KGI: Tödliche Rache (German Edition)
nicht mehr viel gemein mit dem Kind, das sich immer nur Liebe und eine richtige Familie gewünscht hatte.
»Worüber grübelst du gerade nach? Du wirst dir noch die Unterlippe abkauen.«
Sofort entspannte sie die Muskulatur rund um ihren Mund und zwang sich, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. »Nichts Wichtiges. Erzähl mir von KGI – wie alles anfing und wieso du dir ausgerechnet solch einen Job ausgesucht hast. Ich finde das schon eine seltsame Berufswahl.«
Er warf ihr einen Blick von der Seite zu und zuckte mit den Schultern. »Ich verdiene gut.«
Sie zog die Stirn in Falten. »Das ist alles? Du verdienst gut?«
»Vermutlich liegt uns diese Art von Arbeit im Blut. Meine ganze Familie war beim Militär. Schon immer. Mein Vater, sein Vater, dessen Vater. Onkel, Cousins – wir haben alle gedient.«
»Aber du bist nicht mehr beim Militär, oder? KGI ist ein privates Unternehmen?«
Ganz kurz huschte ein Schatten über sein Gesicht, und wenn sie ihn nicht so genau beobachtet hätte, wäre ihr vermutlich gar nicht aufgefallen, dass er das Lenkrad fester packte.
»Dein Vater hat dir nichts von uns erzählt? Du hast doch gesagt, er habe gewusst, wer wir sind.«
Sie presste die Lippen aufeinander. »Mein Vater hat mir nur so viel mitgeteilt, wie ich seiner Ansicht nach unbedingt wissen musste, um mich an dich ranzumachen. Deine Lebensgeschichte hat er mir nicht erzählt.«
Sam richtete den Blick wieder auf die Straße. »Nein, ich bin nicht mehr beim Militär. Ich war bei der Army, Garrett und Donovan bei den Marines. Ethan, Nathan und Joe kennst du noch nicht. Ethan war ein Navy SEAL.«
»War? Das heißt also, keiner von euch ist mehr beim Militär?«
»Doch, Nathan und Joe. Die sind bei der Army.«
»Arbeitet Ethan auch für KGI?«
Sam zog einen Flunsch. »Gelegentlich. In Zukunft vielleicht öfter. Er und seine Frau haben eine schwierige Zeit hinter sich. Im Moment kümmert er sich vor allem um sie.«
»Oh … Ich meine, das ist natürlich gut.«
»Ja. Diese Auszeit brauchen die beiden dringend. Aber die kriegen das schon hin. Rachel ist eine Kämpferin.«
Sophie sah Sam neugierig an. Seine Augen strahlten voller Wärme, wenn er von seiner Schwägerin sprach, und Sophie hätte nur zu gern gewusst, was für eine Geschichte sich hinter seinen rätselhaften Worten verbarg.
»Dann hast du KGI also gegründet, nachdem du deine militärische Laufbahn beendet hattest? Ganz schön mutig. Ich kann mir so was kaum vorstellen.«
Sam lächelte. »So schwer war das gar nicht. Ich hatte eine Menge guter Kontakte. Einmal habe ich einem hohen Tier von der CIA das Leben gerettet, bei einem Zwischenfall in einer der amerikanischen Botschaften. Zum Dank hat er mir angeboten, ihn anzurufen, falls ich mal seine Hilfe brauche. Und das habe ich dann auch getan. Eine ganze Reihe unserer Aufträge bekommen wir von ihm, aber wir arbeiten auch für Privatkunden.«
»Und was macht ihr für die?«
Sie konnte sich nicht recht vorstellen, wofür ganz normale Leute die Hilfe militärischer Einsatzkräfte brauchen sollten. Jemand wie ihr Vater schon, aber ihr Vater war auch alles andere als normal.
»Die meisten unserer Geiselbefreiungsaktionen werden von der Regierung in Auftrag gegeben, und nicht ausschließlich von der amerikanischen. Uns haben zum Beispiel auch schon kleinere Länder angeheuert, die nicht über einen militärischen Apparat wie wirtschaftsstarke Länder verfügen. Im Privatkundenbereich haben wir vor allem Entführungsopfer befreit und Flüchtige aufgespürt.«
Sie riss die Augen auf. »Meinst du damit ausgebrochene Strafgefangene?«
Er lächelte. »Nein, das weniger. Eher Kriminelle, die man noch nicht hat fassen können oder die sich vor ihrer Verhandlung abgesetzt haben. Unsere Arbeit ist weder vorhersehbar noch langweilig.«
»Sie klingt ziemlich gefährlich«, murmelte Sophie.
»Gelegentlich schon, aber wir verstehen was von unserem Job. Wir stellen nur die besten Leute ein, und wir bilden sie gründlich aus.«
Sie grinste breit. »Jetzt klingst du wie eine Radiowerbung.«
Er streckte die Hand aus und stupste sie gegen das Kinn. »Klugscheißerin.«
Sie nahm seine Hand und küsste seine Fingerspitzen. Sam sah sie zärtlich an, und einen Moment lang kam der Wagen ins Schlingern, weil er die Aufmerksamkeit zu lange auf sie richtete.
»Du bist gefährlich«, murmelte er.
Unschuldig riss sie die Augen auf. »Wie bitte?«
Er schüttelte lächelnd den Kopf, richtete den Blick aber wieder auf
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