Ketten der Liebe
arbeitete.
»Könnten wir hier anhalten, Herr?«
»Natürlich«, sagte er, »und ihr dürft euch jede ein Geschenk aussuchen, wenn ihr etwas findet, das euch gefällt.«
Das Dienstmädchen war von einer zarten Silberkette fasziniert, die mit blauem persischen Lapislazuli besetzt war, und Karim kaufte sie ihr großzügig. Zaynab jedoch verliebte sich in eine Silbertasse. Sie hatte keinen Fuß, sondern war eher rundlich, so daß man sie bequem in der Hand halten konnte. Die Tasse war von einem aufgelegten Muster verziert: Eine Lilie, die von einem Kolibri umschwirrt wurde. Die Blume war mit Gold belegt, und der Vogel war hellgrün und violett emailliert mit einem winzigen Rubin als Auge.
»Dies ist, was ich mir wünsche, Herr«, bat sie leise, und er erstand die Tasse für sie.
»Du wirst jedes Mal an mich denken, wenn du aus dieser Tasse trinkst«, sagte er zu ihr, als er sie zu ihrer Sänfte geleitete.
»Ich könnte Euch nie vergessen«, erwiderte sie ganz zärtlich.
»Das Silber kommt aus den Minen in den nahen Bergen, die zu Alcazaba Malina gehören«, versuchte er das Thema zu wechseln. »Wir verdanken diesen Minen einen Teil des Wohlstandes dieser Stadt.«
Sie konnte ihn nicht ansehen. Mit abgewandtem Gesicht legte sie sich in der Sänfte zurück und tat so, als ob sie döste. In wenigen Wochen würde Iniga heiraten. Einen Monat später sollte Karim sie nach Cordoba bringen. Sie würde ihn nie wiedersehen. Das Wissen darum stak wie ein Messer in ihrem Herzen. Aber ging es je irgendeiner Frau anders? Man hatte ihre Schwester verheiratet, weil es so bequem war. Zay-nab fragte sich, ob Gruochs Kind wie erhofft ein Junge war. Dann wäre Sorchas Rache vollkommen. Ein echter MacDuff würde Ben MacDui auch in Zukunft besitzen, und das Land der MacFhearghuis würde ihm ebenfalls gehören. Aber das werde ich nie erfahren, dachte Zaynab.
Inigas Hochzeitstag stellte sich ein. Zaynab hatte sich mit Karim über ihre Kleidung beraten. »Ich möchte Eurer Schwester keine Schande machen, aber ich will sie an ihrem Ehrentag auch nicht in den Schatten stellen«, erzählte sie ihm.
»Selbst wenn du in Sack und Asche kämest, würdest du jede Frau der Welt in den Schatten stellen«, erwiderte er ihr galant. »Ich kann dir nur raten, kein Rosa zu tragen, denn das ist die Farbe, die das Kleid meiner Schwester hat.«
»Das hilft mir wenig«, beschwerte sie sich.
»Etwas Einfaches, aber Elegantes«, sagte Sheila und zog einen Kaftan aus aquamarinblauer Seide aus der Truhe. Um den runden Ausschnitt waren Blumen aus silbernem und goldenem Garn gestickt. Die Ärmel waren ebenso verziert. »Dazu gibt es eine passende Seidenhose, Herrin. Ihr könntet die kleinen Goldpantöffelchen anziehen. Die einfachen, nicht die mit den Juwelen.«
Karim hörte zu und nickte zustimmend. »Und nur kleine Ohrstecker als Schmuck«, sagte er. »Die kleinen, goldenen Halbmonde. Vielleicht noch ein einzelnes Armband, aber sonst nichts.«
Sheila kleidete ihre Herrin an und frisierte dann ihr Haar. Sie flocht die lange, dichte, goldene Haarpracht zu einem einzigen Zopf und wob dabei ein passendes, perlenbesetztes Seidenband zwischen die glänzenden Strähnen. Als sie damit fertig war, steckte sie einen durchscheinenden, dunkelblauen Schleier, der mit Gold und Silber durchzogen war, über dem Zopf fest. Dazu gab es einen passenden Gesichtsschleier. Die Kleidung der Dienerin ähnelte der ihrer Herrin, aber sie war nicht bestickt und hatte eine hübsche grüne Farbe. Um ihren schlanken Hals hängte sich Sheila stolz die Silberkette, die Karim ihr gekauft hatte. Leider wurde ihr Glanz von den schwarzen Jaschmaks verdeckt, die sie für die Reise tragen mußten.
Die Sänfte traf ein, um die beiden Frauen in die Stadt zu bringen. Wie üblich ritt Karim an ihrer Seite.
Als sie die Straße erreichten, in der Habib ibn Maliks Haus stand, hielt die Sänfte vor der Gartentür an.
Karim stieg von seinem Pferd und öffnete das Tor mit seinem Schlüssel. »Ich muß auf der anderen Seite ins Haus gehen«, sagte er. »Ihr werdet die anderen Frauen im Garten bei ihrer Feier antreffen.«
»Wo sind die Männer?« wollte Zaynab wissen. »Die Feiern werden getrennt abgehalten«, erklärte er.
»Das ist so Sitte. Nun geh und amüsiere dich. Meine Mutter wird dir Bescheid geben, wenn es Zeit zu gehen ist. Ihr werdet das Haus durch dieses Tor verlassen, und ich werde euch erwarten. Viel Spaß!«
Sie traten durch das Tor und standen plötzlich in einem herrlichen
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