Kill Decision

Drohnenangriffe zu töten, und ich bin jetzt so weit, abgeschnittene Köpfe zurückzuschicken. Und wenn Sie mir nicht etwas sagen, was ich nicht schon weiß, fange ich mit Ihrem Kopf an.»
    «O Gott.» Clarke begann zu hyperventilieren. «Sie glauben, ich hätte etwas mit den Drohnenangriffen zu tun? Halt, warten Sie. Ich habe nichts – nichts – mit diesen Angriffen zu tun. Wir sind von M&R beauftragt worden, bezüglich der Mittelbewilligung für die Drohnen positiv auf die öffentliche Meinung einzuwirken. Das ist alles, was ich weiß. Mehr –»
    «Von wem bei M&R?»
    «Ich könnte Ihnen Namen nennen, aber das sind nur Juristen. Es sind alles nur Juristen. Ich kann Ihnen sagen, die sind halb wahnsinnig vor Angst, dass sie die Nächsten sind, die eine Rakete abkriegen – schicken ihre Kinder in Vorortschulen, als wär’s der London Blitz oder was. Wir wurden dafür bezahlt, die Öffentlichkeit für Drohnen zu gewinnen, aber das ergibt ja auch wirklich Sinn – wir werden ja angegriffen. Warum sollten wir da nicht so schnell wie möglich Drohnen zu unserer Verteidigung aufbieten?»
    Der Mann kam näher heran, ließ das Messer beängstigend geschickt in der Hand rotieren. «Zeit ist um!»
    «Halt! Halt!» Clarke hob abwehrend die Hände. «Rita Morehouse. Jack Allenby, Aaron Nickols, äh, Uma Verazzi.»
    «Das sind Ihre Kontaktleute bei M&R?»
    Clarke nickte; er schwitzte und zitterte jetzt plötzlich. «Ja. Bitte töten Sie mich nicht. Ich werde sie nicht warnen, versprochen. Ich schwör’s.»
    «Sie hätte ich nicht gern in meiner Mannschaft. Ich brauchte Sie nicht mal zu ritzen.» Der Mann packte mit einem gezielten Griff Clarkes Seidenschlips und schnitt ihn mit einer einzigen fließenden Bewegung sauber ab. Zurück blieb ein verwaister doppelter Windsorknoten.
    Clarke taumelte zitternd rückwärts und kniff die Augen fest zusammen, die Hände noch immer abwehrend erhoben. «Bitte! Ich versprech’s. Ich schwör’s Ihnen.»
    Nach einem Weilchen öffnete er die Augen ängstlich wieder, aber der Mann schien nicht mehr da zu sein. Clarke nahm die Hände herunter und sah, dass seine Bürotür offen stand und er allein war. Er seufzte tief und merkte jetzt erst, dass er vergessen hatte zu atmen. Er lehnte sich an seinen Schreibtisch und versuchte sich zu sammeln.
    Als Erstes schlich er vorsichtig zur Tür. Packte dann mit einem Satz die Klinke, zog die Tür zu und schloss sie ab. Spähte von der Seite durch das Glas, ob draußen jemand war. Der Mann schien wirklich weg zu sein.
    Clarke griff in seine Jacketttasche und zog sein iPhone heraus. Hatte es im nächsten Moment am Ohr. Auch jetzt, nach ein Uhr morgens, reichte ein einziges Klingeln. Er hatte sich noch nie gefragt, warum. «Marta! So ein Special-Activities-Arschloch hat mich gerade in meinem eigenen Büro mit dem Messer bedroht.»
    «Er hat gesagt, er sei von den Special Activities?»
    Clarke atmete tief durch, um sich zu beruhigen. «Nein, aber er wusste verdammt noch mal, wer wir sind. Hat gesagt, er sei dreimal von Drohnen angegriffen worden und wolle jetzt jemandes Kopf. Er war eindeutig ein Black-Operations-Typ und wollte die Namen meiner Kontaktleute bei M&R.»
    «Wen haben Sie angegeben?»
    «Ein paar Mergers-und-Acquisition-Leute. Die erstbesten Namen, die mir eingefallen sind …»

    In einem Kastenwagen eine halbe Meile weiter belauschten Mordecai Evans, Linda McKinney und Foxy das Telefonat und beobachteten gleichzeitig die Stimmenmuster auf einem Laptopdisplay. Mr. Clarkes Stimme war voller Angst.
    «… ich brauche Schutz, Marta. Dieser Typ ist hier hereinspaziert, als wär’s eine öffentliche Toilette. Das war nicht irgendein Amateur. Ich weiß nicht, wie er an der Security vorbeigekommen ist.»
    «Beruhigen Sie sich, Henry. Wenn die Sie töten wollten, dann wären Sie jetzt tot.»
    Evans klapperte eifrig auf einem Laptop herum, der mit einem Stapel fast schon sowjetisch aussehender robuster, mit Antennen bestückter Funkempfänger verbunden war. «Ich habe ihre IMEI- und IMSI-Nummer. Scheint ein Firmenhandy zu sein – kein Name –, aber sie ist in Georgetown, irgendwo in Ufernähe. Stationär, also wahrscheinlich zu Hause. Wenn wir nah dran sind, peile ich sie anhand der Kontrollverbindung.»
    Im Hintergrund flehte Clarkes Stimme: «… das ist kein Scherz, er hat mir buchstäblich den Schlips vom Hals geschnitten.»
    «Das wird geregelt. Gehen Sie jetzt einfach nach Hause. Schlafen Sie eine Runde.»
    McKinney beobachtete