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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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ließ seinen Blick über die leer gefegte See vor dem Schiff schweifen. »Kommen Sie. Ich zeig Ihnen mal was.«
    Jung trat zwischen der Steuer- und der Radarkonsole hindurch vor das große Panoramafenster neben den WO. Der deutete mit dem Arm schräg voraus über das Vorschiff und Jung bemerkte, wie ein Schwarm Tümmler den Kurs des Schiffes kreuzte. Sie waren ungeheuer schnell. Ihre Rücken durchbrachen rhythmisch die Wasseroberfläche. Dazwischen sah man ihre dunklen Körper in geringer Tiefe wie Torpedos durchs Wasser schießen.
    »Faszinierend«, bemerkte Jung.
    »Nehmen Sie das Glas. Sie spielen gern.«
    Die See war nur leicht gekräuselt, das Wasser tintenblau und sehr durchsichtig. Die Schatten der schnellen Tiere im Wasser waren auch in größerer Entfernung noch gut auszumachen.
    »Gibt es hier auch Haie?«, erkundigte sich Jung beiläufig.
    »Nee. Hab noch keinen gesichtet, solange ich hier Wache gehe.«
    »Wie lange fahren Sie schon?«
    »Fast sechs Monate. Demnächst geht’s heimwärts.«
    »Da wird sich Ihre Familie freuen.« Jung nahm das Glas von den Augen und stellte es zurück an seinen Platz.
    »Familie? Schön wär’s. Mein Leben kann ich einer Frau nicht zumuten.«
    »Warum? Wie machen Ihre verheirateten Kameraden das denn?«, fragte Jung ungläubig.
    »Musst schon ’ne kluge Frau haben. ’ne richtig liebe, eine mit Gefühl und Verständnis. Äußerst selten, sehr selten. Meistens hat man nur Probleme. Das ist Standard.«
    »Und wenn es ganz schlimm kommt, stürzen sie sich von Bord wie der alte KaFü, oder?«, führte Jung den Gedanken des WO fort.
    »Ja, das ist mal was ganz Neues gewesen. Das hab ich noch nie erlebt. Es gibt da noch ’n paar andere Möglichkeiten«, beeilte sich der WO zu antworten.
    »Und der KaFü? Warum ausgerechnet der?«
    »Null Ahnung. Ich kann nicht glauben, dass er wirklich über Bord gejumpt ist. Jeder andere, aber der nicht. Und schon gar nicht aus Kummer. Nee, nee, ich weiß nicht.« Der WO suchte mit seinem Glas den Horizont ab. Das Meer war gespenstisch leer. Es lag unter dem wolkenlosen, fahlen Himmel ausgebreitet wie ein endloses Laken. Ein leichter Zug kräuselte die Oberfläche. Aber mit der Entfernung gewann Jung den Eindruck eines nur vorübergehend schlummernden und gefährlich glatten Riesen.
    Der WO wandte sich Jung wieder zu. »Das sind keine Problemchen, die man mal so lösen kann.« Dabei schnippte er laut mit den Fingern. »Am besten, man hängt die Seefahrt endgültig an den Nagel. Und tschüss, Marine.«
    »An Land gibt’s auch Probleme«, warf Jung ein.
    »Aber hier kommt man damit nicht so gut klar. Weit weg vom Schuss. Nichts los. Tote Hose. Nur Dienst und Ärger.«
    »Und gutes Essen«, ergänzte Jung.
    Der WO trat hinter das Radargerät und sah aufmerksam auf den Scope.
    »Brücke von OPZ 26 .« Die Bordsprechanlage unterbrach ihre Unterhaltung.
    »Brücke hört?«, antwortete der WO.
    »Wir haben einen schwachen Kontakt in 20 Meilen quer ab an Steuerbordseite. Habt ihr den schon optisch?«
    »Wie soll das denn funktionieren, Seemann? Nicht optisch natürlich. Frage: Kurs und Fahrt des Kontaktes?«
    »Kurs und Fahrt negativ. Liegt beigedreht. Sieht nach einem Fischer aus.«
    »Verstanden. Roger and over.«
    »Roger and over«, beendete die Operationszentrale das Gespräch.
    »Den sehen wir uns mal an.« Der WO schaute aus konzentrierten Augen und mit einem entschlossenen Grinsen im Gesicht zu Jung hinüber.
    »Ruder Steuerbord 20.«
    »Ruder Steuerbord 20. Ruder liegt Steuerbord 20«, quittierte der Rudergänger.
    »Ja. Beide Maschinen voraus 15 Knoten.«
    »Beide Maschinen voraus 15 Knoten. Beide Maschinen liegen voraus 15 Knoten.«
    »Ja. Navigation Achtung. Wir wechseln Kurs und Fahrt.«
    »Navigation hört.«
    »Kommt auf, auf zehn.«
    »Kommt auf, auf zehn«, echote der Rudergänger.
    »Recht so.«
    »Recht so.«
    »Ruder mittschiffs.«
    »Ruder mittschiffs. Ruder liegt mittschiffs. Neuer Kurs null neun null, Fahrt 15 Knoten.«
    »Ja. Navigation. Neuer Kurs null neun null, Fahrt 15 Knoten.«
    »Neuer Kurs null neun null, Fahrt 15 Knoten«, bestätigte der Nav-Gast.
    Die Konzentration auf der Brücke nahm zu. Die Ausgucks und der WO ließen die Gläser nur noch kurz von den Augen. Auf der Brücke hatte jede Unterhaltung aufgehört. Der MET hatte die Brücke verlassen. Vor der Fernmeldekonsole knisterte ein Obergefreiter mit der Tüte, als er sich Gummibärchen nahm und in den Mund schob.
    Nach einiger Zeit meldete der Ausguck auf der

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