KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
ihnen blind in die Falle tappen? Sie wären nicht die Ersten, die ihn unterschätzten. Und würden auch nicht die Letzten sein.
Er beugte sich vor und drückte auf den Knopf an seinem Schreibtisch, wodurch er seinen Sicherheitschef rief. Er brauchte so viele Informationen wie möglich über Sarahs aktuellen Aufenthaltsort. Wenn sie nicht in Belize war, konnte er hinfliegen und diese Schweine erledigen, die sich nicht scheuten, eine Frau in ihrem Krieg als Waffe einzusetzen. Falls sie aber dort war … dann würde er äußerst vorsichtig vorgehen müssen. Er würde sich nicht opfern, aber er würde auch nicht zulassen, dass Sarah an seiner Stelle geopfert wurde.
Es war an der Zeit, ein paar Leute anzurufen, die ihm noch einen Gefallen schuldeten.
35
Rio war nicht gerade begeistert, als Garrett ihm mitteilte, dass Steele und sein Team nun doch schnellstmöglich zu ihnen stoßen würden. Seine Lippen wurden zu einem dünnen Strich, und die Muskeln an seinem Kinn spannten sich an.
»Da können wir ja gleich ein paar Ballons aufhängen, und alle Welt zur Party einladen«, murmelte er.
Garrett sah ihn verständnisvoll an. Rio war ein Einzelgänger. Vermutlich war es ihm schon schwer genug gefallen, Garrett und Sarah sein Privatheiligtum zur Verfügung zu stellen – und jetzt sollte er auch noch Steele und sein gesamtes Team beherbergen. Dass die beiden Teamchefs sich nicht unbedingt grün waren, machte die Sache auch nicht besser.
»Mach ihm klar, dass ich hier das Sagen habe. Der soll hier bloß nicht reinplatzen und alles an sich reißen!«
»Das weiß er bereits«, erwiderte Garrett. »Donovan hat das geklärt. Du bist der Boss. Du kennst diese Gegend, du kennst sämtliche Fluchtwege. Steele und sein Team kommen, um uns Deckung und Unterstützung zu geben.«
Rio nickte, wirkte aber nach wie vor ziemlich verärgert.
»Sieh es einfach von der positiven Seite«, fuhr Garrett fort. »Donovan hatte sie vorher an den Arsch der Welt nach Alaska geschickt. Steele ist vermutlich auch nicht gerade begeistert, dass er jetzt von da oben nach Mittelamerika hetzen muss.«
Rio grinste. »Alaska, soso. Das ist übel.«
Garrett verdrehte die Augen. Rio freute sich ein bisschen zu viel über die Unannehmlichkeiten, die Steele auf sich nehmen musste.
»Steele und sein Team können die Außenanlage überwachen«, fuhr Rio fort. »Schlafen können sie in den Bäumen. Von da aus haben sie einen großartigen Blick über den Fluss und das Tal. Falls uns jemand angreift, dann entweder aus der Luft oder vom Fluss aus. Egal wie, wir kriegen sie, bevor sie auch nur einen Fuß auf mein Grundstück setzen.«
Garrett nickte. »Zieht Lattimer aus dem Verkehr, sobald er hier aufkreuzt. Und, Rio, sag deinen Männern, sie sollen vorsichtig sein. Lattimer ist ein rücksichtsloses Arschloch. Er hat keine Skrupel, Leute zu töten, die er als Bedrohung ansieht. Ich will keinen einzigen Mann verlieren.«
Rio starrte ihn ausdruckslos an. »Ich habe bereits einen Mann verloren. Noch mal passiert mir das nicht.«
Einige Monate zuvor war einer von Rios Männern ums Leben gekommen, als man Garretts Mom aus dem Krankenhaus entführt hatte, in dem sein Dad nach einem Herzinfarkt lag. Dem Teamchef war das sehr nahe gegangen. Er hatte sich schrecklich schuldig gefühlt, weil sein Mann ermordet und Marlene Kelly entführt worden war.
Garrett legte Rio die Hand auf die Schulter. »Ich weiß, wie du dich fühlst, Rio, und ich weiß zu schätzen, was du hier tust.«
»Wann treffen sie voraussichtlich hier ein?«
»In zwei Stunden.«
Rio nickte. »Ich nehme sie am Fluss in Empfang und zeige ihnen, wo sie sich postieren sollen.«
Garrett konnte sich das Grinsen nur schwer verkneifen. Wenn Rio das Empfangskomitee spielte, wurde es garantiert interessant.
Nachdem Garrett mit Rio geredet hatte, machte er sich auf die Suche nach Sarah und fand sie mit einem Buch in der Hand auf dem Sofa in Rios Bibliothek. Es wunderte Garrett noch immer, dass Rio einen solch erlesenen Geschmack hatte. Neben der gut bestückten Bibliothek besaß er auch einen ebensolchen Weinkeller, der manchen Adeligen vor Neid erblassen lassen würde. Offensichtlich hatte Rio dieses Haus schon seit vielen Jahren mit allem ausgestattet, was ihm am Herzen lag. Sarah hatte den treffenden Begriff gewählt, als sie von seinem Rückzugsort gesprochen hatte. Seinem Zuhause, das er strikt von seinem sonstigen Leben getrennt hielt. Rio erschien ihm plötzlich in einem ganz neuen Licht. Außerdem
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