KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
Vorderpfoten auf Sarahs Schenkel und rieb den Kopf an ihr.
»Du hast mich zu Tode erschreckt«, schimpfte Sarah. »Wie bist du hier reingekommen?«
Die Katze miaute und senkte den Kopf. Offenbar wollte sie gestreichelt werden. Sarah legte das Rohr auf den Boden und kraulte sie hinter den Ohren. Das Schnurren wurde lauter. Das Tier genoss die Zuwendung und legte eine Pfote auf Sarahs Arm.
Sie war so dankbar für die Aufmerksamkeit der Katze, dass sie sie in den Arm nahm und an sich drückte. Die Katze kuschelte sich an ihre Brust und stieß mit dem Kopf mehrmals leicht gegen ihr Kinn.
»Hast du Hunger? Hast du in der Küche nach etwas Essbarem gesucht?«
War sie bei ihrer Rückkehr aus der Stadt so in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht gemerkt hatte, wie die Katze mit ihr hereingekommen war? Oder hatte sie irgendwann die Tür offen stehen lassen? Die Vorstellung beunruhigte sie. Nachlässigkeiten konnte sie sich nicht erlauben.
Die Katze antwortete ihr mit einem anhaltenden Schnurren. Lächelnd wischte sich Sarah die Tränen vom Gesicht. Dann nahm sie die Katze unter den Arm, stand auf und ging mit ihr in die Küche. Als sie die Lampe anknipste, entdeckte sie die Bescherung. Die Katze hatte ein Glas von der Anrichte gestoßen. Die Scherben lagen auf dem Boden verstreut und funkelten im Licht. Seufzend setzte Sarah das Tier auf der Anrichte ab, damit sie sich nicht in die Pfoten schnitt.
»Böse Katze«, schimpfte sie. »Bleib, wo du bist. Ich mache nur schnell sauber, dann such ich dir was zu fressen.«
Die Katze hockte sich hin und leckte sich die Pfoten. Sarah holte aus der Vorratskammer Schaufel und Besen und kehrte die Scherben zusammen. Danach überprüfte sie den Inhalt des kleinen Kühlschranks und entschied sich für die Reste einer Hühnerbrust. Das wäre wohl das Beste, bis sie im Supermarkt Trockenfutter besorgen konnte.
Die Katze wollte sich schon über das Fleisch hermachen, während Sarah es in kleine Stücke schnitt. Mehrmals schob sie den Kopf der Katze beiseite, aber die schnurrte nur und rieb sich an ihrer Hand. Lachend legte Sarah die Fleischstückchen auf eine Untertasse und stellte sie vor die Katze hin.
Dann lehnte sie sich erschöpft gegen die Anrichte und schaute zu, wie die Katze ihre Mahlzeit hinunterschlang, als wäre es ihre letzte. Sie konnte nicht widerstehen und streichelte die Katze, während diese ungerührt weiterfraß.
Zwischendrin schaute die Katze immer wieder treuherzig zu ihr hoch, und Sarah musste lächeln.
»Du machst mir nicht den Eindruck, als hättest du ein festes Zuhause. Willst du bei mir bleiben?«
Der Gedanke, ein Tier im Haus zu haben, hatte etwas Verlockendes. Ihre Bleibe würde dadurch heimeliger werden, und auch wenn es nur eine Katze war, die ihr Gesellschaft leistete, sie wäre nicht mehr ganz so allein.
Nachdem der letzte Bissen vertilgt war, leckte die Katze die Untertasse ab, schaute dann zu Sarah hoch und miaute wieder. Sarah packte sie unter den Arm und ging ins Schlafzimmer. Morgen würde sie nicht nur Trockenfutter, sondern auch einen Fressnapf und Katzenstreu kaufen müssen. Vorerst blieb ihr nur die Hoffnung, das Tier wäre in der Lage einzuhalten, denn sie zog die Tür hinter sich zu und schloss ab.
Auch wenn sich ihre Angst diesmal als unbegründet erwiesen hatte, war sie vor Aufregung immer noch ganz zittrig, und sie wollte sich so sicher fühlen wie nur möglich. Sie setzte die Katze auf dem Bett ab und kroch unter die Decke.
Zu ihrer Überraschung pirschte sich die Katze an ihren Kopf heran und kratzte an der Decke, bis Sarah sie zurückschlug. Dann legte sie sich direkt neben Sarah auf das Laken. Sarah hielt still, spürte die Katze atmen und musste lächeln. Was für ein schönes Gefühl. Sie beide würden prima miteinander auskommen. Sarah würde der Katze Nahrung und ein Dach über dem Kopf bieten und im Gegenzug vielleicht ihren dringend benötigten Seelenfrieden zurückgewinnen.
4
Garrett schleppte die beiden Taschen durch die Tür seiner Hütte und betrachtete grimmig deren Zustand. Unter einem Strandhaus mit toller Aussicht und nur wenigen Metern Entfernung zum Wasser hatte er sich etwas anderes vorgestellt: Flachbildfernseher, Veranda mit Hängematte, einen vollen Kühlschrank und vielleicht noch einen Whirlpool mit Blick aufs Meer.
Stattdessen fand er sich in einer Bruchbude wieder, die aussah, als hätte sie die letzte Hurrikansaison nur mit Mühe und Not überlebt. Die Veranda war in einem kläglichen Zustand,
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