KGI: Tödliche Rache (German Edition)
gut.«
Er runzelte die Stirn, drang aber nicht weiter in sie.
Der Wagen rollte aus, und Sam stellte den Motor ab. Steele kam über den Vorplatz auf sie zugeeilt.
»Bleib sitzen, bis ich auf die Beifahrerseite rüberkomme«, sagte Sam und öffnete die Tür.
Sie nickte, und er stieg aus und machte die Tür zu.
Steele und er unterhielten sich, wobei Steele gelegentlich auf Stellen im Gelände deutete. Ihr war vor Angst richtig flau im Magen. Dabei ging es ihr gar nicht so sehr um ihre Sicherheit. Sie fühlte sich zum ersten Mal mit sich im Reinen, seit sie das Anwesen ihres Vaters verlassen hatte. Ihre Angst war anderen Ursprungs.
Sie würde Sam alles erzählen müssen. Bald.
Sam ging vorne um den Geländewagen herum und öffnete die Beifahrertür. Er half ihr aus dem Wagen und führte sie dann rasch Richtung Hütte.
Sie fröstelte, als die kalte, feuchte Luft über ihre Haut strich. Die Sonne hatte den Nebel noch nicht vertreiben können, der in dünnen Schwaden über das Gelände waberte. Sie atmete tief die feuchte Luft in ihre trockene Kehle.
Die Stufen knarrten, als sie die hölzerne Treppe zur Veranda hinaufstiegen. Sam öffnete die Tür, und ein Schwall warmer Luft empfing sie.
Die Hütte war nur spärlich möbliert. Im Wohnzimmer standen ein Sofa und ein abgewetzter Lehnstuhl. Die hintere Wand wurde von einem großen Herd dominiert, aber weder befanden sich Kochtöpfe auf der Herdplatte, noch brannte im Inneren ein Feuer. Nichts hier war schick, und die Möblierung beschränkte sich auf das Notwendigste. Dennoch hatte Sophie das Gefühl, hier wäre sie sicher. Sie hatte keine Ahnung, ob sie diesem Gefühl trauen konnte oder ob es nur ihrem Wunschdenken entsprang. Auf jeden Fall war es zur Abwechslung mal ganz angenehm, jemand anderen für sich sorgen zu lassen. Sie hatte es satt – dermaßen satt –, ständig auf der Flucht zu sein und Todesängste auszustehen.
Sam ließ die Hand ihren Rücken hinaufgleiten, legte sie ihr auf die Schulter und drückte sie sanft. »Alles in Ordnung?«
Sophie drehte sich um und lächelte ihn an. Erstaunlich, wie gut es sich anfühlte, jemanden von innen heraus anzulächeln – überhaupt das Bedürfnis zu haben, trotz all der widrigen Umstände zu lächeln.
»Alles bestens. Ich habe gerade gedacht, wie schön es ist, sich in Sicherheit zu fühlen, und wie erleichternd, sich mal auf jemand anderen zu verlassen als immer nur auf mich selbst.«
Sam schienen ihre Worte unangenehm zu sein. Verwirrt legte sie den Kopf auf die Seite.
»Habe ich was Falsches gesagt?«
Er hatte sich bereits wieder unter Kontrolle und schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Ich bin froh, dass du dich sicher fühlst. Das ist genau, was ich mir gewünscht habe.«
Sie ließ den Blick durch die fast leere Hütte wandern und hob fragend die Hände. »Und, was machen wir jetzt? Karten spielen? Monopoly?«
Obwohl das als Witz gemeint war, wurde sie bei dem Gedanken richtig aufgeregt, sich mit einem einfachen Kinderspiel zu beschäftigen. Sam hatte sie in seiner Kindheit vermutlich tausendfach gespielt, aber in ihrem Leben hatte es solche gewöhnlichen Dinge nie gegeben. Verspielte, sinnfreie Momente hatte sie nie gekannt.
Er lachte. »Ich muss noch mal mit Steele reden. Ich will kontrollieren, ob das Gelände perfekt gesichert ist und ob ihm irgendwas Sorgen bereitet. Ein Monopolyspiel habe ich leider nicht eingepackt, aber wir können ja ›Wahrheit oder Pflicht‹ spielen.«
Er wackelte bedeutungsvoll mit den Augenbrauen und grinste. Sein eben noch so ernstes Gesicht wirkte plötzlich jungenhaft und unbekümmert. Ihr Herz schlug schneller. Er sah wirklich außerordentlich gut aus.
»›Wahrheit oder Pflicht‹ habe ich noch nie gespielt, aber es klingt interessant.«
In gespieltem Entsetzen riss er die Augen auf. »Nie? Da klaffen ja riesige Lücken in deiner Erziehung! Wie sieht es mit Flaschendrehen aus?«
Ernst schüttelte sie den Kopf.
»Ich kann dir eine Kurzfassung der beiden Spiele geben: Am Ende sitzt du mit mir in einem Schrank und küsst mich, während sich meine Hand unter dein T-Shirt stiehlt.«
Sie hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut herauszuplatzen. »Wenn das eine Warnung sein sollte, hat sie ihre Wirkung verfehlt.«
Er sah sie liebevoll an, machte einen Schritt auf sie zu, strich ihr mit den Fingerknöcheln über die Wange und küsste sie lange und zärtlich.
Sie spürte, wie ihre Knie nachgaben, und lehnte sich an ihn. Sie liebte es, wie er
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