Ketten der Lust - Erotischer Roman
Thunfisch. Man sollte meinen, meine Mutter hätte mir mein Pausenbrot eingepackt.«
»Wie war deine Vorlesung?«, fragte Mia und spießte ein Salatblatt auf.
Karalee setzte ihre Brille ab und blickte sie aus ihren blauen, mandelförmigen Augen an. Bei ihrer Größe, ihrer feinen Knochenstruktur und diesen exotischen Augen wäre sie besser Model geworden als Englischdozentin, dachte Mia.
»Es war in Ordnung. Gut. Ich glaube, ein paar Studenten sind dieses Semester sogar ernsthaft an Literatur interessiert. Die Abendkurse gefallen mir sowieso viel besser. Die Studenten sind älter, und sie wollen wirklich etwas lernen.« Karalee schwieg, nahm eine Spange aus ihrer Aktentasche und drehte ihre schulterlangen, goldbraunen Haare schnell zu einem Knoten zusammen. »In deinem Kurs hast du diese Probleme nicht, oder?«
»Bei den normalen Soziologie-Vorlesungen schon. Bei dem alternativen Kurs natürlich nicht. Nie.«
Karalee biss in ihr Sandwich und kaute einen Moment lang. »Und? Gute Gruppe dieses Semester?«
»Äh … ja. Sind ganz in Ordnung.«
»Was war das?«
»Was?« Mia kaute auf einem Salatblatt. Ihr Gesicht war plötzlich ganz heiß.
»Bist du gerade etwa rot geworden?«
Mia zuckte mit den Schultern. »Ach was.«
»Da ist doch was, Mia Rose. Erzähl es mir.«
»Okay. Okay. Es ist nur … da ist so ein Typ in meinem Kurs … Gott, ich höre mich an wie in der High School. Aber er ist natürlich kein Kind. Er ist schon älter.«
»Wie alt?«
»Mitte bis Ende zwanzig.« Sie trank einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und schüttelte den Kopf. »Du glaubst es kaum, wie schön dieser Mann ist. Er hat eine fantastische Haut, und seine Augen … wie er mich ansieht …«
Karalee legte ihr Sandwich beiseite und ergriff Mias Hand. »Mia, du redest von einem Studenten.«
»Ich weiß. Glaubst du, das wüsste ich nicht?« Sie schwieg, dann fuhr sie zerknirscht fort: »Tut mir leid, Karalee. Ich wollte dich nicht anfahren.«
»Ist schon okay. Es ist nur … du fühlst dich anscheinend wirklich zu dem Kerl hingezogen. Und wenn ich das merke, dann könnte jemand anderer auch aufmerksam werden. Pass bloß auf.«
»Ja, natürlich. Ich lasse mich natürlich nicht auf ihn ein. Ich bin nur seine Lehrerin.«
»Ja, aber eine junge, gut aussehende Lehrerin. Du bist ja schließlich auch erst dreiunddreißig. Er wäre sicher nicht der erste Student, der dich attraktiv findet. Da sind schon seltsamere Dinge passiert, Mia.«
»Nun, es wird gar nichts passieren. Er ist mein Student, ich bin seine Lehrerin, und damit basta.«
Aber ihre Gedanken waren keineswegs unschuldig. Plötzlich sah sie seinen Mund vor sich, seine Hände glitten über ihren Körper …
Sie musste wirklich damit aufhören. Das war doch Wahnsinn. Jagger James war für sie tabu.
Allerdings hatte sie das dumme Gefühl, dass sie sich dies bis zum Ende des Semesters jeden Tag aufs Neue in Erinnerung rufen würde rufen müssen. Aber dann konnte sie wenigstens endlich in die Sommerferien gehen und brauchte ihn nicht mehr zu sehen.
Wenn sie nur wüsste, wie sie die nächste Zeit überstehen sollte.
An diesem Abend konnte sie an nichts anderes denken. Sie hatte ihren Abendkurs gegeben und war anschließend mit ein paar Kollegen etwas essen gegangen. Nebel war aufgezogen, als sie vor ihrem gemütlichen kleinen Haus gegenüber vom Stern Grove im Golden Gate Park hielt, ihre Aktentasche und ihren Laptop ergriff und hineinging.
Sie hatte dieses Haus ihrer Großmutter immer geliebt. Vor zwei Jahren hatte sie es geerbt und war sofort eingezogen. Ihre Wohnung in Richmond hatte sie leichten Herzens verlassen. Es war klein, aber sehr gepflegt, mit den alten Stuckwänden, wie sie in den Häusern aus den zwanziger Jahren in dieser Gegend üblich waren. Und es verfügte über einen funktionierenden Kamin mit prachtvollen Kacheln, den ihr Großvater noch vor ihrer Geburt eingebaut hatte. Der winzige Garten mit Rasen, eingerahmt von Großmutters Rosenbeeten, machte kaum Arbeit, und sie konnte ihn bei schönem Wetter genießen.
Jetzt war es Januar, und wundersamerweise blühten immer noch einige Rosen. Darin lag die Magie von Großmutters Garten. Und wie ihre Großmutter liebte Mia diese Jahreszeit. Im Winter konnte sie den würzigen Duft des nahen Ozeans besser riechen.
Sie warf ihre Aktenmappe und ihre Tasche auf das helle Stoffsofa und schaltete die Heizung ein, als sie den Flur durchquerte und in ihr Schlafzimmer ging. Rasch schlüpfte sie in einen Satinpyjama und
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