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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Wir stehen doch auf derselben Seite!«
    Jenkes lachte laut auf.
    »Wir stehen nicht auf derselben Seite, Bruno«, gab er zurück. »Seht Ihr das denn nicht? Ihr glaubt, Ihr jagt diesen Mörder, dabei benutzt er Euch die ganze Zeit nur, um uns zu verraten. Er wollte Euch zu uns führen, damit Ihr die Mordfälle mit uns in Verbindung bringen und die Geheimnisse unseres Netzwerks enthüllen und dieses Wissen dann an Sidney und Eure Freunde in London weitergeben und Euch einbilden könnt, es handele sich um Eure eigenen Schlussfolgerungen.«
    »Das klingt, als wüsstet Ihr, wer er ist.« Wenn ich ihn dazu brachte, weiter mit mir zu sprechen, könnte ich ihn vielleicht von dem Kurs abbringen, den er eingeschlagen hatte. Aber Jenkes schien nichts mehr sagen zu wollen, er nickte Bernard zu, der endlich die Hände hinter seinem Rücken hervornahm. Darin hielt er einen dünnen Strick.
    »Ihr habt zu viel gesehen und gehört, Bruno«, stellte Jenkes sachlich fest. Sein Messer berührte noch immer meine Kehle, als Bernard hinter mich trat und meine Handgelenke fesselte. »Aber ich werde herausbekommen, was Thomas Allen Euch erzählt hat und ob Ihr es weitergeleitet habt, bevor ich Euch zur Hölle schicke. Ihr könnt es mir freiwillig sagen oder mich zwingen, Gewalt anzuwenden – es liegt allein an Euch.«
    »Warum fragt Ihr nicht Thomas Allen selbst?«
    »Weil er nicht hier ist. Aber keine Sorge, ich glaube, auch Thomas Allen wird den morgigen Sonnenaufgang nicht mehr erleben.«
    »Wollt Ihr ihn gleichfalls töten?«, keuchte ich.
    »Ich nicht, Bruno.« Jenkes schüttelte den Kopf und bedachte mich mit einem rätselhaften Lächeln. »Ich nicht. Ich habe Thomas um seines Vaters willen verschont, der uns sogar unter der Folter die Treue gehalten hat. Jetzt haben andere vielleicht weniger Skrupel.«

    »Ich reise mit einer königlichen Abordnung«, stieß ich hervor, nun nach dem letzten Strohhalm greifend. »Wenn Ihr mich ermordet, löst das einen Skandal aus; er wird die Richter geradewegs hierherführen.«
    Jenkes schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Ihr unterschätzt meine Intelligenz so sehr, dass ich es schon fast als beleidigend empfinde. Auch ein Mitglied einer königlichen Abordnung kann eine Vorliebe dafür haben, des Nachts die Freudenhäuser zu besuchen, schließlich erwartet man das von einem Ausländer und Papisten. Und da er die Straßen der Stadt nicht kennt, die man besser meidet, kann er sehr leicht Räubern zum Opfer fallen, vor allem, wenn er eine so gut gefüllte Börse bei sich trägt. Ein solcher Vorfall wird Eure Reisegefährten in einige Verlegenheit setzen, aber sie werden sich rasch von Euch lossagen. Was meint Ihr, William?« Er hob den Kopf und sah Bernard an, der immer noch damit beschäftigt war, meine Hände zu fesseln, während Humphrey mich festhielt. »Sollen wir dafür sorgen, dass seine Leiche vor einem Knabenbordell gefunden wird, oder treiben wir damit die Demütigung zu weit?«
    Als Bernard nicht antwortete, zuckte Jenkes nur die Achseln und fuhr fort: »Ich komme vor dem ersten Tageslicht zurück, wenn ich alle Vorkehrungen getroffen habe. Ich überlasse Euch Humphreys Obhut, während Ihr Euch überlegen könnt, was Ihr mir über Eure Unterredung mit Thomas Allen erzählen wollt.«
    »Ihr wollt mich töten, um Euch selbst zu schützen?«, fragte ich, als Humphrey mich überraschend behutsam zu Boden sinken ließ und Bernard sich daran machte, meine Füße mit einem weiteren Strick zu fesseln. Jenkes musterte mich ernst.
    »Um den Glauben zu schützen, Bruno«, erwiderte er schließlich tadelnd. »Alles, was ich tue, geschieht, um unseren verfolgten Glauben zu erhalten und zu schützen, also ist es in den Augen Gottes keine Sünde.«
    »Was ist mit dem sechsten Gebot?« Meine Stimme klang erstickt und unnatürlich hoch. »Du sollst nicht töten?«

    »Ich beginne mit dem ersten Gebot. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen .« Seine Augen wurden schmal, und sein Gesicht kam dem meinen so nah, dass ich fast die schwarzen Poren auf seiner Nase zählen konnte. »Dieses Land, Bruno – mein Land, denn ich bin als Engländer geboren und bleibe bis zu meinem Tod einer –, mein götzendienerisches Land hat dieses Gebot gebrochen. Die häretische Bastardin der Hure Anne Boleyn hat sich zur Rivalin des Heiligen Vaters erklärt, und die Seelen ihrer Untertanen befinden sich nun in Gefahr. Derartige Ketzerei zu bekämpfen ist ein

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