Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
Vom Netzwerk:
höchste Lust schenkte. Sie zu lieben, sie zu ermutigen, ihn zu lieben, würde ehrlos sein.
    Solch ein Verhalten würde Schande über sie alle bringen.
    Die Schule der Meister der Leidenschaft in Samarkand gab es nicht mehr. Er war einer der letzten Schüler gewesen, denn zu seinen Zeiten waren die Meister schon sehr alt gewesen. Nun waren sie alle tot. Es hatte keinen gegeben, der ihren Platz einnehmen konnte. Die Menschen schätzten die Kunst der Liebe im allgemeinen nicht genug. Die meisten scherten sich nicht mehr um Nettigkeiten. Sie wußten nichts von den überragenden Genüssen der Liebe. Die Meister hatten ihr Wissen an ihre wenigen letzten Schüler weitergegeben und waren dann vom Antlitz der Erde verschwunden, als ob es sie nie gegeben hätte.
    Niemand wußte, wann es die Meister der Leidenschaft zuerst gegeben hatte. In der Schule hatte es vage Gerüchte über die Priester und Priesterinnen einer alten Liebesgöttin gegeben, aber was auch immer die Wahrheit gewesen war, es gab die Schule nicht mehr. Er war einer der letzten Meister der Leidenschaft, die übrig waren. Er wußte von nicht mehr als einem halben Dutzend, die über die Erde verstreut waren. Die anderen seiner Art waren im Fernen Osten. Das war der Grund, warum Kenner in al-Andalus Liebessklavinnen so sehr schätzten. Es gab so wenige von ihnen. Die Katastrophe mit dem Mädchen Leila, seine Gefühle für Zaynab, all das überzeugte ihn, daß er nicht mehr in der Lage war, seine Kunst auszuüben. Er würde sich als Händler für seltene Waren niederlassen. Wenn er Zaynab gründlich für Donal Righ ausgebildet und sie dem Kalifen vorgestellt hatte, würde er sich eine Frau nehmen, wie es seine Familie von ihm wünschte. Die Braut würde natürlich eine Jungfrau sein. Er könnte sich damit die Zeit vertreiben, sie und die anderen, die seinen Harem bevölkern würden, zu unterrichten. Aber er würde nie wieder eine Liebessklavin ausbilden.
    Zaynab war klug, ja intelligent für eine Frau, und sie lernte schnell. Ein Jahr, nicht länger. In dieser Zeit würde er ihr alles beigebracht haben, was sie wissen mußte, um dem Kalifen zu gefallen und in der Welt des Harems zu überleben, würde sie Abd-al Rahman vorstellen, und damit wäre alle vorbei. Er würde nie wieder an Zaynab denken. Nie wieder.

TEIL II
    Ifriqiya (Afrika), Anno Domini 943-944

Kapitel 6
    Die I'timad lag tief im Wasser. Die dunklen Wellen des Liffey berührten ihren schlanken Körper wie ein Liebhaber, der seine Geliebte streichelt. Sie war ein schönes Schiff von etwa dreißig Metern Länge und zehn Metern Breite. An diesem Tag war ihr Laderaum bis oben hin mit den Geschenken gefüllt, die Donal Righ dem Kalifen zusammen mit Zaynab schicken wollte. In einem Schauspiel von fast theatralischen Ausmaßen würde man Abd-al Rahman diese Geschenke überreichen.
    Drei Geschenke sollten im Auftrag des keltischen Händlers von Karim al Malina in Ifriqiya beschafft werden, wodurch man sie nicht von Eire transportieren mußte. Außerdem war es unmöglich, diese besonderen Geschenke in Eire zu kaufen. Donal Righ hatte das gesamte Schiff des Mauren gemietet und einen großzügigen Betrag an die Mannschaft ausgezahlt, die sonst einen Anteil am Gewinn der verkauften
    Ware erhalten hätte.
    Zum Heck des Schiffes hin gab es eine Kombüse unter Deck, die man über eine Leiter auch von oben erreichen konnte. Sie lag in einem kleinen Raum mit einem Ziegeldach. Zum Kochen diente ein aus Lehmziegeln gefertigter Herd, der nach oben hin offen war. Kleine Eisenstangen dienten als Grill.
    Außerdem standen hier Schränke mit irdenem Geschirr. Die Kochgerätschaften, Käse in Netzen, Zwiebel-und Knoblauchketten, ein Sack Äpfel und ein weiterer Sack mit Mehl hingen von den schmalen Deckenbalken herab. Über dem Grill befand sich ein kleines Regal, auf dem eine Schale mit Salz und eine Schale mit Safran standen. In einer kleinen, engen Ecke stand ein Käfig, in dem ein halbes Dutzend Hühner und drei Enten vor sich hin gackerten.
    Am Heck gab es zwei Decks. Die Kajüte des Kapitäns befand sich auf dem vorderen Deck. Sie bestand aus einem einzigen Raum mit einem Etagenbett, einer Koje, einem Tisch und einigen Stühlen darin. Es gab nur einen Eingang und ein Fenster, das man nachts oder bei schlechtem Wetter mit einer Lade verschließen konnte.
    Hinter der Kajüte gab es noch ein kleineres Deck, das halb im Schatten einer Markise lag. Man hatte Stühle darauf gestellt, damit die beiden Frauen ihre Privatsphäre

Weitere Kostenlose Bücher