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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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großen Teil des Jahres zu wohnen pflegte. Im Sommer zog er sich gewöhnlich in seine Sommerresidenz al-Rusafa im Nordosten der Stadt zurück. Nun hat er aber Madinat al-Zahra nordwestlich von Cordoba bauen lassen.«
    »Die Stadt Zahras? Das ist doch seine Frau, nicht wahr?« fragte Zaynab.
    »Seine Lieblingsfrau und die Mutter seines Erben«, war die Antwort.
    »Und ich soll die Zuneigung eines Mannes gewinnen, der für Zahra eine Stadt gebaut hat? Sie muß eine wundervolle Frau sein. Das ist unmöglich!« erklärte das Mädchen.
    Alaeddin ben Omar lachte herzlich. Es war ein lautes, dröhnendes Lachen. »Wir Mauren sind nicht wie ihr aus dem Norden«, erklärte er ihr. »Wir genießen alles Schöne, das Allah für uns geschaffen hat. Wir beschränken uns nicht nur auf eine Frau. Der Kalif mag Zahra achten und bewundern. Er mag sogar eine Stadt für sie bauen lassen. Aber das bedeutet nicht, daß er nicht noch andere Frauen achten, bewundern und lieben kann. Ihr seid die schönste Frau, die ich je gesehen habe, Zaynab. Wenn Ihr klug seid, und ich glaube, das seid Ihr, dann wird der Kalif sich unsterblich in Euch verlieben.«
    »Bin ich auch schön?« fragte Sheila neckisch. Er grinste. »Du, mein Täubchen, brauchst gar nicht schön zu sein, aber«, fügte er hinzu, als er sah, wie finster sie ihn anblickte, »für mich bist du schön genug. Wenn du hübscher wärest, würde der Kalif dich für sich selbst haben wollen. Dann wäre das Herz des armen Alaeddin gebrochen.« Er zwickte sie in die Wange und lachte herzhaft, als sie ihm einen Klaps versetzte. Was für ein Mädchen! dachte er. Was für eine feine Frau sie jemandem abgeben könnte.
    »Ich muß gehen und anfangen, meine Anweisungen zu geben«, sagte er. »Öffnet die Läden, wenn ihr wollt, aber geht nicht hinaus aufs Deck.«
    Als er gegangen war, öffneten die beiden Mädchen die Fensterläden und blickten hinaus auf den Hafen. Der Tag war klar und sonnig, und die Luft war wärmer, als sie es je zuvor erlebt hatten. Eine sanfte Brise kam vom Meer. Ihr würziger Salzgeruch kitzelte ihre Nasen. Sie konnten die Stadt nicht mehr sehen, denn das Heck des Schiffes war dem Meer zugewandt, aber sie konnten ihre Gerüche riechen.
    »Ich frage mich, wie lange wir in dieser stickigen, alten Kajüte bleiben müssen«, sagte Sheila. »Ich konnte die Reise nur ertragen, weil wir nicht eingesperrt waren. Manchmal vermisse ich die Hügel und Felder um das Kloster, wo ich als Kind immer gespielt habe. Vermißt Ihr Alba, Herrin?«
    Zaynab schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Das einzige, was ich vermisse, ist meine Schwester Gruoch, aber ich habe sie schon an ihrem Hochzeitstag verloren. Für mich gibt es nichts mehr in Ben MacDui. Mir gefällt die Wärme in diesem Land. Ich frage mich, ob die Sonne die ganze Zeit scheint, Sheila. Es hat keinen Regen gegeben, seit wir Eire verlassen haben. Glaubst du, daß es hier jemals regnet?«
    »Es muß regnen«, erwiderte ihre Dienerin. »Als wir heute morgen in den Hafen kamen, habe ich Bäume und Blumen gesehen. Die brauchen Regen zum Wachsen.«
    »Ja, das stimmt.« Zaynab sah nachdenklich aus. Sie fragte sich, wann Karim zum Schiff zurückkehren würde und wann sie es verlassen dürften; ob sie Alcazaba Malina heute oder ein anderes Mal sehen würden. Wohin war er gegangen? Ach ja, zu seinem Vater, hatte er gesagt. Sie stellte sich vor, daß sein Vater ein Händler war. Karim war offensichtlich zu ihm gegangen um ihm von der Reise zu berichten, die er gerade beendet hatte. Sie fragte sich, wie Karims Familie wohl war. Er redete immer so liebevoll von ihnen. Was für ein Unterschied zu ihrer eigenen Familie, dachte sie.
    Karim al Malina ging durch die gebogenen Gassen seiner Heimatstadt. Schließlich hielt er vor einem kleinen Tor in einer langen, weißen Mauer an. Er griff in die weite, weiße Robe, die er trug, zog einen kleinen Messingschlüssel mit rundem Kopf heraus, steckte ihn in das Schloß der Tür, öffnete sie und trat in einen großen, vornehmen Garten ein. Mit einem lauten Klicken fiel das Tor hinter ihm ins Schloß, so daß der Gärtner aufblickte, der gerade zwischen den Rosenbüschen arbeitete.
    »Herr Karim! Willkommen zu Hause«, sagte der Gärtner mit einem Lächeln.
    »Danke Yussef«, antwortete der Kapitän und eilte auf das Gebäude auf der anderen Seite des Gartens zu. Auf seinem Weg lächelten ihm die Diener, die ihn sahen, zu und stimmten in Yussefs Willkommensgruß ein. Er grüßte sie höflich und

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