Ketten der Liebe
nicht, weil er es nicht häufig genug versucht hat.« Sie seufzte. »Wir haben keine Zukunft zusammen, Herrin, und auch wenn ich ein freches Mundwerk habe - ich bin einfach nicht die Sorte Mädchen, die sich auf eine schnelle Liebelei einläßt, Herrin. Wenn ihr ein Kind bekommt, dann wird dieses Kind frei sein, denn es ist der Sohn eines Königs. Jedes Kind, das ich bekomme, wird ein Sklave sein, wie ich es jetzt bin. Wenn ich nicht als freie Frau geboren worden wäre, dann würde mir das vielleicht nichts ausmachen. Aber ich wurde frei geboren, und das ändert alles.«
»Wenn ich dem Kalifen gefalle«, sagte Zaynab, »dann wird es in meiner Macht stehen, dich frei zu machen, Sheila. Du könntest nach Alba zurückkehren. Würde dich das glücklich machen?«
»Herrin, ich würde lieber bei Euch bleiben«, sagte Sheila. »In Alba gibt es nichts, was mich erwartet.
Ich habe keine Familie, und das einzige Zuhause, das ich je besessen habe, war das Kloster. Dorthin kann ich nicht zurückkehren«, sagte sie mit einem leichten Lächeln. »Könnt Ihr Euch vorstellen, was Mutter Eubh für Augen machen würde, wenn ich die Straße zu ihrem Tor hochgelaufen käme?«
»Ich könnte dich zu meiner Schwester nach Ben MacDui schicken«, sagte Zaynab.
»Was!« sagte Sheila. »Versucht Ihr etwa, mich loszuwerden, Herrin? Ihr könnt nicht sicher sein, daß Eure Schwester die Geburt überlebt hat, und wie würdet Ihr je erklären, was uns zugestoßen ist? Denkt Ihr etwa, die Fergusons und Eure Schwester würden mir das glauben? Sie würden die Hunde auf mich hetzen, Herrin! Schickt mich nicht fort!« Sheila begann zu weinen.
»Aber ich will dich doch gar nicht fortschicken«, sagte Zaynab und streichelte die Hand ihrer Dienerin. »Du hast nur so unglücklich ausgesehen.«
»Ach, das ist doch nur wegen Alaeddin ben Omar«, erklärte Sheila.
»Dann solltest du vielleicht seinen Verführungsversuchen nachgeben«, schlug Zaynab vor. »Nur weil du meine Dienerin bist, heißt das noch lange nicht, daß du nicht auch ein bißchen Liebe für dich haben darfst.«
»Ich will aber kein Kind«, erwiderte Sheila.
»Du mußt keines bekommen«, sagte Zaynab. »Hast du dich noch nie gefragt, warum ich in all diesen Monaten noch nicht schwanger geworden bin? Hat Karim dir nicht ein Fläschchen Elixier in Dublin anvertraut und dir aufgetragen, mir jeden Morgen etwas davon mit Wasser vermischt zu geben? Und hat man dir nicht auch das Rezept für dieses Elixier gegeben, damit du es für mich brauen kannst?«
»Ja«, sagte Sheila langsam. »Ich habe nie gewußt, was es ist, aber mir war klar, daß unser Herr Euch nicht schaden würde.«
»Dieses Elixier verhindert, daß ich ein Kind bekomme«, erklärte Zaynab ihrer Dienerin. »Es gibt auch noch eine andere Methode, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie erfolgreich wäre. Iniga erzählte mir, daß die Frauen im Harem kleine Schwämmchen in ihre Öffnung einführen und bis zum Mund der Gebärmutter hinaufschieben. Man sagt, daß das den Samen ihrer Liebhaber aufhält. Nimm etwas von meinem Elixier, Sheila, und wenn du möchtest, kannst du dir Alaeddin ben Omar als Liebhaber nehmen. Du wirst dich so glücklicher fühlen, als wenn du es nicht tust.«
»Danke, Herrin«, sagte Sheila erleichtert. »Ich gebe zu, daß ich mich nach diesem schwarzbärtigen Rauhbein sehne, aber meine Kinder sollen nicht als Sklaven geboren werden!«
Dann dachte sie einen Moment lang nach. »Wie lange muß ich dieses Elixier einnehmen, bevor ich mich Alaeddin hingeben kann?«
»Nimm heute nacht eine Dosis ein«, schlug Zaynab vor. »Du bist geschützt, solange du es täglich trinkst. Ich werde jedoch aufhören, es zu nehmen, sobald wir in Cordoba ankommen, denn wenn ich ein Kind vom Kalifen bekomme, wird das meinen Wert für ihn und meinen Status im Harem erhöhen.«
»Ich glaube, es wird mit leid tun, von hier wegzugehen«, sagte Sheila. »Es ist ein schönes Land, und Karim ist ein guter Herr. Wann werden wir abreisen, Herrin? Wißt Ihr es?«
»In zwei Tagen beginnt der Monat Ramadan«, erklärte Zaynab ihr. »Dann werden wir alle von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen und trinken. Am Ende dieses Monats gibt es ein dreitägige Feier. Sofort danach werden wir nach Cordoba aufbrechen.«
Der folgende Morgen brachte Zaynab eine Zeit des intensiven Lernens. Da sie wußten, daß die Zeit knapp wurde, drängten ihre Lehrer darauf, zu prüfen, ob Zaynab sich ihrer Meinung nach in allen Fächern
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