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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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kriegen kann. Babu hat nicht viel hinterlassen.»
    «Ich frage mich ja nur, ob Sie das für Adwele tun oder für sich selbst. Sie gehen irgendwann von hier weg, das wissen Sie doch.»
    McKinney musterte Haloren einen Moment und nickte dann, als sie merkte, dass es ihm wirklich um Adweles Wohl ging. «Ich verstehe, was Sie meinen, aber Babu war ein guter Freund von mir. Er hat auf mehr als einer Expedition für meine Sicherheit gesorgt. Ich werde für seine Familie tun, was ich kann. Auch wenn ich wieder zu Hause bin.»
    Haloren musterte sie, dann blieb er abrupt stehen. «Okay. Dann lasse ich Sie jetzt machen.»
    «Hey!»
    Haloren drehte sich um.
    «Ich verspreche, niemandem zu sagen, dass Sie gar nicht so ein Arschloch sind.»
    Er salutierte kurz. «Ich weiß es zu schätzen.»
    Sie grinste und sah ihm kopfschüttelnd nach, als er sich an die Seite einer anderen Wissenschaftlerin heftete, die in die Gegenrichtung ging.

    McKinney hing in einem Baumklettergurt zwanzig Meter über dem Dschungelboden. Aus den Bäumen ringsherum kam eine Kakophonie von Schreien tropischer Vögel und grüner Meerkatzen. Sie beschirmte die Augen gegen die Sonne, die durchs Blattwerk herabgleißte, und suchte die Baumkrone auf Weberameisennester ab. Zum Glück war keins zu entdecken.
    Die tiefsten Äste dieses Outeniqua-Gelbholzbaums – Afrocarpus falcatus – waren immer noch sieben Meter über ihr. Ihr Seil hing über einem noch höheren Ast. Sie hatte mit der Armbrust eine Wurfleine darübergeschossen, ihr Kletterseil hinterhergezogen und dann, entsprechend der Doppelseiltechnik, die sie während des Studiums gelernt hatte, ihren Klettergurt am einen Strang fixiert und mit dem anderen durch einen Klemmknoten verbunden.
    McKinney veränderte ihre Position so, dass ihr Blick von diesem Baum auf der Hügelkuppe über den Dschungel bis zu den nebelverhangenen, dichtbewaldeten Gipfeln der Usambaraberge ging. Es gab so viel zu sehen, so viele verschiedene Gerüche in der Luft – es war immer atemberaubend hier oben. Ihr entging nie, wie schön diese Berge waren, eingehüllt in Dschungelgrün und tiefhängende Wolken, feucht und voller Leben. Diese Natur auf sich wirken zu lassen war für McKinney das, was einer spirituellen Erfahrung am nächsten kam. Sie wusste, hier auf diesem Kontinent – womöglich sogar in diesem Dschungel – waren die ersten Hominiden entstanden, hatte die lange Reise der Menschheit begonnen, hin zu dem, was sie von den anderen Tieren unterschied: einem Bewusstsein von sich selbst. Sie fühlte sich winzig beim Gedanken an die ganze lange Strecke der Geschichte, die diese Landschaft gesehen hatte.
    Sie blickte hinab zu ihrem Klettergefährten, einem sehnigen afrikanischen Jungen von etwa zehn Jahren. Auch er trug einen Kletterhelm und saß in einem Gurt an einem eigenen Seil. Er arbeitete sich mühselig voran, den bestiefelten Fuß in einer Trittschlinge. Ächzend stemmte er sich mit dem Bein ein weiteres Stückchen rauf, justierte dann seine Knoten neu.
    McKinney zeigte mit dem Finger hinab. «Nicht am Blake-Knoten halten, so verlierst du Höhe. Lass die Hände drunter. Ja, so ist es besser, Adwele. Prima.» Sie lächelte ihn an. «Wie sieht’s aus? Brauchst du mal eine Pause?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nein, Miss. Von mir aus kann’s weitergehen.»
    Sie nickte. Adwele war immer mit Eifer bei der Sache, immer bereit, etwas Neues zu lernen. Unerschrocken. «Übertreib’s nicht. Lass dir Zeit und achte darauf, wie du’s machst.»
    Er blickte runter. Dann zu ihr hinauf, ein strahlend weißes Lächeln im Gesicht. «Gucken Sie mal, wie hoch wir schon sind!»
    «Schau, da …» Sie lehnte sich ins Seil und zeigte auf die Berge. «So sehen Vögel die Amani.»
    Adwele blickte auf ein Panorama, das er noch nie gesehen hatte, obwohl er hier geboren war.
    McKinney sah das Staunen in seinen Augen, seine wachsende Begeisterung für die Natur. Sie erkannte so viel von sich selbst in ihm wieder. Es gab ihr zu denken.
    Ein Anfall von unausgelebter Mütterlichkeit, das war ihr klar. Das verlorene Jahrzehnt ihrer Postdoc-Tätigkeit, die langen Arbeitstage und die schlechte Bezahlung als Associate Professor. Während andere bodenständig wurden, war sie in fernen Weltgegenden herumgereist und hatte Feldforschung betrieben. Es war ein abenteuerliches Leben, aber keins, das sich mit Mutterschaft vertrug. Außerdem gab es sowieso genug Menschen auf der Welt, und was sie einmal hinterlassen würde, waren ihre Forschungsergebnisse.

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