KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
solche Sorgen um mich macht. Aber mal ehrlich: Wenn es um eure Familien ginge, würdet ihr da jemand anderen auf Rachefeldzug ziehen lassen?«
Rio seufzte. »Nein, ich nicht.«
Steele nickte.
»Dann ist das Thema erledigt.« Sam warf einen Blick zu dem Haus, in dem sich seine Brüder ausruhten. »Aber das bleibt aus den offensichtlichen Gründen unter uns.«
»Du bist der Boss«, sagte Rio.
Müde fuhr Sam sich mit der Hand übers Gesicht. »Jetzt legt euch aufs Ohr. Ich schaue noch mal nach, wie es Ethan und Rachel geht.«
»Kommst du mit rein?«, fragte Steele Rio, als er auf das Häuschen zuging.
»Nein, ich gehe lieber zum Hubschrauber zurück. In ein paar Stunden treffen wir uns wieder.«
Steele zuckte mit den Schultern. »Wie du willst.«
Sam legte Ethan eine Hand auf die Schulter und rüttelte ihn sanft wach. Rachel lag immer noch zusammengerollt in Ethans Armen.
»Was war denn hier los?«, fragte Sam leise.
Ethan brauchte ein paar Sekunden, bis ihm klar wurde, dass Sam Rachels blutverschmierte Kleidung meinte.
Vorsichtig löste sich Ethan von Rachel und stand unbeholfen auf. Jeder einzelne seiner Muskeln protestierte, und sein Nacken war völlig steif, weil er so verkrampft im Bett gelegen hatte.
»Hast du ein wenig geschlafen?«, fragte Sam.
»Nicht viel. Rachel ist in ausgesprochen schlechter Verfassung.«
»Wir bringen sie nach Hause, dann wird sie wieder gesund. Sie ist eine Kämpferin. Wie hätte sie sonst das letzte Jahr überleben können?«
»Das hätte niemals passieren dürfen. Ich hätte bei ihr sein müssen.«
»Blödsinn!«
Ethan schwieg. Er allein wusste, wie schwer die Schuld seines Versagens bei Rachel wog. Sam durfte davon nichts erfahren. Niemals. Die Enttäuschung seines älteren Bruders würde er nicht ertragen können. Ihr Vater hatte ihnen einen sehr strengen Ehrbegriff vermittelt: Verhalte dich deiner Frau gegenüber anständig. Seine mehr als dreißig Jahre währende Ehe mit ihrer Mutter war Zeugnis für diese Maxime.
Ethan hatte sich Rachel gegenüber nicht nur rücksichtslos verhalten, er hatte sich auch vor jeder Verantwortung gedrückt und die Schuld für seine Unzufriedenheit allein ihr angelastet.
»Du darfst nicht in der Vergangenheit leben, Mann«, sagte Sam leise. »Rachel braucht dich. Suhl dich nicht ewig in deinen Schuldgefühlen. Du musst stark sein. Für sie. Du hast schwere Wochen vor dir.«
Ethan nickte, obwohl er bezweifelte, dass Sam ihn in der Dunkelheit überhaupt sehen konnte. Sam hatte recht. Er bekam eine kostbare zweite Chance. Warum auch immer. Verdient hatte er sie nicht, nein, aber er würde sie auf keinen Fall ungenutzt lassen.
»Maren ist der Auffassung, Rachel sollte noch nicht sofort nach Hause fahren, und nach dem, was hier gerade passiert ist, bin ich im Prinzip der gleichen Meinung.«
Wieder fiel Sams Blick auf Ethans Kleidung. »Was zum Teufel war denn hier los?«
Ethan erzählte ihm von Rachels Halluzinationen und davon, dass Maren ihren Entzug überwachen wollte und sie Bedenken hatte, Rachel in diesem Zustand in eine Familie und ein Leben zu entlassen, an die sie sich nicht erinnern konnte.
»Sie macht sich Sorgen wegen der Belastung, der Rachel dadurch ausgesetzt würde. Sie empfiehlt, dass du mit den anderen vorausfliegst und ihr alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumt, damit ihre Heimkehr so reibungslos wie nur möglich verlaufen kann.«
»Die Vorstellung, euch hierzulassen, gefällt mir gar nicht«, wandte Sam ein.
»Ich bleibe.«
Garrett tauchte plötzlich in der Tür auf. Sam schüttelte den Kopf.
»Du kannst nicht alle Entscheidungen allein treffen«, sagte Garrett. »Ich bleibe bei Ethan und Rachel. Du kannst die anderen nach Hause bringen. Cole, Dolphin und Steele benötigen bessere medizinische Versorgung, als sie hier bekommen können. Du und Donovan könnt der Familie ja die tollen Neuigkeiten überbringen. Sobald es Rachel besser geht, kommen Ethan und ich mit ihr nach.«
Ethan nickte. »Ich glaube auch, das ist am besten so. Wenn ich Mom und Dad anrufe, regen sie sich nur auf. Die glauben doch, ich leide unter Wahnvorstellungen. Und so haben sie Zeit, sich an das Ganze zu gewöhnen, bevor Rachel heimkehrt. Ich will nicht, dass sie von den Eindrücken förmlich erschlagen wird. Es wird für sie ohnehin schwer genug.«
Sam runzelte die Stirn. »Ich lasse euch wirklich nur ungern hier.«
»Ethan und ich kommen schon klar«, sagte Garrett.
Sam seufzte. »Na gut. Dann machen wir es so. Wenn Maren die
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