KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
vielen Fenstern und setzte sich so, dass sie die beste Aussicht hatte. Als sie das Sandwich zur Hälfte gegessen hatte, füllte sie bereits ihr Glas nach.
Leicht angeheitert spürte sie, wie die Erschöpfung sie wie ein sich langsam ausbreitender Nebel umhüllte und in ihren Körper eindrang, bis ihre Glieder erschlafften und die Augenlider so schwer wurden, dass sie sie nur mit Mühe offen halten konnte.
Sie streifte die Schuhe ab und stellte den Teller auf den Couchtisch neben die nahezu leere Weinflasche. Nachdem sie kurz ihr Glas angestarrt hatte, kippte sie den restlichen Inhalt hinunter und ließ sich dann aufs Sofa zurücksinken. Ihr Kopf ruhte auf dem weichen Kissen.
Wahrscheinlich nicht die beste Idee, sich zu besaufen, wenn man eigentlich wachsam bleiben sollte, aber sie hatte seit drei Tagen nicht geschlafen und war einfach fertig. Sie musste sich ausruhen, sonst würde sie noch durchdrehen.
Eins musste sie jedoch noch erledigen, bevor sie sich der Erschöpfung hingab. Sie zog den Laptop zu sich heran und klappte ihn auf. Es dauerte einen Moment, bis der Computer das WLAN fand, und sie hoffte, die Verbindung war stabil genug, dass sie ihre E-Mails kontrollieren konnte.
Der Monitor verschwamm vor ihren Augen. Sie massierte sich die Stirn, während sie die üblichen Schritte befolgte, um zu ihrem Posteingang zu gelangen. Die Verbindung war langsam, und es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sich die Seite endlich aufgebaut hatte. Dann tippte sie ungeduldig ihr Passwort ein.
Die erste Nachricht bestand nur aus einer Zeile.
Bitte gib mir Bescheid, sobald du sicher angekommen bist.
In der zweiten schwang die drängende Ungeduld mit, die Sarah von Marcus schon kannte.
Verflucht noch mal, Sarah! Was ist los? Melde dich umgehend. Ich mache mir Sorgen.
Sie schickte ihm eine kurze Antwort.
Alles ist gut gelaufen. Danke. Mach dir bitte keine Sorgen. Ich warte ab, wie du gesagt hast.
Dann klappte sie den Laptop zu und schob ihn ans andere Ende der Couch. Inzwischen konnte sie kaum noch die Augen offen halten. Endlich schlafen. Die Müdigkeit überwältigte sie. Ihr Blick fiel auf das kleine Tischchen rechts von ihr. Sie schnappte sich die Pistole, überprüfte, ob sie gesichert war, und legte sie dann griffbereit neben die Reste ihres Sandwichs.
Sie gähnte. Endlich durfte sie schlafen. Unterstützt vom Wein und erschöpft von einem dreitägigen adrenalingesteuerten Kraftakt dämmerte sie weg. Trotzdem tauchte sie nicht tief ins Land des Vergessens ab. Ihr Schlaf wurde häufig unterbrochen. Sie träumte sowohl von finsteren Schattengestalten als auch von jemand völlig anderem. Sie träumte von Garrett.
Garrett drang nicht sofort in Sarahs neue Zufluchtsstätte ein. Am ersten Tag sah er sich die Umgebung an, hielt die Ohren offen und überzeugte sich davon, dass er nicht in eine Falle tappen würde. Er prüfte zudem, ob ihnen ein sicherer Fluchtweg offen stand, wenn er sich ihr zu erkennen gab.
Donovan war sich absolut sicher, dass Sarahs Unterschlupf Lattimer gehörte, was bedeutete, dass sie seit ihrer Flucht von der Insel Kontakt zu ihm aufgenommen hatte. Er würde verdammt schnell vorgehen müssen. Denn sobald er vor ihrer Tür aufgetaucht war, durfte sich Sarah keinesfalls mehr bei Lattimer melden, sonst würde seine Tarnung platzen.
Was auch immer sie davon abgehalten hatte, die Hilfe ihres Bruders in Anspruch zu nehmen, galt jetzt nicht mehr. Aber vielleicht war das alles von Anfang an so geplant gewesen. Wer wusste schon, wie Lattimer tickte. Garrett hatte kein Verständnis dafür, dass Lattimer Sarah so lange ohne Schutz auf der Insel gelassen hatte. Wenn sie ihm angeblich so wichtig war, dann hätte er sie in eins seiner vielen Verstecke schaffen müssen, ob ihr das nun gefiel oder nicht.
Ein Ergebnis von Sarahs Nacht-und-Nebel-Aktion war, dass Garrett keine Ahnung hatte, worauf er sich gefasst machen musste. Durchaus möglich, dass Lattimer hier bei ihr war, obwohl das so ziemlich das Dümmste wäre, was er tun könnte. Und wenn Lattimer ein dummer Mensch wäre, wäre er längst nicht mehr am Leben. Aber es waren schon merkwürdigere Dinge vorgekommen, und Garrett hatte über all die Jahre beim Militär und bei KGI eins gelernt: Man musste immer mit allem rechnen. Deshalb lautete auch die oberste Regel, immer auf alles vorbereitet zu sein.
Er verlagerte das Gewicht seines Rucksacks und nahm das Gewehr in die andere Hand, als er auf einen weiteren waldreichen Hügel in der Umgebung von
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