten Zug wartete. Seine Worte brannten sich in ihr Gehirn. Du bist noch eine Jungfrau in deinem Herzen und in deiner Seele. Ja, das war sie auch! Wie hatte er es erraten? Woher wußte er von ihrem Schmerz, wo sie sich selbst noch nicht einmal gestattet hatte, ihn zu fühlen, wo sie ihn doch tief in ihrem Inneren verborgen und sich geweigert hatte, ihn zur Kenntnis zu nehmen? Sich eine Schwäche einzugestehen, gab anderen nur Macht über einen, dachte Zaynab bitter. Das hatte sie schon früh gelernt, als sie noch Regan MacDuff, die ungewollte Tochter, war.
"Eine Jungfrau«, sagte er zärtlich, »sollte man sanft anfassen und nie hastig.« Er hob ihre Hand an seinen Mund, und küßte mit einem lang anhaltenden Kuß ihre Handfläche, so daß sie dachte, ihre Haut würde verbrennen. Dann küßte er jeden einzelnen Finger.
Diese Finger verharrten an seinem Mund. Dann erforschte Zaynab langsam, aber mutig seinen langen, schmalen Mund und fühlte, wie das weiche Fleisch nachgab. Sie zog ihre Hand erstaunt zurück, als er neckisch an dem neugierigen Finger knabberte.
Er lachte leise und rollte auf seine Seite, um sie anzublicken. »Es ist gut, daß du neugierig bist, Zaynab. Eine Jungfrau ist das immer. So lernt sie sowohl zu verwöhnen als auch verwöhnt zu werden.« Seine Lippen fanden wieder ihren Mund, und sein Kuß war zuerst langsam und zärtlich.
Die sinnliche Berührung ließ sie von oben bis unten erschauern. Alles begann sich zu drehen, als heiße Haut über heiße Haut streichelte. Sie wußte, daß sie nicht wollte, daß dieser Austausch zwischen ihnen endete. Als
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