KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
schüttelte sie den Kopf.
Garrett steckte sich die Waffe wieder in den Hosenbund. »Ich schwöre dir hoch und heilig, dass du von mir nichts zu befürchten hast, Sarah.«
Sie nickte nur und ließ sich wieder auf die Couch sinken. Patches hörte auf, sich zu putzen und kuschelte sich an sie. Sie streichelte die Katze und beruhigte sich langsam. Vor allem versuchte sie, nicht daran zu denken, dass sie nur wenige Zentimeter von Garrett entfernt die Nacht verbringen würde.
13
Die Morgendämmerung warf bleiche Schatten ins Zimmer. Garrett hatte den Kopf in die Hand gestützt und betrachtete über die Kissenbarriere hinweg die schlafende Sarah. Sie hatte sich die ganze Nacht über nicht bewegt. Das wusste er, weil er selbst nur oberflächlich geschlafen hatte und in regelmäßigen Abständen aufgewacht war, um nachzusehen, ob alles in Ordnung mit ihr war.
Sie lag auf der Seite mit dem Gesicht zu ihm, und sie war so weit an den Rand der Matratze gerutscht, wie sie konnte, ohne hinauszufallen. Patches lag zusammengekauert an ihrer Brust. Die Katze war wach und schlug träge nach den Haarsträhnen, die Sarah über die Schulter gerutscht waren.
Obwohl Sarah schlief, war sie offenbar innerlich nicht zur Ruhe gekommen. Ihre Stirn war gefurcht, die Lippen ein dünner Strich, als würde sie die Zähne fest zusammenbeißen. Unter den Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab, als hätte sie viele Nächte keine Erholung gefunden. Hatte sie vermutlich auch nicht. Er war froh, dass sie jetzt wenigstens ordentlich schlief. Vielleicht gab er ihr ja doch ein wenig Sicherheit – zumindest soweit das bei einem fremden Mann möglich war.
Er strich mit einem Finger über ihre Wange und dann sanft weiter bis zu den Lippen. Lippen, die er am Abend zuvor gekostet hatte. Sie seufzte, und ihre Gesichtszüge entspannten sich.
Er benahm sich wie ein Trottel, weil er es zuließ, dass eine Frau, die offenbar jede Menge Probleme mit sich herumschleppte, ein solches Gefühlschaos bei ihm anrichtete. Es gab viele Gründe, warum er dies hier wie einen ganz normalen Job angehen sollte. Offenbar war er ein ganz schönes Weichei, wenn er bei ihr so gefühlsduselig wurde. Diese Schwäche hatte er wohl generell im Hinblick auf Frauen. Erst Rachel. Dann Sophie. Und jetzt Sarah. Sophie war ihm anfangs nicht einmal sympathisch gewesen, aber das hatte ihn nicht daran gehindert, sich vor sie zu werfen und eine Kugel abzufangen. Und inzwischen würde er praktisch alles für seine beiden Schwägerinnen tun.
Der Unterschied war, dass er nie auch nur im Entferntesten den Wunsch verspürt hatte, seine Schwägerinnen zu küssen. Natürlich lief sein Beschützerinstinkt bei ihnen auf vollen Touren. Ganz klar. Aber mit Sarah war es anders, und das fand er bedenklich. Sehr bedenklich. Und dennoch konnte er seine Reaktionen auf sie nicht kontrollieren.
Sein Körper schien sich in ihrer Nähe zu verselbstständigen. Egal, was er gedacht oder sich vorgenommen hatte, kaum schaute er ihr in die Augen, waren alle Vorsätze wie weggeblasen.
»Dieser Unsinn muss aufhören«, murmelte er vor sich hin. Er verlor jede Objektivität, und schlimmer noch, er verlor seinen Auftrag aus den Augen. Er sollte nicht mehr tun, als sich um ihre Sicherheit kümmern, bis Lattimer auftauchte.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Sarah würde wahrscheinlich noch eine Weile schlafen. Er hätte jetzt Zeit, noch einmal in ihr Haus hinüberzugehen und alles zu überprüfen. Der Wolkenbruch letzte Nacht hatte es fast unmöglich gemacht, draußen irgendwelche Spuren zu finden. Jetzt würde er sich das Innere des Hauses noch mal gründlich vorknöpfen, da es allmählich heller wurde.
Sobald Sarah hörte, wie sich die Haustür schloss, schlug sie die Augen auf. Sie sprang aus dem Bett und spähte aus dem Fenster. Garrett lief den Strand entlang auf ihre Unterkunft zu. Sie musste sich beeilen, wenn sie fort sein wollte, ehe Garrett zurückkam.
Vielleicht war sie tatsächlich verrückt geworden. Vielleicht war niemand in ihrem Haus gewesen, aber sie würde für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, nicht das Risiko eingehen, hier weiter tatenlos herumzusitzen. Sie hatte einen Fluchtplan – und einen verdammt guten dazu, wenn man ihre begrenzten Möglichkeiten in Betracht zog. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, Marcus um Hilfe zu bitten, sosehr sie der Gedanke auch ängstigte.
Sie ging zu ihrer Reisetasche, holte Kleidung heraus und suchte weiter, bis
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