KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
kann uns ein bisschen Verstärkung nicht schaden. Lattimer hat eine Menge Leute. Wir sollten ihn auf gar keinen Fall unterschätzen. Steele und sein Team können wir dann ja vorerst aus der Sache raushalten.«
»Tu, was du für richtig hältst«, erwiderte Garrett leise. »Ich kümmere mich ausschließlich um Sarah. Ihr habt dafür zu sorgen, dass wir beide in Sicherheit sind. Wenn ihr Steele dafür doch brauchen solltet, dann ruf ihn an.«
Rio nickte. Sarah kam an den Tisch und stellte jeweils einen Teller vor Rio und Terrence.
»Was ist mit den anderen?«, fragte sie. »Haben die keinen Hunger?«
»Die können ihre Posten nicht verlassen«, erklärte Rio. »Terrence und ich bleiben nicht lange. Wir wollten nur mal vorbeischauen und uns vergewissern, dass bei euch alles in Ordnung ist.«
»Ach, uns geht es prima«, erwiderte Sarah atemlos und warf Garrett einen schüchternen Blick zu, und er lächelte ihr zu.
Sie setzte sich wieder, stocherte in ihrem inzwischen kalten Essen herum und sah erst Garrett und dann die anderen stirnrunzelnd an. »Glaubt ihr wirklich, die finden mich hier?«
Rio warf Garrett einen Blick zu, der eindeutig besagte, dass er nicht wusste, von wem Sarah sprach. Er wollte sich auf keinen Fall auf dünnes Eis vorwagen.
»Cross. Oder die Leute, die er angeheuert hat«, fügte Sarah hinzu, als niemand antwortete.
Garrett griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Unmöglich ist es nicht. Aber ob es wahrscheinlich ist? Er würde einige Zeit brauchen, um auf unsere Spur in Mexiko zu stoßen und uns hierher zu folgen. Ich sage nicht, dass er es nicht schaffen könnte. Unser Abgang war nicht eben unauffällig, und dass meine Brüder nach Corozal geflogen sind, hat die Sache auch nicht gerade besser gemacht. Aber egal, ob sie wissen, wo du bist – eins kannst du mir ganz sicher glauben: Wir lassen nicht zu, dass dich diese Schweine erwischen.«
Garrett warf Rio einen Blick zu. Nein, um Cross und seine Leute machten sie sich keine Sorgen. Aber fest stand auch, dass Cross als Nächster auf ihrer Liste stand. Um ihn würden sie sich kümmern, sobald sie mit Lattimer fertig waren.
34
Das leichte Zucken am Kinn war der einzige Hinweis auf Marcus Lattimers wachsende Wut. Sein Blick war auf die E-Mail von Sarah gerichtet, die er gerade bekommen hatte. Mit vor Konzentration zusammengekniffenen Augen lehnte er sich auf dem Stuhl zurück. Es hätte ihn nicht überraschen sollen, dass jemand Sarah erwischt hatte. Sie hatte ihr Verschwinden nicht gerade unauffällig organisiert. Vergeblich hatte er versucht, sie zu überzeugen, dass sie bei ihm besser aufgehoben sei. Aber er hatte die Gründe für ihre Ablehnung verstehen können. Sarah war in dem Moment zum Angriffsziel geworden, in dem Marcus ihren Vergewaltiger umgebracht hatte. Das war eins der wenigen Male in seinem Leben gewesen, wo er die Kontrolle verloren hatte. Nur selten hatte er einen solch schwerwiegenden Fehler gemacht.
Nicht dass es ihm auch nur einen Moment leidtat, Cross getötet zu haben. Aber er hatte die Sache völlig falsch angepackt. Er hatte sich von seiner Wut leiten lassen. Dumm. Das Richtige wäre gewesen, Sarah aus Boston wegzubringen und ihr irgendwo ein neues Zuhause zu schaffen. Dann hätte er sich Cross in Ruhe vorknöpfen können. Für Sarah hätte sich nichts geändert, und er hätte zu ihr zurückkehren können. Sie hätten endlich eine Familie sein können.
Verdammter Culpepper. Ein weiterer Fehler, den er in letzter Zeit gemacht hatte. Er wurde nachlässig. Culpepper musste der US-Regierung Informationen geliefert haben, bevor Marcus ihn vor ein paar Tagen beseitigt hatte. Er hatte länger ausgehalten, als Marcus vermutet hatte. Aber niemand konnte solch schreckliche Bedingungen ewig ertragen.
Jetzt hätte Marcus ihn am liebsten gleich noch mal umgebracht, weil er nicht nur ihn, sondern auch jemanden aus seiner Familie verraten hatte. Sarah, die nie jemandem etwas getan und schon genug durchgemacht hatte. Er war so wild darauf gewesen wiedergutzumachen, was man ihr angetan hatte, dass er ihr nur noch mehr Probleme bereitete.
Das war alles zu einfach. Marcus bezweifelte, dass Sarah die E-Mail geschrieben hatte, die er gerade vor sich sah. Dafür war seine Schwester zu vorsichtig. Niemals würde sie solche Details in einer E-Mail ausplaudern. Die Frage war, ob Sarah überhaupt in Belize war, wie in der E-Mail behauptet wurde. Das war eine Falle. Zweifellos. Benutzten sie Sarah als Köder? Dachten sie, er würde
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