Ketten der Lust - Erotischer Roman
cremefarbenen Schal. Sie war gerade in ihre braunen Lederstiefel gestiegen, als es an der Tür läutete.
Sie öffnete, ihre Tasche und ihre kurze braune Lederjacke bereits in der Hand.
Gideon sah wie immer fantastisch aus. Heute war er lässig gekleidet, in khakifarbenen Cargohosen und einem Troyer. Trotzdem wirkte er wie geradewegs einer Ralph-Lauren-Werbung entsprungen.
»Gut, Karalee, du bist fertig.«
Er lächelte sie strahlend an und sah dabei aus wie ein Filmstar.
»Es käme mir nie in den Sinn, dich warten zu lassen.« Sie lächelte bei diesen Worten, aber es stimmte. Gideon strahlte Autorität aus, der sie sich nicht widersetzen konnte. Sie wollte es auch gar nicht.
Er reichte ihr die Hand; sie ergriff sie und ließ sich von ihm zum Auto führen. Er öffnete ihr die Wagentür und half ihr hinein. Sie liebte diese galanten Gesten, wie sie alles liebte, was er tat.
Er setzte sich hinters Steuer und fuhr los. Er war ein sicherer Fahrer, und seine Bewegungen wirkten sinnlich. Sie hätte ihm den ganzen Tag beim Autofahren zusehen können, wenn sie nicht so großes Verlangen danach gehabt hätte, von ihm berührt zu werden.
»Gibst du mir noch nicht einmal einen Hinweis, Gideon?«, fragte sie.
Er warf ihr einen Blick zu und lächelte. Aber er sagte nichts.
Seufzend schüttelte Karalee den Kopf. Sie wusste natürlich, dass sie es bald herausfinden würde.
Sie fuhren die Fulton Street am Golden Gate Park entlang, dann bog er in den Park ein und fuhr an weiten Rasenflächen unter den uralten Eukalyptusbäumen entlang. Karalee ließ die Scheibe herunter, um den Duft einzuatmen. Bei feuchter Luft, was in San Francisco häufig vorkam, war der Geruch besonders intensiv.
»Sie riechen gut, nicht wahr?«
Überrascht blickte sie Gideon an. »Ja. Ich liebe den Geruch und die kühle, feuchte Luft. Dann herrscht eine ganz besondere Atmosphäre in der Stadt.«
»Diesen Duft habe ich ganz besonders vermisst, als ich weg war.«
Sie wurde nicht schlau aus ihm. Er war in vieler Hinsicht so geheimnisvoll und verschlossen, und doch gab es Momente wie diesen, wo er seine sensiblere Seite zeigt, die er normalerweise hinter einer glatten Fassade verbarg. Es machte ihr meistens nichts aus, dass er sich mit dieser geheimnisvollen Aura umgab, aber wenn er ihr diese Einblicke gewährte, wollte sie auch mehr wissen.
»Erzählst du mir mal, warum du weggegangen bist, Gideon?«
»Irgendwann einmal. Warum musst du es wissen?«
»Ich muss es nicht wissen. Ich bin nur … neugierig. Menschen interessieren mich. Ich will halt einfach Dinge wissen. Meine Mutter konnte das früher nie ausstehen. Ich habe als Kind ständig Fragen gestellt.«
»Vielleicht wusste sie ja nicht, wie sie sie beantworten sollte.«
»Vielleicht.«
»Es gibt nicht auf jede Frage eine vorgefertigte Antwort, Karalee.«
Plötzlich wusste sie, dass sie nicht mehr über ihre Mutter sprachen. »Ja, da hast du recht. Das Leben ist selten eindeutig. Manchmal verstehe ich meine eigenen Beweggründe nicht.«
»Wir sind da.«
Er parkte den Wagen an der Straße neben einem langen Grasstreifen, der einen baumbestandenen Hügel hinaufführte.
»Wo sind wir denn?«
»Du wirst schon sehen.«
Er stieg aus dem Auto, kam auf ihre Seite und half ihr hinaus. Sie kannte ihn mittlerweile so gut, dass sie wartete, statt alleine auszusteigen.
Er legte ihr leicht die Hand auf die Taille, und sie gingen den Bürgersteig entlang. Als sie um die Ecke bogen, sah sie auf der anderen Straßenseite das große Gebäude, in dem sich die Academy of Sciences befand. Ein Stück weiter befand sich hinter hoch aufragendem Bambus das rot gestrichene Tor zum japanischen Teegarten.
»Ich wusste gar nicht, dass du so gerne Tee magst«, scherzte sie, aber er lächelte nur und führte sie hindurch, wobei er an dem kleinen Kassenhäuschen am Tor für sie beide bezahlte.
»Mir gefällt es hier«, sagte er, als sie den gewundenen Pfad zwischen den beschnittenen Zypressen und schlanken Weiden entlanggingen. In den Teichen mit ihren Steinlaternen und den bemalten Holzbrücken schwammen orangefarbene und schwarze Kois. »Mir gefällt diese Art von japanischem Design, auch wenn ich es hier ein bisschen übertrieben finde. Am liebsten bin ich früh am Morgen hier oder außerhalb der Saison, wie jetzt, wenn nicht so viele Touristen hier sind. Wenn es ruhig ist.«
Sie gingen ein paar Stufen hinauf und betraten das Teehaus, das eigentlich eher eine lange, überdachte Terrasse über den Teichen war.
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