KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
hatte.
»Tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun.«
Sie riss sich los und drückte den Arm an ihre Brust. Nervös und unsicher starrte sie ihn an.
»Wer bist du?«
Er ließ das Magazin aus der Pistole gleiten und legte die Waffe auf einen Tisch. »Ich heiße Garrett. Das war nicht gelogen.«
»Das erklärt gar nichts.«
»Ich arbeite für alle möglichen Leute«, fuhr er fort. »Ich beschütze Menschen. Das ist mein Beruf.«
Sie schaute ihn skeptisch an. »Bist du ein Söldner?«
»Wenn du wissen willst, ob ich Geld für meine Dienste bekomme, dann ja. Ich arbeite nicht umsonst.«
Sie zog die Stirn in Falten. »Und wie viel hast du bekommen, um mich zu beschützen?«
»Spielt das eine Rolle? Wichtig ist nur, dass ich für deinen Schutz sorge. Man sollte doch meinen, dass es auch in deinem Interesse ist, am Leben zu bleiben.«
»Und du erwartest jetzt, dass ich dir traue? Einfach so?«
Er empfand die Frage wie einen Schlag unter die Gürtellinie und musste sich beherrschen, nicht zusammenzuzucken. Ja, er wollte, dass sie ihm vertraute, auch wenn er ihr einen Haufen faustdicker Lügen auftischte. Er musste sie überzeugen.
»Wenn ich es auf dein Leben abgesehen hätte, dann wärst du schon tot. Ganz bestimmt hätte ich mir dann das ganze ›Affentheater‹ gespart, nur um dir nahe zu sein, und geküsst hätte ich dich schon mal überhaupt nicht.«
Sie riss die Augen auf, und er verfluchte sich innerlich, weil ihm das herausgerutscht war. Er wollte sie nicht manipulieren und über ihre Gefühle zum Ziel kommen, aber letztlich würde es genauso aussehen.
»Warum hast du es dann getan?«
»Weil ich es wollte.« Das zumindest war die Wahrheit.
Sie schien nicht zu wissen, was sie darauf erwidern sollte. Verwirrt rieb sie sich die Schläfen und wandte sich ab. Er ging um sie herum, um ihr Gesicht sehen zu können. Sie wirkte abgrundtief erschöpft.
»Wie lange hast du schon nicht mehr geschlafen?«, wollte er wissen.
Die Frage brachte sie noch mehr durcheinander. Sie ließ die Hand sinken und sah ihn an, als er wäre er ein unlösbares Rätsel für sie.
»Ich verstehe dich nicht, Garrett. Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Was willst du hier? Ich brauche dich nicht.«
»Und ob du mich brauchst.«
Sie fasste sich an den Kopf. »Dann lass es mich so formulieren: Ich will dich nicht hier haben. Fahr nach Hause. Ich habe es mir anders überlegt. Marcus soll sich raushalten. Lass mich in Frieden.«
Er schnaubte, wurde von Sekunde zu Sekunde zorniger. »Glaubst du ernsthaft, dass du allein sehr weit kommst? Sarah, du bist das ideale Opfer, wie es im Buche steht. Verdammt noch mal, du stehst da vorn am Fenster und gaffst hinaus wie eine Idiotin.«
Sie riss den Kopf hoch und starrte ihn aus funkelnden Augen an. »Du hast mich beobachtet?«
»Was glaubst du denn? Seit zwei Tagen suche ich die Umgebung ab, um ganz sicherzugehen, dass dir niemand gefolgt ist. Es ist ja nicht besonders schwer, dich zu finden. Häng draußen doch gleich ein Schild auf: ›Sarah Daniels ist hier.‹ Und mal dir ein großes rotes X auf die Stirn.«
Sie legte die Hände vors Gesicht und schloss die Augen. »Mein Gott, ich war doch so vorsichtig. Wenigstens habe ich das geglaubt. Mache ich mir was vor? Ich habe keine Ahnung, wie man sich richtig versteckt. Ich hatte das nie nötig.«
Sie stand kurz vor dem völligen Zusammenbruch. Ihre Schultern sackten herunter als Zeichen, dass sie sich geschlagen gab. Sie sah so klein aus und so verletzlich. Er trat vor und wollte sie in die Arme nehmen, zögerte dann jedoch. Auf der Insel hätte er nicht lange überlegt, aber hier lagen die Dinge anders. Er hatte sie getäuscht. Wahrscheinlich dachte sie, dass alles, was auf der Insel passiert war, lediglich den Zweck gehabt hatte, ihr Vertrauen zu erschleichen. Ursprünglich war das auch seine Absicht gewesen, aber das war ganz sicher nicht der Grund, warum er sie geküsst hatte und warum er sie jetzt unbedingt wieder küssen wollte. Jetzt gleich, an Ort und Stelle. Allerdings hatte er jetzt den Einsatz erhöht. Zuvor hatte er sie nie direkt belogen.
»Sarah«, sagte er leise.
Sie schaute auf, ihre Augen waren vor Erschöpfung rot gerändert.
»Ich erwarte nicht, dass du mir sofort voll vertraust, aber im Moment bleibt dir keine große Wahl. Bis ich weiß, was dich bedroht, und ich diese Bedrohung ausgeschaltet habe, musst du dich mit mir arrangieren. Das hat nichts mit deinem Bruder oder sonst jemandem zu tun. Es geht ausschließlich
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