Kiesgaerten
zwangsläufig hinter der eines reinen Sammlergartens zurückbleiben wird.
Klare Gliederung erwünscht
Überlegen Sie vorab, welche Farb-, Form- und Texturspiele umgesetzt werden sollen: Mögen Sie kühle blaugrüne Farbtöne oder lieber warme Farben? Soll die Pflanzung von hohen, schlanken Formen beherrscht werden oder von runden, sanften Pflanzengestalten? Soll der Kiesgarten ein zartes, im Sonnenlicht flirrendes Bild bieten, oder sollen kräftige Pflanzen dominieren? Denn eine bewusste Gestaltung heißt auch im freien Umgang mit Pflanzen »ordnen und wiederholen«.
Leitstauden greifen dabei das angedachte Thema der Pflanzung – eine ausgeklügelte Farbgebung, ein abwechslungsreiches Spiel mit Formen und Texturen – auf. Sie verleihen dem Garten Struktur. Es ist gut, wenn diese dominierenden Pflanzen, die das Terrain über einen langen Zeitraum hinweg beherrschen, weil sie größer und höher werden als ihre Pflanzenpartner, mehrfach in der Pflanzfläche auftauchen. Meist genügt es, wenn Sie von diesen prägenden Gestalten nur einige wenige Exemplare einsetzen. Je nach Größe der Fläche platzieren Sie die Leitstauden an drei, vier, fünf oder in größeren Räumen an noch mehr Stellen. Variieren Sie dabei die Abstände zwischen den einzelnen Exemplaren. Wichtig ist, dass immer genügend Platz zwischen den Leitstauden bleibt. Diesen nehmen dann niedrigere Begleitpflanzen, Füllpflanzen sowie Zwiebel- und Knollenpflanzen ein.
In diesem Kiesgarten geben Mittelmeer-Wolfsmilch und Heiligenkraut im Frühjahr den Takt vor. Später im Jahr übernehmen großwüchsige und wuchtigere Stauden wie Riesenschleierkraut die Führungsrolle.
Im Takt der Jahreszeiten
Auf größeren Flächen können Sie verschiedene Leitstauden auswählen, die dann in bestimmten Jahreszeiten Akzente setzen. Beispielsweise ist es denkbar, dass im Frühjahr Junkerlilien (Asphodeline lutea) die Pflanzflächen gliedern, bevor im Sommer Kugeldisteln (Echinops ritro) und im Herbst attraktive Gräser wie Prärie-Bartgras (Schizachyrium scoparium) oder Silberährengras (Stipa calamagrostis) die Regentschaft übernehmen. Begleitpflanzen sollen das von den Leitelementen vorgegebene Thema aufgreifen und fortsetzen. Sie sind weniger hoch und ergänzen die Leitstauden farblich oder sorgen durch einen andersartigen Wuchscharakter für Abwechslung. Dazu gesellen sich einige ergänzende Pflanzen, die bereits vor oder erst nach den Leitstauden blühen und so die Pflanzung über einen längeren Zeitraum hinweg attraktiv erhalten. Kurzlebige, doch lang blühende Vagabunden wie Spornblumen, Kronen-Lichtnelke oder Muskateller-Salbei können als Lückenfüller ebenfalls einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Zwiebel- und Knollenpflanzen dienen oftmals als Vorläufer, die schon früh im Jahr kräftige Farbtupfer liefern.
Bergminzen, Edeldisteln und Federgräser tauchen mehrfach in der Pflanzung auf und scheinen ineinander verwoben zu sein. Oft genügen wenige Pflanzenarten, um Gartenbilder zu schaffen, die wie ein Gemälde wirken.
Die richtige Mischung
Ein Tipp zum Schluss: Beim Aufbau von Pflanzungen, die ein klares Ordnungsgefüge zeigen sollen, verwendet man höhere Pflanzen in geringerer und niedrigere Pflanzen in höherer Zahl. Mengenmäßig sollen also niedrige bodendeckende Pflanzen im Vordergrund der Flächen den höchsten Anteil der verwendeten Pflanzen ausmachen.
Klassisch und doch modern
In vielen englischen Staudenrabatten – den traditionellen »Borders« – werden Stauden ihrer Höhe nach geordnet in bandartigen Strukturen gepflanzt. Man verwendet dabei vornehmlich gezüchtete Gartenstauden in verschiedenen Sorten. In vielen Kiesgärten folgt man bei der Verwendung der Pflanzen dagegen natürlichen Vorbildern wie Steppen, Garigues oder Prärien. Deshalb werden hier nur selten prunkvolle Zuchtformen eingesetzt. Meist dominieren Wildstauden – züchterisch nicht veränderte Arten oder Auslesen natürlicher Formen. Auch geht man bei der Gestaltung freier vor, zumal naturalistische Bilder modern und zeitgemäß sind.
Wie das vorgestellte Beispiel zeigt, können jedoch klassische Ansätze ebenso überzeugende Lösungen anbieten.
Die Pflanzung wurde in einem geschlossenen Gartenraum realisiert. Locker aufgebaute, frei wachsende Hecken begrenzen das Terrain. Sie sind sozusagen die Wände, vor denen sich die Konturen und Farben der Pflanzung deutlich abzeichnen. Gleichzeitig unterbinden sie den Blick in andere Gartenbereiche, sodass die Pflanzung
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