Ketten der Liebe
hatten, aber gleichzeitig etwas frische Luft schnappen konnten. Es würde ihnen erlauben, ein wenig der Enge der kleinen Kabine zu entkommen, wenn das Wetter gut war.
Das Steuerdeck lag genau vor dem Dach der Kombüse. Vorne und in der Mitte gab es Luken, zwischen denen die Mannschaft ihre Seilhängematten aufhängen konnten. In der Mitte stand ein großer Tisch mit zwei Bänken, hierher brachten die Seeleute ihr Essen und aßen es dort. Für gewöhnlich schlief Alaeddin ben Omar in der Kapitänskajüte, aber auf dieser Reise würden beide Männer bei der Mannschaft schlafen. Den einzigen Raum würden sie den beiden Frauen überlassen, die nachts zu ihrem eigenen Schutz bewacht würden.
Karim al Malina hatte beschlossen, sein Schiff sei nicht der Ort, an dem man die Künste eines Meisters der Leidenschaft ausüben sollte. Solange Sheila und Zaynab von den Männern getrennt waren, würde die Mannschaft einsehen, daß der Anstand gewahrt wurde, und es würde keine Schwierigkeiten geben. Man hatte nicht gerne Frauen an Bord.
Sie verbrachten eine letzte Stunde in den Bädern, und Erda vergoß viele Tränen, als sie sich von den beiden Mädchen verabschiedete. »Was für eine wundervolle Zukunft du vor dir hast«, schluchzte sie.
»Ach, wenn man doch jung und schön wäre!«
»Ich bin ein alter Mann«, sagte Donal Righ, der diese Worte gehört hatte, »und ich kann mich nicht daran erinnern, daß du jemals jung oder schön gewesen wärst, meine treue Erda.«
Sie warf ihrem Herrn einen finsteren Blick zu und umarmte die Mädchen ein letztes Mal. »Gott schütze euch beide, meine Kleinen. Möge das Schicksal euch wohlgesonnen sein.« Dann schlurfte Erda murrend von dannen und beschwerte sich darüber, wie hart doch das Leben in solch einem Hause sei.
»Ich würde sie euch ja mitgeben, nur um die Alte loszuwerden, aber sie könnte es nicht ertragen, von mir getrennt zu sein«, sagte Donal Righ rauh.
»Sie ist viel zu alt, um jetzt noch ihr Leben zu ändern«, sagte Zaynab. »Wenn sei jünger wäre, würde ich sie gerne bei uns haben. Niemand hat mich je gütiger behandelt, Donal Righ, außer vielleicht Ihr selbst.«
»Hmm«, sagte er und errötete dabei. »Mach dir nichts vor, Mädchen. Mich hat deine seltene Schönheit angezogen. Wenn du nicht das hübscheste Geschöpf unter Gottes weitem Himmel wärst, hätte ich dich im Handumdrehen an einen Häuptling aus dem Norden verkauft. Und nun denke immer daran, vertraue keinem, Zaynab, außer dir selbst und deinem Instinkt. Und mache mir bei dem Kalifen keine Schande. Du wirst als Liebessklavin ausgebildet und zu Abd-al Rahman geschickt, damit ich am anderen Ende der Welt höher in seiner Gunst stehe. Denke immer daran!«
»Das werde ich, Donal Righ«, versprach sie ihm. Dann küßte sie ihn schnell auf die Wange, bevor sie sich umdrehte und mit Sheila aus dem Raum eilte.
Donal Righ berührte die Stelle, wo ihre weichen Lippen nur einen Augenblick verweilt hatten, und wandte sich dann wieder ganz geschäftsmäßig an Karim al Malina. »Ihr habt das Gold erhalten, um Pferde und Kamele zu kaufen und um Zaynab wie eine Prinzessin auszustatten. Sie soll nicht ärmlich zum Kalifen gehen, sondern wie eine Braut aus einer reichen Familie. Was ich für Euch vorgesehen habe, Sohn meines alten Freundes, reicht nicht, um Euch für das, was Ihr für mich tut, zu belohnen.
Ich bin nun in Eurer Schuld, Karim al Malina. Ihr wißt, daß ich alle meine Mittel aufwenden werde, um Euch zu entschädigen, falls es nötig sein wird. Möge die See Euch wohlgesinnt sein und der Wind Euch geschwind nach Hause tragen.«
Die beiden Männer schüttelten einander die Hand und gingen ihrer Wege.
Die rtimad stach mit der Morgenflut in See. Sie glitt den Liffey hinab und auf das offene Meer hinaus, und ein guter Wind blähte weit ihre lateinischen Segel.
Sie konnten noch eine Weile die nebligen Hügel Eires sehen. Das Schiff mied die offene See, denn man fürchtete sich vor Stürmen oder Seeschlangen. Nur die Nordmänner waren so wagemutig. Kein Maure entfernte sich gerne weit von der Küste, denn sie waren ursprünglich Wüstenbewohner gewesen, und das lag ihnen noch immer Blut.
Die I'timad segelte von Dublin aus südlich und dann um das Vorgebirge herum, das die Briten Land's End nannten. Danach kreuzte sie über das offene Meer und schlüpfte zwischen der Insel Ushant und der bretonischen Küste hindurch. Die Spätsommertage blieben bemerkenswert mild. Da das Wetter keine Anzeichen machte
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