KGI: Tödliche Rache (German Edition)
bedauerte das Geschehene so sehr, dass es ihr die Kehle zuschnürte. Mühsam rang sie nach Atem, doch alles, was sie spürte, war Schmerz.
Es klopfte an der Zimmertür. Sam berührte sanft ihre Schulter, dann bückte er sich nach ihren Sachen.
»Geh ins Badezimmer und zieh dich an. Ich kümmere mich um das Essen.«
Ohne ihn anzusehen, griff sie nach den Kleidern, ging ins Bad, schloss die Tür und lehnte sich an das alte Holz. Sie hasste sich für die Tränen, die lautlos ihre Wangen hinabliefen.
Sie konnte nicht zurück und würde das auch nicht wollen. Was geschehen war, war geschehen, und der Preis, den sie dafür zahlte, war hoch. Vielleicht zu hoch.
Sie wischte die Tränen mit dem Unterarm weg, ließ das Handtuch fallen und schaute sich die Sachen an, die Sam ihr gegeben hatte. Slip und BH hatten die richtige Größe. Sie schloss den Clip des BHs und zog ihn mit etwas Mühe über den Kopf.
Ein paar Minuten später war sie fertig angezogen. Die Sachen passten perfekt, und sie fühlte sich sauber und gut gekleidet. Sie holte tief Luft und ging zurück ins Zimmer.
Der Essensduft stieg ihr in die Nase, und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Sam hatte alles auf dem Bett ausgebreitet: eine dampfende Pizza, zwei Salate, ein Tablett mit belegten Sandwiches und Schachteln mit chinesischem Essen.
Sophie stellte sich neben das Bett und fragte sich, womit sie anfangen sollte.
»Bedien dich«, sagte Sam.
Er setzte sich auf die Bettkante und nahm sich ein Stück von der Pizza.
»Ich nehme die Hälfte davon«, sprudelte sie heraus und deutete auf die Pizza.
Grinsend reichte er ihr einen Pappteller. »Weißt du was? Du nimmst dir, was du magst. Ich kümmere mich dann um die Reste.«
Sie griff nach dem Teller und tat sich von allem etwas auf. Als kein Platz mehr war, zögerte sie und überlegte, was sie zurücklegen sollte.
Wieder lachte Sam und reichte ihr einen weiteren Teller. »Das Essen läuft nicht weg, Sophie. Setz dich hin und iss.«
Da war es ihr peinlich, und sie schob das Tablett mit den Mini-Sandwiches zur Seite und setzte sich. Als Erstes machte sie sich über die Pizza her, weil die noch heiß war. Lauwarme Pizza schmeckte auch nicht schlecht, aber besser war sie nun mal, solange der Käse noch geschmolzen war.
»Meine Güte, schmeckt das klasse«, sagte sie und seufzte wohlig.
Er sah sie neugierig an. »Wann hast du das letzte Mal was Vernünftiges gegessen?«
Sie wurde rot. »Vor ein paar Tagen. Ich habe mich nicht getraut, anzuhalten und was zu essen, weil ich die ganze Zeit völlig damit beschäftigt war, meine Verfolger abzuschütteln. Aber auch ohne das wäre ich jetzt kurz vorm Verhungern. Ich gehöre nicht zu diesen anmutigen, zarten Schwangeren. Ich glaube, ich könnte zu jeder Mahlzeit so viel essen, wie ich wiege. Bis das Kind kommt, sehe ich wahrscheinlich wie ein Walross aus.«
Sein Blick glitt über ihren Körper, und schon wieder wurde sie rot.
»Ein paar Pfund mehr könnten dir sicher nicht schaden. Dein Bauch steht raus wie ein Volleyball, und ansonsten bist du nur Haut und Knochen.«
»Meine Brüste«, murmelte sie kauend. »Die sind inzwischen riesig. Ich hasse das. Es fühlt sich an, als würde ich Außerirdische ausbrüten, die irgendwann ausschlüpfen.«
Er sah sie verblüfft an, dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte lauthals.
»Ich finde diese Außerirdischen perfekt.«
»Klar doch«, murmelte sie.
Sie aß, bis sie das Gefühl hatte, gleich zu platzen. Ihr Bauch war so voll, dass sie sich kaum noch rühren konnte. Sie ließ sich auf das Bett fallen und schloss zufrieden die Augen.
Doch dann musste sie lachen, denn dies war eigentlich keine Situation, um sich zufrieden zurückzulehnen. Sie war auf der Flucht und saß mit einem Mann, den sie wie ein Teenager anschmachtete, in einem Motel fest. Dieser Mann hatte sie geschwängert. Dieser Mann vertraute ihr nicht und wusste noch nicht mal, ob er sie mochte oder nicht.
Hinzu kam, dass ihr die Leute ihres Onkels auf den Fersen waren und sie ihren Vater umgebracht und sich den Zugang zu seinem gesamten Vermögen gesichert hatte. Wenn ihr Onkel sie erwischte, würde er kurzen Prozess mit ihr machen.
»Was tun wir jetzt, Sam?«, fragte sie leise. »Wohin fahren wir?«
»Das habe ich dir doch schon gesagt. In ein sicheres Haus.«
Sie seufzte frustriert auf. »Und was passiert dann? Du wirst mir doch nicht weismachen wollen, dass du noch keine Vorstellung hast, wie es weitergehen soll. Und welche Rolle spiele
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