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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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einschätzen. Ich hab gesehen, wie du im Blue Light ein Bier nach dem anderen gekippt hast, und dachte mir: ›Der Typ kommt frisch aus dem Knast und hat die Eier für ein ganz großes Ding.‹ Deshalb bin ich dir gefolgt und hab dir mit diesen Idioten geholfen. Aber da hab ich wohl meine Zeit verschwendet. Und jetzt steig aus meinem Wagen.«
    »WARTE EINFACH MAL EINE GOTTVERDAMMTE SEKUNDE.«
    »Ja?«
    »Ich mach es.«
    »Ja?«
    »Ja. Ich mach es. Bring mich zum Laden, du wirst schon sehen.«
    Ich grinste breit. »Ich muss dich nicht dorthin bringen, Oscar, mein Freund.« Ich zeigte mit dem Finger auf ein Neonschild ein paar Häuser weiter. ›Barney’s Liquor‹ stand darauf.
    »Das ist er?«
    »Das ist er.«
    »Okay.« Er atmete sehr schwer, während er die Handschuhe anzog.
    »Du kannst von hier aus zu Fuß gehen. Zieh die Maske erst über, wenn du bereit bist, reinzugehen.«
    »Alles klar.«
    »Wenn du drin bist, fahr ich vor den Laden. Die Autotür wird offen sein, wenn du rauskommst. Steig einfach ein und wir fahren sofort weg. Ich habe meinen Wagen sechs Blocks von hier entfernt geparkt. Wir steigen um und haben’s geschafft.
    »Sicher. Klingt gut.«
    »Und vergiss nicht, was ich übers Schießen gesagt hab.«
    »Nein.« Er nickte hektisch und wirkte nervös.
    »Geh.«
    »Okay.« Er nickte erneut wie ein gottverdammter Specht, der sich an Beton zu schaffen macht.
    »Jetzt!«
    Er stieß die Tür auf, sprang hinaus und stürzte über den Bürgersteig, als wollte er die Sache hinter sich bringen, bevor ihn der Mut verließ. Am Eingang des Schnapsladens blieb er kurz stehen, um sich die Skimaske über den Kopf zu ziehen. Dann stürmte er hinein.
    Ich fuhr nicht vor die Ladentür. Nein. Stattdessen stieg ich aus meinem treuen Buick und ging zu Fuß rüber. Ich setzte meine Brille ab, um besser sehen zu können, und öffnete den Reißverschluss meiner Jacke.
    Ich war noch rund zehn Meter von der Ladentür entfernt, als zwei Sachen gleichzeitig passierten: Ein Mädchen in einer gelben Windjacke kam aus einem Eingang vor mir und Oscar kam rückwärts aus dem Laden, den Sack mit dem Geld in der einen Hand, die Pistole in der anderen.
    »Aus dem Weg!«, japste ich und griff nach meiner Kanone. Das Mädchen wich mit einem Satz zur Seite und duckte sich in den Eingang. »Stehen bleiben!«, rief ich Oscar zu.
    Er wirbelte herum und feuerte mehrere Schüsse ab. Mit einer kurzläufigen Waffe schaffen es die meisten noch nicht einmal, geradeaus zu schießen. Oscar bildete da keine Ausnahme. Seine Kugeln trafen nichts als Luft.
    Ich drückte den Abzug. Die Waffe wurde nach oben gerissen. Trotz des lauten Knalls hörte ich, wie meine Kugel in Oscar einschlug. Bevor er zu Boden ging, ließ ich eine zweite folgen. Dann rannte ich auf ihn zu.
    Barney O’Hara, der Besitzer des Schnapsladens, erreichte die Leiche im selben Moment wie ich. Unsere Blicke trafen sich. »Clare?«
    »Hi, Barn.«
    »Ich hab dich gar nicht erkannt. Neue Frisur, was?« Er schüttelte seinen Glatzkopf und grinste. »Mann, ich schätze, dafür schulde ich dir was.«
    »Du schuldest mir gar nichts, Kumpel. Bedank dich bei der Glücksgöttin. Ich wollte nur ein Sixpack kaufen.« Ich beugte mich nach unten und zog die Skimaske von Oscars Kopf. »Mein Gott«, raunte ich. »Ich glaub es nicht!«
    »Was ist denn los?«
    »Der Typ … Das ist Oscar Morton. Ich hab gehört, dass er in der Stadt ist, aber …« Ich schüttelte den Kopf und versuchte, verwirrt und schockiert zu wirken.
    »Und wer ist Oscar Morton?«
    »Der Typ, der Peggy vergewaltigt hat.«
    »Peggy? Deine Tochter Peggy? Scheiße noch mal, wie war das gerade mit der Glücksgöttin?«
    »Von wegen Glück«, erwiderte ich. »Ich werde einiges zu erklären haben. Die Dienstaufsicht wird mir deswegen die Hölle heißmachen …«
    Barney schlug mir auf die Schulter. »Verdammt, wenn ich je einen gerechtfertigten Schuss gesehen hab, dann den hier. Du …«
    »Sollte nicht jemand die Polizei rufen?«, fragte das Mädchen in der gelben Windjacke.
    Ich zeigte ihr meine Dienstmarke.

DIE GUTE TAT
    Sie schlief, als ich sie entdeckte. Schlief oder stellte sich tot. Aber wie auch immer, sie lag seitlich zusammengekauert auf dem Boden des Käfigs und rührte sich nicht.
    Heilige Scheiße!, ging mir als Erstes durch den Kopf.
    Hier stand ich und pinkelte in den Wald, während sich nur gut fünf Meter entfernt ein Mädchen befand. Was, wenn sie sich auf die andere Seite rollte? Ich wünschte mir nichts sehnlicher,

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