Ketten der Liebe
Fontäne klares, kühles Wasser. Im Zentrum des Zimmers stand erhöht ein Bett mit einem Polster aus schwarzer Seide. Passende Kissen aus gestreiftem Goldstoff türmten sich darauf. Neben dem Podest stand ein niedriger, runder Tisch, auf dem ein Tablett mit einem gebratenen Hühnchen, einer Schüssel Pilavreis und einer Schale mit Granatäpfeln und Bananen vorbereitet war. Daneben stand eine Kristallkaraffe mit Wein. Der Boden war mit dicken Teppichen in warmen Purpur-und Blautönen bedeckt.
Ansonsten war das Zimmer leer.
Er goß ihnen je einen kleinen Silberkelch mit Wein ein und reichte ihr einen davon.
»Der Imam sagt, daß Wein verboten ist«, sagte Zaynab.
»Allah hat die Erde erschaffen, die Trauben und daher auch den Wein. Was Allah gemacht hat, kann nicht schlecht sein. Sich zu betrinken ist falsch, meine Blume. Du wirst am Hof des Kalifen in Cordoba Wein finden. Zum Wohl!« Er hob den Kelch an seine Lippen und trank ihn in einem Zug aus.
Dann goß er sich noch einmal ein und trank schnell aus, bevor er den Kelch auf den Tisch knallen ließ.
Zaynab schaute ihn erstaunt an. So ein Benehmen hätte sie nie von Karim al Malina erwartet. »Warum sind wir hierhergekommen, Herr?« Sie hatte noch nicht einmal von ihrem Wein gekostet.
»Sag mir, daß du mich liebst, Zaynab«, rief er plötzlich. »Ich möchte es aus deinem lieblichen Mund hören.« Seine Augen bohrten sich bittend in ihre.
»Herr, Ihr seid wahnsinnig!« entfuhr es ihr. Ihr Herz schlug viel zu schnell. Sie versuchte sich von ihm abzuwen den, damit er nicht die Wahrheit von ihren Augen ablesen konnte.
Er ließ es nicht zu, zog sie zurück und zwang ihr Gesicht nach oben, damit er ihr in die Augen sehen konnte, aber sie senkte die Augenlider, um sich vor seinen Blicken zu schützen. »Das Schicksal hat bestimmt, daß wir uns ineinander verlieben, um dann für immer voneinander getrennt zu werden«, sagte er. »Ich liebe dich, Zaynab, und du liebst mich. Warum gibst du es nicht zu?«
»Habt Ihr mir nicht beigebracht, daß eine Liebessklavin keine Gefühle für ihren Herrn entwickeln darf? Ich fürchte, der Wein ist Euch zu Kopf gestiegen. Kommt, laßt uns etwas essen«, bettelte sie.
Warum tat er ihr dies an? Stellte er sie auf die Probe. Sie mußte ruhig bleiben.
Statt zu antworten, zog Karim sie fest an sich. »Ich liebe dich, Zaynab. Ich weiß, ich habe kein Recht dazu, und ich sollte nicht solch ein Dummkopf sein, aber seit wann ist das Herz je vernünftig oder vorsichtig gewesen, meine Geliebte?« Seine Hand streichelte ihr glänzendes Haar. »Allah hat mich zuletzt doch bestraft. Es ist vermessen zu glauben, man kann ein anderes menschliches Wesen in der Kunst der Liebe ausbilden.«
»Ihr habt mir nicht beigebracht, wie man liebt, Herr, sondern wie man Vergnügen bereitet«, erwiderte sie leise.
»Sag mir, daß du mich liebst«, bat er. Seine Stimme war heiser vor Leidenschaft.
»Eine solche Liebe hat keine Zukunft«, entgegnete sie kühl. »Habt Ihr mir nicht von Anfang an klargemacht, daß ich dem Kalifen von Cordoba gehöre? Ich kann nicht seine Liebessklavin sein und gleichzeitig Euch lieben, Karim.«
»Und trotzdem tust du es«, drängte er und streichelte ihre Wange.
»Tut uns dies nicht an«, bat sie. Seine Berührung hatte ihren Entschluß ins Wanken gebracht. »Wenn ich Euch liebe, wie kann ich es dann ertragen, Euch in einem Monat zu verlassen? Wenn ich Euch liebe, wie kann ich dann den Rest meines Lebens ohne Euch verbringen? Wenn ich Euch liebe, wie kann ich dann einem anderen Mann gehören, Herr?« Er war nicht betrunken, und sie wußte es.
»Dein Körper wird diesem Mann gehören, aber dein Herz wird immer mein sein«, erwiderte er. »Ich treibe keinen Scherz mit dir, meine geliebte Zaynab. Ich habe kein Recht dazu, aber ich muß sagen, was mein Herz mir aufträgt. Ich hätte es nie aussprechen dürfen, aber ich kann nicht anders. Meine Liebe zu dir hat mich hilflos gemacht. Ich bin nicht mehr Herr meiner Taten. Ich liebe dich, und ich werde dich ewig lieben.«
Sie riß sich wütend von ihm los. »Und was wird uns diese Liebe nutzen, die Ihr für mich empfindet, Karim al Malina? Ich gehöre nicht Euch! Ich kann Euch nie gehören! Wie könnt Ihr es wagen, mein Herz zu brechen? Oh, ihr seid grausam! Ich werde Euch nie vergeben!«
»Dann liebst du mich also doch!« rief er triumphierend.
Sie blickte ihn trübselig an. Tränen überströmten ihr schönes Gesicht. »Ja, verdammt, ich liebe Euch!
Seid Ihr nun zufrieden?
Weitere Kostenlose Bücher