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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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umzuschlagen, schlug Karim al Malina einen Kurs ein, der sie geradewegs durch den Golf von Biskaya führte. Der Golf war ein großes Meer, das den Ruf hatte, nicht ungefährlich zu sein. Sie kreuzten vom Pont de Penmarch an der Südküste der Bretagne aus um das Kap Finistere.
    Vorsichtig passierten sie die verkehrsreichen Schiffahrtslinien entlang des Küstenzuges, der zum christlichen Königreich von Leon gehörte, fuhren an der Küste vorbei, die die Grenze zwischen Leon und dem muslimischen Süden bildete und erreichten endlich Gewässer, die zum Land al-Andalus gehörten. Erstaunlicherweise hielt sich das Wetter noch immer, daher navigierte Karim al Malina sein Schiff erneut quer über das offene Meer, das den Namen Golf von Cadiz trug, um zum Stadtstaat Alcazaba Malina an der nordafrikanischen Atlantikküste zu gelangen. Der Stadtstaat lag fünfzig Meilen südlich von Tanja, das an der Straße von Jibal Tank lag. Zaynab hatte Karim al Malina auf der Reise über seinen Namen ausgefragt. Sein voller Name sei Karim ibn Habib al-Malina, hatte er erklärt.
    »Ibn Habib, Sohn von Habib«, sagte er.
    Die Reise war mit Unterrichtsstunden ausgefüllt gewesen, die anders waren als die, die sie sonst von ihm erhielt. Jeden Tag verbrachte er zwei Stunden mit den beiden Frauen und brachte ihnen Arabisch bei. Alle waren überrascht, daß es Sheila war, die sich als begabter für Fremdsprachen herausstellte. Zaynab mühte sich mit den Feinheiten der fremden Sprache ab, aber mit Sheilas Hilfe gelang es ihr schließlich, sie zu meistern. Sie fand Spanisch, die zweite der Sprachen, die sie lernen mußten, viel einfacher.
    Ein neuer Tag dämmerte, als sie endlich Alcazaba Malina erreichten. Der Wind hatte sich gelegt, und die See war dunkel und ruhig. Die aufgehende Sonne vergoldete die Stadt aus reinem weißem Marmor, kroch über die Gebäude und verbannte die dunklen Schatten mit purem Licht.
    Alcazaba Malina war ganz von Mauern umgeben, die auch den natürlichen, tiefen Hafen einfaßten, der die Form einer Mondsichel hatte. An jeder Seite der Bucht stand ein Leuchtturm. Die Wächter der Leuchttürme mußten nicht nur den Hafeneingang mit ihrem Licht anzeigen, sondern auch die eiserne Kette heben und senken, die als erste Verteidigungslinie quer über den Hafeneingang gespannt war.
    Zaynab und Sheila standen mit offenem Mund an der Reling des Schiffes. Sie waren mehrere Wochen auf See gewesen, aber nichts, nicht einmal das, was ihnen Karim al Malina und Alaeddin ben Omar erzählt hatten, hatte sie auf den Anblick vorbereitet, der sich nun ihren Augen bot.
    »Wenn Dublin eine Stadt ist, was ist das hier?« fragte Zaynab ehrfürchtig. Sie sprach nun Arabisch.
    Beide Mädchen redeten auf arabisch miteinander, denn sie hatten herausgefunden, daß das der einzige Weg war, wie man diese schwierige Sprache wirklich lernen konnte. Nur für eine Stunde am Tag kehrten sie wieder zu ihrer keltischen Muttersprache zurück, um sie nicht völlig zu vergessen. Zaynab meinte, daß sie so im Harem miteinander reden könnten, ohne daß jemand anders sie verstand. Das würde für sie ein unbezahlbarer Vorteil sein.
    »Ich glaube, dieser Ort ist verzaubert«, antwortete Sheila ihrer Herrin mit großen Augen. »Ich hätte nie gedacht, daß ich je so eine Stadt sehen würde.«
    »Ich konnte mir noch nicht einmal vorstellen, daß es so einen Ort überhaupt gibt«, pflichtete ihr Zaynab bei. »Daheim in Ben MacDui würden sie das sicher nicht glauben.«
    Karim al Malina stellte sich zwischen sie. »Die Stadt wurde vor über einhundertfünfzig Jahren von dem arabischen Krieger Karim ibn Malik gegründet, der dem umayyadischen Kalifen in Damaskus treu ergeben war. Fünfundsechzig Jahre später wurden die Omajjaden aus Syrien vertrieben. Ihre Familie wurde bis auf einen Prinzen in einem großen Blutbad umgebracht. Dieser Prinz konnte fliehen. Er hieß Abd-al Rahman, der erste, der diesen Namen trug«, erzählte Karim ihnen. »Die Herrscher dieser Stadt waren immer den Omajjaden treu, aber ich werde dir ihre Geschichte später beibringen, Zaynab.«
    »Werden wir an diesem wundervollen Ort leben?« fragte sie ihn und blickte dabei zu ihm auf.
    Heute nacht, dachte er. Heute nacht werde ich wieder bei ihr liegen. Es ist schon viel zu lange her.
    »Nein. Mein Vater wohnt in der Stadt, aber mein Heim ist auf dem Lande. Das ziehe ich der Stadt vor.«
    »Dürfen Sheila und ich die Wunder dieser Stadt betrachten, denn sicher ist sie voller Wunder?« wollte Zaynab

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