KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
neugierig an. »Wo haben wir unsere Flitterwochen verbracht?«
Kurz war er überrascht, dann lächelte er sie liebevoll an. »Wir waren eine Woche auf Jamaika und haben fast nur am Strand gelegen. Ich glaube, du hattest die ganze Zeit nicht viel mehr als einen Bikini an.«
Sie errötete ein wenig und senkte den Kopf.
»Bist du bereit?«, fragte er feierlich.
Sie holte tief Luft und nickte. Er machte die Tür auf und stieg aus, dann reichte er ihr die Hand. Sie ergriff sie und ließ sich aus dem Fahrzeug helfen. Sam und Garrett standen schon auf dem Gehweg vor der Eingangstür.
Wie stark sie zitterte, merkte sie erst, als Ethan den Arm um sie legte, um ihr Halt zu geben, während sie an seinen Brüdern vorbeigingen.
»Sollen wir noch bleiben, Ethan?«, fragte Sam leise.
Ethan hielt an den Stufen zum Eingang inne und verstärkte seinen Griff um ihre Hüfte. »Nein, alles klar. Sag Mom, dass ich sie später anrufe.«
»Okay. Wenn du was brauchst, sag Bescheid.« Sam gab Ethan einen Klaps auf den Rücken und ging dann zum Pick-up zurück.
Garrett zögerte eine Sekunde, dann legte er Rachel eine Hand auf die Schulter. »Pass auf dich auf, Süße.«
Sie riss sich von Ethan los und schlang die Arme um Garretts Taille. Überrascht trat er einen Schritt zurück, doch dann legte er die Arme um sie und erwiderte die Umarmung.
»Du kommst doch wieder, oder?«, flüsterte sie.
»Ich bin nie weit weg«, murmelte er. »Wenn du mich brauchst, bin ich zur Stelle. Versprochen.«
Widerwillig befreite sie sich aus seiner Umarmung. Garrett lächelte ihr zu, dann wandte er sich an seinen Bruder. »Wenn irgendwas ist, melde dich.«
»Wir kommen schon klar«, entgegnete Ethan.
Garrett ging den Weg hinunter und stieg zu Sam in den Pick-up. Als sie losfuhren, winkten beide noch mal.
»Okay?«, fragte Ethan und drehte sich zur Tür.
Sie starrte die Stufen an, als fürchte sie sich vor dem, was im Haus auf sie warten könnte. Wovor hatte sie solche Angst? Warum war sie so ein Feigling?
»Bringen wir es hinter uns«, sagte sie schließlich.
Ethan steckte den Schlüssel ins Schloss und sperrte auf. Als sie eintraten, strömte ihnen kühle Luft entgegen. Sie wappnete sich innerlich gegen den Ansturm der Erinnerungen, aber es kam ihr alles völlig unbekannt vor.
Geistesabwesend rieb sie sich die Arme, während sie den Blick durchs Wohnzimmer schweifen ließ. Es schien so … still. Ordentlich. Leblos. Die ganze Einrichtung strahlte Ruhe aus, vom Klavier über den Kamin bis zu den gerahmten Kunstdrucken an den Wänden.
Wie konnte das ihr Haus sein, wenn jede Faser ihres Körpers Chaos schrie?
»Kleines? Alles klar?«
Ethan berührte ihren Arm, und sie schreckte auf.
»Mir fehlt nichts.«
»Erkennst du irgendwas wieder?«
Sie schüttelte den Kopf. Sie war kurz davor, so schnell aus dem Haus zu rennen, wie sie nur konnte.
»Was stört dich denn?«, fragte er sanft.
Sie drehte sich einmal um die eigene Achse. Die Wände und Möbel schienen auf sie zuzukommen und sie zu verhöhnen. Sie nannten sie eine Betrügerin, die hier eigentlich nichts zu suchen hatte.
»Bist du sicher, dass ich hierhergehöre?«
»Komm her«, sagte er und zog sie an sich. Er hielt sie fest und legte sein Kinn auf ihren Kopf. »Du gehörst da hin, wo ich bin. Du gehörst zu mir. Immer. Ich weiß, dass dies eine ungeheure Anstrengung für dich sein muss, aber du kommst darüber hinweg. Versprich mir nur, dass du mir sagst, wenn dir irgendetwas Angst macht, damit ich etwas dagegen tun kann.«
Sie drückte ihn, klammerte sich an ihn. Sie sog seinen Geruch ein und spürte den gleichmäßigen, beruhigenden Schlag seines Herzens an ihrer Wange. Sie beide konnten das schaffen. Sie konnte es schaffen.
Schließlich nahm sie ihn bei der Hand. »Zeigst du mir alles?«
»Nichts lieber als das.«
Während sie durch das Haus streiften, wurde Rachels Frust immer größer. Sie empfand rein gar nichts.
»Das ist unser Schlafzimmer, und durch die Tür da geht es ins Bad«, sagte Ethan, als sie in ein geräumiges Zimmer kamen.
Die Einrichtung trug die Handschrift einer Frau. Ein Himmelbett, die Tagesdecke mit Rüschen besetzt.
In so einer Umgebung konnte sie sich Ethan nur schwerlich vorstellen.
»Sieht so gar nicht nach dir aus«, sagte sie leise.
Er lächelte. »Als Innenarchitekt bin ich eine glatte Fehlbesetzung.«
»Aber nach mir sieht es auch nicht aus«, fuhr sie hilflos fort.
»Das bist du, durch und durch. Ruhig, ordentlich, feminin und
Weitere Kostenlose Bücher