KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
können.
»Was soll ich bloß tun?«, jammerte sie.
Ein lautes Klopfen an der Haustür beendete jede weitere Diskussion über ihr Leben. Das war auch gut so, denn sie führte diese Unterhaltung mit den Falschen.
Nervös blickte sie Sam und Garrett an. Ethan war hier. Wie sollte sie ihm gegenübertreten, wo sie nun die Wahrheit kannte? Ob sie es ertragen könnte, wenn er sie so liebevoll ansah, obwohl sie jetzt wusste, dass alles nur Theater war?
»Du musst nicht mit ihm reden«, sagte Sam verständnisvoll. »Er kommt hier nur rein, wenn ich ihn einlasse. Du kannst bleiben, solange du es für richtig hältst. Oder du kannst du auch mit ihm nach Hause gehen. Sag mir einfach, was du möchtest, und wir helfen dir dabei.«
Sie deutete ein Lächeln an. »Ich verstehe wirklich nicht, warum ich anfangs immer solche Angst vor dir gehabt habe. Du bist immer nur nett zu mir gewesen.«
Jetzt lächelte auch er und drückte ihre Hand.
Garrett strich ihr übers Haar. »Wofür entscheidest du dich, Süße? Willst du mit Ethan reden, oder sollen wir ihn dahin schicken, wo der Pfeffer wächst?«
35
Ethan stand vor dem Haus und trat vor Ungeduld von einem Fuß auf den anderen. Die Tür war abgeschlossen, sonst wäre er längst drinnen, und wenn Sam nicht bald in die Gänge käme, würde er sie eintreten. Er hob die Faust und wollte noch einmal dagegenhämmern, als Sam die Tür öffnete und ihn fast schon anklagend ansah.
»Wo ist sie?«, fragte er und zwängte sich an seinem Bruder vorbei.
»Im Wohnzimmer. Bei Garrett.«
Sam musterte ihn von oben bis unten, aber das war Ethan egal. Er war schon ganz krank vor Sorge um Rachel. Als er an Sam vorbeimarschierte, wollte der noch etwas hinzufügen, aber auch das ignorierte Ethan. Er wollte so rasch wie möglich zu Rachel.
Im Wohnzimmer sah er, wie sie sich auf der Couch an Garrett drängte. Ganz offensichtlich war sie ziemlich durcheinander. Garrett hob den Kopf und warf ihm einen Blick zu, bei dem sich manch einer in die Hose gepinkelt hätte.
Großer Gott, was ging hier vor?
Er ließ sich vor Rachel auf die Knie sinken und zog ihre Hände von Garrett weg.
»Kleines, was ist los?«, fragte er leise. »Was ist passiert? Ich bin aufgewacht, und du warst weg. Hast du eine Vorstellung, welche Ängste ich ausgestanden habe? Der Pick-up war fort, du warst fort. Ich musste Sean anrufen, damit er mich herfährt.«
Sie wich vor ihm zurück, als könnte sie es nicht ertragen, ihn zu berühren. Völlig perplex starrte er sie an.
Garrett stand auf und trat neben Sam.
»Willst du, dass wir hierbleiben, Rachel?«, fragte Garrett ruhig.
Völlig verwirrt schaute Ethan zwischen den beiden hin und her. Irgendetwas ging hier vor, von dem er nicht den blassesten Schimmer hatte. Langsam wurde ihm übel. Hatte sie sich an alles erinnert?
Rachel schüttelte den Kopf. »Nein, aber danke für das Angebot.«
»Wir sind unten, wenn du etwas brauchst«, sagte Sam, dann verließen er und Garrett das Wohnzimmer.
»Rachel?«, fragte Ethan, als sie allein waren.
Das flaue Gefühl im Magen wurde immer stärker.
»Das da habe ich gefunden«, sagte sie und streckte ihm die zerknüllten Papiere entgegen.
Er brauchte gar nicht hinzusehen, er wusste auch so, worum es sich handelte. Er wagte es nicht, ihr in die Augen zu schauen.
»Oh mein Gott.«
Mit zitternder Hand hielt sie ihm die Dokumente weiterhin vors Gesicht. »Ich bin diese Träume nicht losgeworden, in denen du so wütend warst und mich so gehasst hast.«
»Schhhh.« Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Nein, ich habe dich nicht gehasst. Nicht einen Moment lang.«
Sie stieß seine Hand weg und starrte die Papiere an. »Das da beweist das Gegenteil. Zumindest hast du mich nicht mehr geliebt. Du warst der Auffassung, unsere Ehe wäre am Ende. Du wolltest, dass ich aus deinem Leben verschwinde. Meine Güte, du hast dir nicht einmal die Mühe gemacht, die Papier wegzuwerfen. Du hast sie genau dort gelassen, wo ich sie schon einmal gesehen habe, ehe ich nach Südamerika geflogen bin.«
Was konnte er sagen? Er hatte keine Entschuldigung für all den Schmerz, den er ihr bereitete.
»Rede mit mir, Ethan«, flehte sie ihn an. »Ich muss es wissen. Und es geht nicht nur um die Scheidungsunterlagen. Das ist nicht unser einziges Problem. Ich kann mich nicht an alles erinnern, nur an Bruchstücke. Ich habe nicht einmal gewusst, dass ich ein Baby verloren habe, bis Sam es mir vorhin erzählt hat, oder dass du kurz darauf die SEAL s verlassen
Weitere Kostenlose Bücher